Leben im ältesten Teil Düsseldorfs
Manche behaupten, in der Altstadt zu wohnen, sei ein Wahnsinn. Aber viele, die im Ur-Düsseldorf leben, würden niemals wegziehen. Die Partymeile ist unüberhörbar, aber es gibt durchaus auch idyllische Ecken.
Seit 61 Jahren stehen Hildegard und Engelbert Oxenfort („Papa Karneval“) treu zueinander. Er nennt sie Mauseherz und sie ihn Alter oder manchmal auch Oller. Und dabei lachen sie so süß und verschmitzt, dass jeder merkt, wie sehr sie sich lieben. Er lebt schon immer in der Altstadt – zur Eiskellerbar sind es nur ein paar Meter, zur Ratinger Straße und der Kunstakademie auch. Seine Hildegard ist Bilkerin, aber seit 1958 auch eine Altstädterin. Und mit ihrer Wahl ist sie sehr glücklich. „Es ist interessant, obwohl wir mitten drin sind, haben wir die absolute Ruhe“, sagt sie. Die Andreaskirche ist ein „absoluter Lebensmittelpunkt“: Hier haben sie geheiratet, und hier hatten die Töchter Christiane (Festival-Düsseldorf-Intendantin) und Barbara (Sängerin, Ex-Venetia und Weinhaus-Tante-Anna-Chefin) zur Diamantenen Hochzeit im Mai vergangenen Jahres einen Dankgottesdienst organisiert. Bei einer
Laien-Theaterspielgruppe hatte sich das Paar einst kennen- und liebengelernt. „Wir lieben Düsseldorf, es ist eine großartige Stadt“, sind sie sich einig. „Die Leute sind weltoffen, es gibt jede Menge Kultur, auch architektonisch hat sich die Stadt großartig entwickelt. Die Oxenforts haben Gewicht in der Stadt – Engelbert legte den Grundstein für eine Bilderbuch-Familienkarriere: 1978 war er Karnevalsprinz. Er ist Ehrenpräsident der Prinzengarde BlauWeiss und des Comitees Düsseldorfer Carneval (CC). Hildegard schätzt an ihm seinen Humor und seine Toleranz. Er schwärmt von ihrer Fitness („Liegt an den Kreuzworträtseln“) und meint: „Ohne sie kann ich nicht leben.“Er sagt spaßig: „Maul halten, wenn die Frau spricht“über das Geheimnis einer glücklichen Ehe. Sie meint:„Raufen und wieder zusammen raufen!“Aktiv sind sie immer noch, allerdings „wohltemperiert“, sagt sie. Brigitte Pavetic
Seit Oktober 2017 lebt Andrea Trakowsky in der Altstadt, direkt in Rufnähe der Lambertuskirche, in einem Komplex, der eingerahmt ist vom Rheinufer und dem Andreas Quartier. Die gebürtige Niedersächsin mag die Abwechslung in der Altstadt. „Museen sind direkt um die Ecke, tolle Cafés und Restaurants. Besonders genieße ich die Nähe zum Rhein – Wasser ist mein Element, auch zum Kopf frei bekommen.“Der Carlsmarkt ist für die passionierte Köchin nicht weit. Und auch bis zu ihrem Arbeitsplatz ist es fast nur ein Katzensprung: Die 35-jährige Physiotherapeutin und Ostheopathin ist mit ihrem Physio Flow in den Comfort Offices in den Schadow Arkaden. „Ich wusste schon mit neun, dass ich das machen will.“Heute vertrauen auch zahlreiche Promis der Stadt ihren heilenden Händen. „Düsseldorf ist wie ein
Dorf, man begegnet sich. Und die Einwohner sind zugewandt und offen.“In der Fußtruppe des Karnevalvereins Weissfräcke lief sie im vergangenen Rosenmontagszug mit. Ins Kino geht sie gerne, das Selbstverteidigungssystem Krav Maga probierte sie aus, als nächstes steht Trampolin springen am Seestern an. Salsa tanzen geht sie um die Ecke vom Naseband’s an der Mühlenstraße, ins Schlösser Quartier Bohème an der Ratinger wegen Disco-Feeling. Die Ruhe findet sie in ihrem Heim, der Innenhof ist ein idyllischer Garten, in dem sogar Enten brüten. Hortensien hat sie auf ihrem Balkon stehen. Sie liest gerne, malt, geht in den Grafenberger Wald spazieren. Trakowsky glücklich: „Das ist so schön, ich bin mitten in der Altstadt, ich könnte alles machen, aber ich habe auch die Ruhe. Ich bin angekommen.“Brigitte Pavetic