Der Verstand siegt über das Herz
Das Drama „Die defekte Katze“erzählt von einer Ehe, die nicht aus Liebe geschlossen wurde.
(ry) Wenn zwei Menschen sich lieben und den Rest ihres Lebens miteinander verbringen wollen, gehen sie den Bund der Ehe ein. Doch die große Liebe zu finden, ist nicht immer einfach, weshalb Datingportale und Apps boomen. In anderen Ländern kann die Suche nach einem Partner noch einmal ganz anders aussehen, da es dort ganz andere Traditionen und Werte gibt als in Deutschland. Im Iran zum Beispiel existieren noch heute sogenannte traditionelle Heiratsvermittlungen, die Singles die Arbeit abnehmen, den richtigen Partner zu finden. Genau auf diese Art undWeise lernen sich die Protagonisten Mina (Pegah Ferydoni) und Kian (Hadi Khanjanpour) im Film „Die defekte Katze“kennen.
Für die Hochzeit war der seit Jahren in Deutschland lebende Kian extra in den Iran gereist. Füreinander hatten sich beide aus recht pragmatischen Gründen entschieden: Der Assistenzarzt und Dauersingle Kian hatte in Deutschland trotz angestrengter Suche einfach nicht die Richtige gefunden. Die studierte Elektrotechnikerin Mina galt bei sich zu Hause im Iran schon aufgrund ihres Alters als schwer vermittelbar. Aber auch wegen ihrer eher liberalen Vorstellungen von einer Ehe schieden einige Kandidaten aus. In dieser Hinsicht denkt Kian sehr ähnlich wie Mina. Auch er fühlt sich hin- und hergerissen zwischen der Sicherheit, die ihm seine iranischen Wurzeln geben, und demVersprechen nach Selbstverwirklichung, mit dem ein westlicher Lebensstil lockt. Aber reicht diese gemeinsame Offenheit aus, um eine glückliche Ehe zu führen? Vier Monate nach ihrer Hochzeit im Iran kommt Mina schließlich zu Kian nach Deutschland. Doch als sie die ersten Tage und Nächte in ihrer nun gemeinsamenWohnung verbringen, ist da vor allem eines zwischen ihnen: sehr viel Distanz. Schnell wird dem Ehepaar klar, dass das neue Leben zu zweit in Deutschland für beide nicht das ist, worauf es gehofft hatte. Während Kian viel arbeitet, fühlt sich Mina in der Fremde isoliert und kämpft mit der deutschen Sprache. Auch wenn Kian sich in seiner spärlich bemessenen Freizeit sehr bemüht, zu ihr durchzudringen, gelingt es den beiden kaum, eine echte Beziehung zueinander aufzubauen. Mina zieht sich mehr und mehr in ihre Rolle als Ehefrau zurück. Um nicht so einsam zu sein, kauft sie sich eine Katze, die einen Gendefekt hat und für reichlich Chaos in derWohnung und im Leben der beiden sorgt. Es kommt zu Missverständnissen, und die angespannte Situation zwischen ihnen eskaliert. Ist ihre Ehe wirklich gescheitert, noch bevor sie richtig angefangen hat? Regisseurin und Drehbuchautorin Susan Gordanshekan erzählt authentisch und sensibel die Geschichte zweier junger Menschen, die sich dafür entscheiden, mitten in Deutschland eine traditionell arrangierte Ehe zu leben. Gordanshekan kennt diese Form der Ehe aus ihrer eigenen Familie: Auch ihre Eltern, die wie die Protagonistin Mina aus dem iranischen Isfahan stammen, haben so zueinandergefunden. Fernab vorurteilsbehafteter Vorstellungen von orientalischen Männern, Frauen und Ehen zeigt die Filmemacherin die Hoffnungen und Ängste ihrer Hauptfiguren in Bezug auf die Liebe. Dafür wurde sie sowohl vom Bundesverband Regie (Beste Nachwuchsregisseurin) als auch beim Snowdance Independent Filmfestival (Beste Regie) ausgezeichnet. Die Hauptrollen sind mit Hadi Khanjanpour und Pegah Ferydoni besetzt. Ersterer ist als Film- und Theaterschauspieler bekannt. Er war zuletzt unter anderem in „Bad Banks“zu sehen, außerdem schreibt und inszeniert er Stücke, in den vergangenen Jahren vor allem für die „theaterperipherie“in Frankfurt. Pegah Ferydoni kennt man vor allem aus „Türkisch für Anfänger“, wo sie die Schwester von Elyas M’Bareks Figur spielte. Des Weiteren hatte sie Auftritte in Fernsehfilmen wie „Helen Dorn – Gefahr im Verzug“und war in der achten Staffel der Comedyserie „Pastewka“zu sehen.
Die defekte Katze, 21.40 Uhr, ARTE