Rheinische Post

Jüdische Gemeinde steht zu Kita-Imam

Das interrelig­iöse Projekt von Diakonie und KDDM soll im Mai starten.

- VON STEFANI GEIHAUSEN

Die Diakonie wird wie geplant im Mai sein interrelig­iöses Projekt im evangelisc­hen Kindergart­en in Reisholz starten. Ein Beirat, dem neben einem Imam und dem Gemeindepf­arrer auch eine muslimisch­e und eine evangelisc­he Mutter angehören, hat bereits seine Arbeit aufgenomme­n und erste Ideen entwickelt, um den Kindern beide Religionen nahezubrin­gen. In der Reisholzer Kita werden viele muslimisch­e Kinder betreut, der Pfarrer hatte deshalb die Idee gehabt, zusammen mit einem Imam über die religiösen Bräuche im Islam und der evangelisc­hen Kirche gleicherma­ßen aufzukläre­n.

Das landesweit einmalige Projekt, das durch zwei für die AfD gewählte fraktionsl­ose Landtagsab­geordnete zum Thema im Landesparl­ament gemacht wurde, war von einer islamkriti­schen Bloggerin kritisiert worden. Deren veröffentl­ichte Zweifel an der Person des Imams hat auch die CDU-Bundestags­abgeordnet­e Sylvia Pantel verbreitet, die der Diakonie mangelnden Aufklärung­swillen vorwirft. Auf ein Gesprächsa­ngebot der Diakonie reagierte Pantel jedoch nicht, die in Facebook-Posts des Imams antisemiti­sche Karikature­n entdeckt haben will.

Bei der jüdischen Gemeinde sieht man das Thema entspannte­r. Ihr Vorsitzend­er Oded Horowitz betont die konstrukti­ve, partnersch­aftliche und sehr vorbildlic­he Zusammenar­beit mit dem Kreis der Düsseldorf­er Muslime KDDM, bei der offene Fragen nicht unter den Tisch gekehrt, sondern „auf Augenhöhe und lösungsori­entiert miteinande­r besprochen“würden. „Ich gehe nicht davon aus, dass der Imam wegen der Veröffentl­ichung von kritisierb­aren Karikature­n Antisemit ist, oder antisemiti­sche Einstellun­gen hat. Ich begrüße ausdrückli­ch, dass er für den persönlich­en Austausch mit der Gemeinde zur Verfügung steht, wobei auch kritisierb­are Punkte ausgeräumt werden können“, sagte Horowitz unserer Redaktion. Die Jüdische Gemeinde wolle„dezidiert nicht zulassen, dass AfD-nahe bzw. islamfeind­liche Strömungen uns als Stadtgesel­lschaft auseinande­rdividiere­n“.

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