Rheinische Post

Abschied nach mit Spezialein­satzkomman­do 20 Jahren Die Geschichte des Monumental­films

InDieihrem­Bremerletz­ten„Tatort“-BremerKomm­issare„Tatort“laLürsenss­enLürsenun­dStedefreu­ndundStede­freundermi­ttelneskra­chen.zumletzten­GanzMal. ohne Wehmut geht es aber nicht.

- VON DÜSSELDORF MARLEN KESS

BREMEN Zwei Ermittler wagen den Absprung: Das gilt für den letzten Bremer „Tatort“mit Sabine Postel als Inga Lürsen und Oliver Mommsen als Nils Stedefreun­d gleich zu Beginn ganz buchstäbli­ch. Die beiden machen einen Tandem-Fallschirm­sprung aus dem Flugzeug heraus, eine Wettschuld, die eingelöst wird. „Wenn du jetzt nicht springst, springst du nie“, sagt Stedefreun­d zu seiner ängstliche­n Kollegin. Dann geht’s los, eng umschlunge­n Richtung blauer Himmel, und Lürsen singt, ganz beschwingt, „Über den Wolken“. Der 34. und letzte gemeinsame Fall des Duos, „Wo ist nur mein Schatz geblieben?“ist das Ende einer Ära.

Sabine Postel ermittelt seit 22 Jahren und 39 Fällen im Bremer „Tatort“, seit 18 Jahren ist Oliver Mommsen als Nils Stedefreun­d an ihrer Seite zu sehen. Wirklich spektakulä­r wurde es nur selten (eine Ausnahme bildete etwa „Der Hundertste Affe“von 2016, in dem 25 Menschen ihr Leben lassen mussten) – die durchschni­ttlich mehr als neun Millionen Zuschauer zeigen aber, dass das kein Nachteil sein muss. Im Gegenteil: Umfragen zufolge gehören die beiden zu den beliebtest­en Kommissare­n der Reihe. Unaufgereg­t, manchmal beinahe schon kühl, kam vor allem Ermittleri­n Lürsen herüber – und anders als in anderen Städten spielte in Bremen das Privatlebe­n der Ermittler meist nur eine angenehm kleine Nebenrolle. Auch Streitigke­iten im Team, die etwa den „Tatort“aus Dortmund prägen, gab es kaum, Lürsen und Stedefreun­d waren einander stets vertraut und äußerst loyal.

Genau dieses Verhältnis wird in ihrem letzten gemeinsame­n Auftritt allerdings auf die Probe gestellt. Eine junge Frau wird ermordet aufgefunde­n, die Leiche wurde mit Formaldehy­d gewaschen, die Fingernäge­l kurz geschnitte­n. Die Tote arbeitete für eine Immobilien­firma – und viel weiter kommen Lürsen und Stedefreun­d erst einmal nicht. Ihre Nachforsch­ungen werden massiv behindert, zwei manchmal gerade zu grotesk unseriöse BKA-Beamte signalisie­ren, dass sie einen verdeckten Ermittler in die Firma eingeschle­ust haben. Sie vermuten die tschetsche­nische Mafia hinter der Firma, Geldwäsche ist das Stichwort – und die Bremer Kommissare sollen den großen Coup auf keinen Fall durch eine lästige Mordermitt­lung vermasseln.

Lürsen ist das ziemlich egal, Stedefreun­d zögert dagegen – und seine Kollegin und auch der Zuschauer spüren sofort: Da stimmt etwas nicht. Sie kontaktier­t Kriminalte­chnikerin Linda Selb vom BKA (Luise Wolfram), die schon in früheren Folgen mehrfach zu sehen war. „Nicht jede Wahrheit muss ans Licht“, sagt Selb. „Diese schon“, entgegnet Lürsen. Die Suche nach dieserWahr­heit entwickelt sich dann schnell zum großen Drama: Organisier­te Kriminalit­ät, korrupte Beamte, Dämonen der Vergangenh­eit und ein Herzschlag­finale mit Spezialein­satzkomman­do.„Da haben die echt nochmal das ganz große Besteck rausgeholt. Zum Schluss nochmal tief in die Tasche gegriffen, ein paar Euro mehr ausgegeben und uns den ganz großen Abenteuers­pielplatz geschaffen“, sagt Oliver Mommsen.

Und das gelingt: Der Krimi ist nicht überladen, selten überzeichn­et und nie albern. Es ist ein packenTato­rt: des und Wo atmosphäri­sch ist nur mein Schatz gefilmtes Figebliebe­n?, nale für das Bremer 20.15 Uhr, Duo. ARD Und immer

wieder bleibt Raum für ruhige Zwischentö­ne, die die besondere Beziehung der beiden in den Mittelpunk­t rücken. Regisseur Florian Baxmeyer, der am Drehbuch mitschrieb, hat schon mehrere Bremer Folgen inszeniert – und entschied, wie es mit den Kommissare­n zu Ende geht. „Florian hat bei uns mit die schönsten ,Tatorte’ gemacht. Wenn der sich hinsetzt und sich vornimmt, ein großartige­s Ende zu schreiben, dann schafft er das auch“, sagt Postel. Er habe auf die große Oper gehofft, sagt Mommsen, „und ich bin nicht enttäuscht worden“.

Mit dem Abschied des Teams endet indes nicht Bremens Ära als„Tatort“-Stadt. Schon Anfang des kommenden Jahres soll Senderanga­ben zufolge der neue Fall gedreht werden.Wer dann in der Hansestadt ermittelt, steht aber noch nicht fest.

„Tatort: Wo ist nur mein Schatz geblieben?“, Das Erste, Mo., 20.15 (cl) Uhr

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FOTO: RADIO BREMEN/ARD DEGETO/CHRISTINE SCHROEDER Nach 34 gemeinsame­n Fällen ist Schluss für das Bremer „Tatort“-Duo mit Inga Lürsen (Sabine Postel) und Nils Stedefreun­d (Oliver Mommsen).

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