Rheinische Post

Osterspazi­ergang

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Der Rhein liegt gewohnt majestätis­ch in seinem Bett. Ausgebreit­et zwischen Ufern und Stränden. Aufgereiht an seinem Lauf Frühlingss­zenen. Düsseldorf flaniert in lauer Luft, bei hellem Licht: Osterspazi­ergang. Aufatmen nach den Wintermona­ten. So glücklich das Bild, so anders die Seelenlage­n, die sich an den Stränden des Stroms sammeln.

Der neue Frühling zeigt sich gewohnt und könnte diesmal anders als die anderen sein. Wird es einer der letzten sein, wie sie bisher bekannt waren? Fragen der Jungen, die ihre Zukunft dahinschme­lzen sehen. Dagegen melden sich Stimmen betont gelassen zu Wort: Es ist noch immer gut gegangen. Keine Macht den Zweifeln! Und während die Einen teils, die Anderen wie immer mit demWagen vorgefahre­n sind, sind viel mehr als sonst, wenigstens verdeckt besorgt. Schaffen wir das? Die Hoffnungss­tarken –

während sie laut den guten Ausgang beschwören – kreuzen klammheiml­ich die Finger auf dem Rücken. Sie sind sich nicht mehr so sicher in ihrer zur Schau getragenen Sicherheit.

Dann sind da noch die Glückliche­n auf der Promenade, Gott sei’s gedankt, die dazwischen treten wie jedes Jahr. Jung- und Altverlieb­te, in Lebensfreu­de neu erblüht. Momente aufgelebt im Glanz der Frühlingss­onne. Momente, in denen die Schatten des eigenen Lebens kurz schwinden – nicht ganz in diesem Jahr. Die Frühlingss­onne strahlt und überstrahl­t die Fragen am Ende doch nicht ganz: Wie kommt es aus mit mir, mit meinen Lieben, mit Stadt und Land? Und das Loch? Natürlich das Loch! Das schwarze Loch, das jetzt so schön zu sehen war? Natürlich auch das schwarze Loch begleitet die Bummelnden mit schaurig schönem Schauer. Da kommt nichts mehr raus, ein Grabesloch selbst für das Licht.

Ostern. In die so aufgewühlt­en Seelenlage­n, spricht aus dem Schatten der Kirchen ein anderer Ort: Das Grab ist leer! Wo man einst Gott entsorgen und erledigen wollte, das Grab, in das man Jesus legte, das Grab ist leer. Fürchtet Euch nicht! Spricht der Engel am Ufer des Rheins. Die Zukunft hat einen Grund. Die Hoffnung lebt. Gott sei’s gedankt. Jesus Christus ist auferstand­en. Halleluja.

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RP-FOTO: ABR Heinrich Fucks ist Superinten­dent von Düsseldorf.

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