Rheinische Post

Yoga für die Mittagspau­se

Sonja Mosandl geht in Firmen und bietet dort Yoga an. In ihr Studio „Mattenfest“im Zooviertel kommen aber auch Männer, um im „Kerle“-Kurs mal so richtig abschalten zu können.

- VON MARC INGEL

DÜSSELTAL Es war keine Liebe auf den ersten Blick, vielmehr führte der Zufall Sonja Mosandl vor gut zwölf Jahren zum Yoga, „obwohl ich eigentlich nicht an Zufälle glaube. Jedenfalls: Im Fitness-Studio fiel mein Kurs aus. Da ich schon mal da war, bin ich ersatzweis­e auf die Yoga-Matte gegangen – und scheiterte kläglich.“Aber irgendwie war da was, etwas hat sie gepackt und nicht mehr losgelasse­n. Yoga wurde erst zum Hobby, dann zur Berufung.„Ich wollte wissen, was dahinter steckt, die Philosophi­e verstehen“, blickt Mosandl zurück. Ihr Mann half ein wenig nach, schenkte ihr 2013 zu Weihnachte­n einen Gutschein für eine Yogalehrer-Ausbildung. „Ich habe aber nicht im Traum daran gedacht, jemals zu unterricht­en. Meine Ausbilderi­nnen bei Karmakarma haben nur mitleidig gelächelt. Das würden vorher alle sagen, meinten sie.“Sie gab dann doch einen Kurs, nur für ein paar Freundinne­n, in einem Raum in den Schwanenhö­fen. Aus einem wurden zwei, später mehr. Und dann kam die Krise: „In meinem Job bei einerWerbe­agentur ging alles schief, parallel der Stress mit den Yoga-Kursen, ich hatte einen Burn-out“, so die Mutter von zwei Kindern.

Das war endgültig der Wendepunkt im Leben von Sonja Mosandl. „In so einer Situation überdenkt man natürlich sein Leben. Ich habe mich entschloss­en, nicht mehr in den Job zurückzuke­hren, stattdesse­n das zu machen, was mir Spaß bereitet. Ich wollte mich auf Yoga fokussiere­n.“2016 eröffnete sie mit einem Existenzgr­ünder-Darlehen ihr Yoga-Studio, im Souterrain der Familien-Wohnung an der Schillerst­raße. Der Name kam ihr über Nacht in den Sinn, nachdem sie am Abend zuvor noch erfolglos mit dem Art-Director und dem Texter ihrer ehemaligen­Werbeagent­ur darüber gegrübelt hatte: „Mattenfest“. Viele Workshops und Weiterbild­ungen folgten, „der Weg des Lernens im Yoga endet nie“, betont die 50-Jährige. Auch ihre 19-jährige Tochter ließ sich anstecken, zusammen mit Louisa machte Sonja Mosandl in einem Crash-Kurs noch einmal die Grundausbi­ldung auf Bali. Und die Yoga-Lehrerin setzte noch einen drauf, absolviert­e eine Ausbildung als Business Coach. Denn: „Yoga und Coaching lässt sich wunderbar kombiniere­n, das Körperlich­e und das Mentale, es gibt jede Menge Überschnei­dungen“, hilft sie auf diese Weise Menschen zum Beispiel über Lebenskris­en hinweg. „Das ist aber keine Beratung. Ziel ist es vielmehr, dass der Kunde selbst auf die Lösung kommt, seine eigenen Ressourcen erkennt und so Platz für Neues schafft“, erklärt die Ausbilderi­n.

Sonja Mosandl ist breit aufgestell­t, bleibt aber bewusst klein. Maximal acht Personen besuchen ihre Kurse in Yin Yoga (eher ruhig-meditativ) und Vinyasa Flow (dynamische­r, körperlich­er und daher auch anstrengen­der). Damit nicht genug bietet sie „Kerle“-Yoga an. Auch das begann mit einem Weihnachts­geschenk: „Meine Freundinne­n haben ihren Männern eine Stunde bei mir geschenkt. Die kamen dann auch, meinten aber, sie würden das nur mir zum Gefallen mitmachen.“Aber siehe da: Einige sind geblieben, andere hinzugekom­men, eine Nische, die Mosandl besetzt. „Die reden dann oftmals zu Beginn von Fußball, aber wenn‘s losgeht, trauen sie sich tatsächlic­h, sich fallen zu lassen.“Die Yoga-Lehrerin geht ebenfalls zu Firmen und bietet dort Stunden vor der Arbeit oder gerne in der Mittagspau­se an. „Das fördert das Teambuildi­ng. Erst recht, wenn der Chef mitmacht“, weiß die Expertin.

Bei allem Herzblut, das Sonja Mosandl in ihre Berufung investiert, will sie keinesfall­s nach außen dogmatisch wirken. „Ich kenne die Skepsis Yoga gegenüber, will auch niemanden bekehren. Was ich aber immer versuche, ist, eine persönlich­e Beziehung zu meinen Schülern aufzubauen“, erzählt die 50-Jährige. Sie will, dass die Menschen ein Stück weit glückliche­r aus dem 90-minütigen Kurs kommen.„Man muss auch nichts können, etwa besonders gelenkig sein. Yoga ist kein Sport.“Nur richtig zu atmen, das lernt man bei Sonja Mosandl auf jeden Fall. Und damit das Gesamtpake­t am Ende stimmig ist, bekommt jeder Teilnehmer nach Kursende von der Lehrerin eine kurze Massage.

Alle weiteren Informatio­nen zu Sonja Mosandls Yoga-Studio „Mattenfest“unter https://mattenfest.de

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FOTO: MARTIN JEPP Sonja Mosandl hat sich mit ihrem Studio „Mattenfest“einen Traum erfüllt.

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