Rheinische Post

Fünf „Tatort“-Highlights und ein Flop

Die Krimireihe geht in die Sommerpaus­e. Für viele Fans war ein Dresdner „Tatort“2019 der beste.

- VON GREGOR THOLL

BERLIN (dpa) Kaum ein Fernsehfor­mat wird so viel diskutiert wie der ARD-Sonntagskr­imi. Leidenscha­ftlich tauschen sich Millionen über die Fälle aus. Nachdem es in jüngerer Zeit oft „Tatort“-Jammer gab, schien die erste Jahreshälf­te 2019 – bis zur Sommerpaus­e, die am Sonntag nach dem Schweizer Krimi„Ausgezählt“beginnt – ein Comeback guter Filme zu bieten. Oder täuscht dieser Eindruck?

Zwischen Neujahr und Mitte Juni standen jedenfalls 22 neue Filme im Programm des Ersten. Drei Fälle stießen auf besonders viel Resonanz.

Der Dresdner Serienmörd­er-Thriller „Das Nest“(28. April) setzte sich beispielsw­eise beim viel gelesenen „Tatort-Blog“an die Spitze der Rangliste aller Fälle überhaupt. In dem von Regisseur Alex Eslam (Drehbuch: ErolYesilk­aya) inszeniert­en siebten Dresden-„Tatort“mimte Benjamin S adler insächsisc­her Vorstadt atmosphäre einen bedrohlich­en Killer-Arzt.

Mit dem grotesken Zeit schleifen film„Mu rot und dasMurmelt­ier “(17. Februar) übertraf sich der Ulrich-Tukur-„Tatort“wieder einmal selbst, wie viele kommentier­ten. In dem Film erlebt der Ermittler einen Morgen immer wieder neu, kommt dabei in einer absurden Variation von Todesarten ums Leben und versucht, dem Wiederholu­ngs- und Routinedra­ma trickreich zu entkommen.

Auch das Pflegerinn­en drama „Anne und der Tod“(19. Mai) aus Stuttgart fasziniert­e viele Menschen. Die oft eher skeptische „taz“jubelte zum Beispiel: „Diese Folge wird das Jahr überdauern, so irre gut ist sie.“Lob gab es vor allem für die Darstellun­g der Episodenha­uptfigur Anne (Katharina Marie Schubert), die verdächtig­t wird, zwei Pflegebedü­rftige auf dem Gewissen zu haben, sowie für Drehbuch (Wolfgang Stauch), Regie (Jens Wischnewsk­i) und Schnitt (Barbara Brückner).

Auch der „Tatort“-Experte François Werner, Kopf der Fanseite „Tatort-Fundus“, sieht die Folgen „Anne und der Tod“,„Das Nest“und den Murot-Krimi als Highlights des ersten Halbjahres. Daneben würde er noch den Schwarzwal­d-Krimi „Für immer und dich“(10. März) von Julia von Heinz nennen, in dem eine Teenagerin in einem zwiespälti­genVerhält­nis zu einem Jahrzehnte älteren Mann gezeigt wird; außerdem den Franken-Thriller „Ein Tag wie jeder andere“(24. Februar).

Schwer tut sich Werner aber mit dem Überschwan­g, der „Tatort“werde„wieder besser“. Es gebe nach wie vor viel „normale Krimikost“, etwa aus Köln, oder die quotenstar­ken, aber stets klamaukige­n Münster-Krimis. „Das wird eben gern geschaut, selbst wenn da für viele Fans die Luft raus ist.“Allerdings gebe es zurzeit auch nicht so viele gefühlte „Experiment­al-Tatorte“. Tiefpunkt für François Werner war 2019 bislang ein Fall aus München: „Für mich ganz persönlich war ,Die ewige Welle’ zwar atmosphäri­sch stark, aber als Kriminalge­schichte die Niete des Halbjahres – mit zu viel Privatkram­s.“

Und was gab es sonst noch Vermeldens­wertes aus der „Tatort“Welt? Zwei Teams verabschie­deten sich im ersten Halbjahr. Im Saarland ging der nie so richtig angekommen­e Ermittler Jens Stellbrink (Devid Striesow) nach acht Filmen mit dem Fall „Der Pakt“(27. Januar); in Bremen gab es im Film„Wo ist nur mein Schatz geblieben?“(22. April) ein tödliches Ende für den Ermittler Stedefreun­d (Oliver Mommsen) an der Seite von Inga Lürsen (Sabine Postel), die mehr als 21 Jahre in der Hansestadt im Einsatz war. In

Berlin kündigte Meret Becker ihren Ausstieg für 2022 an. Mark Waschke will aber bleiben.

Personalie­n wurden mehrere verkündet: So stellte der Saarländis­che Rundfunk Vladimir Burlakov und Daniel Sträßer als neues Team vor – zum Ensemble gehören auch Brigitte Urhausen und Ines Marie Westernstr­öer als Kommissari­nnen sowie Anna Böttcher als Rechtsmedi­zinerin.

Das Schweizer Fernsehen lässt derweil ab 2020 in Zürich statt Luzern ermitteln: Die neuen Ermittleri­nnen heißen Isabelle Grandjean und Tessa Ott (Anna Pieri Zuercher und Carol Schuler).

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FOTO: MDR Im Dresdner Serienmörd­er-Fall „Das Nest“ermittelte erstmals Kommissari­n Leonie Winkler (Cornelia Gröschel, l.) an der Seite von Karin Gorniak (Karin Hanczewski).

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