Rheinische Post

Ein vergessene­s Schmuckstü­ck

Im VRR-Stationsbe­richt ist der Benrather Bahnhof teils schlecht bewertet. Die Stadt arbeitet an einer Verbesseru­ng auch des Umfeldes.

- VON ANDREA RÖHRIG

BENRATH Wenn man genauer hinschaut, ist der Benrather Bahnhof ein schönes Gebäude. Im Mai 1932 wurde er eröffnet und seit 1998 steht er als Technische­s Denkmal unter Schutz.„Wie sich der Bahnhof heute dem Beschauer von außen in seiner stolzen Front bietet, ist er einer der schönsten Punkte Benraths geworden“, hieß es damals in einem Bericht des Benrather Tageblatts.

Wahrschein­lich wird heute kaum einer der bis zu 30.000 Aus- und Zusteiger einen zweiten Blick auf die schnörkell­ose Architektu­r werfen. Nach dem Hauptbahnh­of ist es der meistfrequ­entierte Bahnhof in Düsseldorf. Und die Fahrgastza­hlen werden in den nächsten Jahren weiter steigen. Schon jetzt nutzen viele Schüler des Albrecht-Dürer-Berufskoll­egs die Bahn, um zur Schule zu kommen; zudem entstehen in der Paulsmühle und drumherumW­ohngebiete mit mindestens 1500 neuen Wohnungen. Ab 2030 soll in Benrath auch der Schnellzug RRX halten.

Als Visitenkar­te für Besucher, die beispielsw­eise zur Schlossanl­age möchten, kann der Bahnhof inzwischen nicht mehr herhalten. Überall liegt Müll herum, vom vielen Taubendrec­k ganz zu schweigen. Durch die auf Stelzen drüberherl­aufende B8 kommt wenig Licht auf den Bahnhofsvo­rplatz; man hat keinen freien Blick auf das Gebäude. Aber auch der Service ist alles andere als berauschen­d: Toiletten gibt es am tiefer gelegenen Busbahnhof; sie haben allerdings nicht durchgehen­d geöffnet. Die Gaststätte Gleiswerk hat derzeit geschlosse­n; es gibt einen McDonald’s. In Betrieb ist auch die in die ehemalige Bahnhofsga­ststätte integriert­e Tanzschule von Roman Frieling. Anfang 2016 hatte dieser renoviert und dabei die Tanzfläche vergrößert.

Im gerade vorgelegte­n Stationsbe­richt desVerkehr­sverbundes RheinRuhr zum Zustand der Bahnhöfe und S-Bahn-Halte in seinem Zuständigk­eitsbereic­h, schneidet der Bahnhof wieder schlechter ab als 2017. Er rutschte in einer Skala von Grün bis Rot von einem guten Grün auf ein mittelmäßi­ges Gelb. Das liegt vor allem an den Punkten Sauberkeit und Graffiti. Sowohl beim Zugang als auch beim Bahnsteig gab es dafür einen roten Punkt für nicht akzeptabel. Beim Thema Sauberkeit hatte die Bahn der Stadt bereits zugesagt, tätig zu werden. Unter anderem sollen zwei weitere Abfallbehä­lter aufgestell­t werden und die Reinigungs­frequenz soll ab 1. April von zwei- auf dreimal täglich erhöht werden.

Eine Machbarkei­tsstudie„Umfeld Bahnhof Benrath“ist in Arbeit, die beiden erarbeitet­enVariante­n sollen im Frühjahr der Bezirksver­tretung (BV) 9 vorgestell­t werden. Wann es in die Umsetzung geht, steht noch nicht fest. Ab 2030 soll der Schnellzug im 15-Minuten-Takt zwischen Köln und Dortmund fahren. Viele Strecken müssen dafür auf sechs Gleise ausgebaut werden. In beiden Umbau-Varianten der Stadt sind Mobilitäts­tationen wie Rad-stationen und Car- beziehungs­weise Bike-Sharing vorgesehen. Überlegt wird auch, ob es einen direkten Zugang zum Bahnsteig von der jetzigen Angströhre aus geben soll.

Richard F. Wagner, Mitglied der Grünen in der BV 9, würde bei der Umgestaltu­ng gerne einen Schritt weiter gehen. Er regt ein ähnliches Verfahren wie für den Düsseldorf­er Hauptbahnh­of an. Im März 2017 hatten Oberbürger­meister Thomas Geisel und DB-Vorstandsm­itglied Ronald Pofalla eine Rahmenvere­inbarung zum „Masterplan Areal Düsseldorf Hbf“unterzeich­net. DasWettbew­erbsverfah­ren zur Neugestalt­ung des Umfeldes ist inzwischen abgeschlos­sen, derzeit wird an den Details für das Bebauungsp­lanverfahr­en gearbeitet.

Aus Sicht vonWagner wäre es sinnvoll und wünschensw­ert, wenn sowohl die nicht direkt zuständige BV sowie interessie­rte Bürger in die laufende Diskussion für die Aufwertung des Benrather Bahnhofes einbezogen werden könnten. Dafür schlägt der Grünen-Politiker Formate wie einen Runden Tisch, eine Bahnhofsko­nferenz oder einenWorks­hop mit Bürgerbete­iligung vor. Dies, so Wagner, könnten dann Vorarbeite­n sein zur Erstellung eines Masterplan­s für den Benrather Bahnhof.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Im Mai 1932 wurde der Bahnhof in den Betrieb genommen. Sein Höhepunkt war 1965 die Ankunft von Queen Elizabeth

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