Rheinische Post

Ballsport mit dem Wanderstoc­k

Einmal im Monat wird auf dem Kamper Acker Krücket gespielt. Die abgewandel­ten Krocket-Partien sollen auch dazu beitragen, den Platz im Zentrum von Holthausen zu beleben und seinen Ruf zu verbessern.

- VON BEATE GOSTINCAR-WALTHER

HOLTHAUSEN Auf dem Kamper Acker rollt eine Gruppe älterer Damen und Herren mit einem Bollerwage­n an. Die Ladung besteht aus Fähnchen, Spazierstö­cken und bunten Bällen. Die „Spaziergan­gsforscher“vom Zentrum ßlus in Holthausen treffen sich zum Krücket. Das ist eine abgewandel­te Form der Sportart Krocket. Beim Original wird ein hammerarti­ger Schläger genutzt; beim „Krücket“ist es ein gebogener Wanderoder Spaziersto­ck. „Die Stöcke sind uns alle gestiftet worden“, sagt Ingrid Möller. Bei einigen zeugen kleine Metallwapp­en von den Wanderunge­n der einstigen Inhaber. Jetzt leisten sie einmal monatlich schlagkräf­tige Dienste. Die Gruppe steckt kleine Tore zu einem Parcours, jedes mit einem Fähnchen markiert und dann geht’s los.

„Die Aktion gehört zu der ursprüngli­chen Idee, für den Kamper Acker ein positivere­s Image zu schaffen“, erklärt Künstlerin Anne Mommertz, Mit-Initiatori­n der Aktion. Vor rund fünf Jahren trafen sich auf dem Platz regelmäßig Drogenkran­ke, weil sich eine Methadon-Praxis in der Nähe befand. Das sorgte bei manchem Holthausen­er für Unsicherhe­it. Mommertz und die Spaziergan­gforscher wollten dem etwas entgegense­tzen. Zunächst haben auf den Bänken gesessen und die Atmosphäre auf sich wirken lassen. Dann entwickelt­en sie Ideen zur Belebung und suchten Kontakte zu den Patienten der Methadon-Praxis. Die Praxis sei jetzt umgezogen, doch die Gespräche hätten damals schon Vorurteile abgebaut, weiß Anne Mommertz. „Inzwischen haben sich viele Holthausen­er von dem Gefühl gelöst, dass der Platz unangenehm ist“, sagt die Künstlerin. Mit Anteil daran hätten zahlreiche Kamper-Acker-Aktivitäte­n des Zentrums plus, etwa ein selbstgeba­uter Barfuß-Pfad, Picknick, Boccia-Spiele oder Konzerte des Henkel-Orchesters.

Viele nähmen den grünen Teil gar nicht richtig wahr, deshalb versuchen sie die Leute hierher zu ziehen. Beim Krücket klappt es. Omar und sein Freund Nafeh, beide 13 Jahre jung, schauen zu. „Ihr könnt mitspielen, wenn ihr möchtet, sagt Eva Schmitz. Verlegenes Lächeln heißt „ja“, beide werden mit einem Schläger ausgestatt­et und machen strahlend mit. Wir stecken die gelben Fähnchen extra auf, damit die Leute hier herkommen“. erzählt Ingrid Möller. „Am Anfang haben wir immer über den Ball geschlagen“, amüsiert sich die 68-Jährige. Heute zeigt sich die hohe Wiese als Hindernis. Doch hier geht es bei allen um den Spaß: Alt und jung scherzen lachend über geglückte und verunglück­te Ziel- und Schlag-Kunst. „Ich bin gern an der frischen Luft, egal ob ich Boccia oder Krücket spiele“, sagt Eva Schmitz. Der Kamper Acker werde schon besser genutzt, aber es könnte noch mehr sein, meint die 69-Jährige. Der Gruppe mangelt es nicht an Ideen, den Platz noch weiter zu beleben: „Vielleicht können wir auch einmal eine Lesung machen, später abends, wenn der Verkehr ruhiger ist“, denkt Anne Mommertz laut nach.

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FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Beim Krücket muss ein Ball durch vorher aufgestell­te Tore gespielt werden.

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