Lesepaten schenken Kindern ihre Freizeit
Rund 20 aktive Ruheständler helfen insbesondere ausländischen Kindern an der Ferdinand-Heye-Grundschule in Gerresheim, besser Deutsch zu sprechen. Das ist auch für die junggebliebenen Senioren erfüllend.
GERRESHEIM Es begann mit dem Zustrom an Flüchtlingen vor gut drei Jahren, als an der Ferdinand-Heye-Grundschule im südlichen Gerresheim – ein Seiteneinsteiger-Standort – viele ausländische Kinder unterschiedlicher Nationalitäten aufgenommen wurden. Zwar lernen gerade Kinder erstaunlich schnell Deutsch, doch bei teilweise null Vorkenntnissen dauert das natürlich seine Zeit. Zeit, die das Lehrpersonal an der Schule zumindest nicht im eins zu eins aufbringen kann. Ernst Fengler erfuhr von den Problemen, „und er ließ seine Kontakte spielen“, berichtet Schulleiterin Janine Fritzemeier-Kollath. Binnen kürzester Zeit hatte er eine Handvoll aktiver Ruheständler beisammen, die bereit waren, zu helfen. Das Projekt Lesepaten war an der Heye-Schule geboren, gut 20 der Ehrenamtler sind noch heute aktiv und kommen jede Woche einmal.
„Wir holen uns die von den Klassenlehrerinnen vorgeschlagenen Kinder einzeln raus, lesen und lernen mit ihnen, nicht mehr als 15 bis 20 Minuten, sonst sind sie überfordert“, erzählt Marlies Kastner. Das machen die Freiwilligen aber nicht nur mit einem, sondern in der Regel mit mehreren Kindern hintereinander. „Fünf bis sechs sind es oft, da ist man nach zwei Stunden auch ganz schön geschafft“, sagt Ernst Fengler, der eine Emotion mit seinen Mitstreitern teilt. „Es ist ungemein erfüllend, etwas Sinnvolles und Nachhaltiges zu machen, das einem auch noch Sympathien einbringt“, sagt Klaus-Peter Meister. Der 82-Jährige ist selbst noch auf die
Heye-Grundschule gegangen, später waren seine Kinder hier, er war in der Schulpflegschaft aktiv, hat also eine besondere Beziehung zu der Schule. „Wenn ein syrisches Kind mich jetzt als seinen Ersatz-Opa bezeichnet, ist das natürlich schon ein außergewöhnliches, beschwingendes Gefühl.“
Selbstverständlich müssen die Lesepaten ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, um an einer Schule arbeiten zu können, „es ist für viele das erste Mal in ihrem Leben, dass von ihnen so etwas verlangt wird“, so Fengler. Außer der Affinität, mit Kindern zu arbeiten, gibt es sonst aber keine besonderen Anforderungen an die Ehrenamtler. Zwei Charaktereigenschaften sind bei dieser Aufgabe dennoch unverzichtbar: Geduld und Einfühlungsvermögen. „Wenn ich aber ein Kind über einen längeren Zeitraum betreue und sehe, wie es sich verbessert, geht einem natürlich das Herz auf“, erklärt Rita Körner. Was Erika Noth positiv beeindruckt hat: „Die Motivation bei den Kindern ist hoch, die Stimmung trotz der vielen unterschiedlichen Nationalitäten grundsätzlich friedlich.“Was Rita Körner darüber hinaus unbedingt hervorheben will, sei das große Engagement der Lehrer,„ohne das würde es nicht funktionieren, wir Lesepaten alleine würden nichts bewirken“.
Wenn es ums Lesen geht, dürfen sich die Kinder die Bücher selbst aussuchen. Hoch im Kurs aktuell: das Buch von den drei Bären. Und: das Lego-Buch. Natürlich macht es auch einen Unterschied, ob man Kinder aus einer vierten oder einer ersten Klasse hat“, sagt Janine Fritzemeier-Kollath, gerade bei jüngeren Kindern hätte der ein oder andere Senior doch Bedenken. Ein noch viel größeres Problem sei aber die Raumknappheit, so müssten die Lesepaten vornehmlich mit dem Flur oder der Mensa vorliebnehmen.„Kinder in Räumen außerhalb der Schule zu betreuen, macht aber auch keinen Sinn, das Projekt lebt ja von seinen kurzen Wegen.“