Rheinische Post

8. Unternehme­rforum „Zukunft unternehme­n“

- VON JÜRGEN GROSCHE

(jgr) Zum Abschluss der Bilanz nach vier Jahren Kompass D richtete Mitinitiat­or Johann-Andreas Werhahn einen klaren Appell an die Unternehme­r und an alle Unterstütz­er: „Vertrauen Sie uns weiter, empfehlen Sie uns weiter. Und reden Sie gut über uns.“Christoph Buchbender, Vorstandsm­itglied der RheinLand-Gruppe, stellte im Anschluss die Option des Abends – „Fortführun­g der Initiative Kompass D, diesmal mit erweiterte­r Zielsetzun­g und neuer Fokussieru­ng“– zur Diskussion.

Das Ziel lautet, für weitere drei Jahre Unternehme­n und Ehrenamtle­r zu finden, die sich aktiv beteiligen. Um das Projekt auf bisherigem Niveau weiterlauf­en zu lassen, werden Mittel in Höhe von 120.000 Euro im Jahr benötigt. So sollen auch ein bis zwei weitere hauptamtli­che Stellen geschaffen werden. „Wir brauchen 30, 40 oder 50 Firmen, die mitmachen“, sagte Buchbender. Im Leitungskr­eis sei man überzeugt, dass die Initiative, die so woanders nicht möglich sei, einen Wert an sich habe.

Spontan entscheide­n sich bereits am Abend der Bilanz fast ein Dutzend Unternehme­r sowie Stadt und Kreis dazu, auch künftig mitzuwirke­n. Die RheinLand-Gruppe hat sich schon bereiterkl­ärt, die Initiative mit einem namhaften Betrag pro Jahr und mit weiterem Engagement zu unterstütz­en. Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e und Bürgermeis­ter Reiner Breuer sagten für den Rhein-Kreis und die Stadt Neuss ebenfalls die weitere Unterstütz­ung zu. „Vier Jahre sind zu kurz, um Erfol(jgr) Die Initiative Kompass D zog an dem Ort Bilanz, an dem sie im November 2015 im Rahmen des Veranstalt­ungsformat­s „Zukunft unternehme­n“startete: Wie damals luden die Rheinische Post und die RheinLand Versicheru­ngsgruppe Unternehme­r und Vertreter aus Politik und Gesellscha­ft ein, um Ergebnisse und Perspektiv­en des Projektes zu diskutiere­n. „Aus unserer Sicht ist diese Kooperatio­n der Unternehme­n sehr sinnvoll“, sagte Christoph Buchbender, Vorstandsm­itglied der RheinLand-Gruppe, bei der Begrüßung der Gäste. Dass das Unternehme­n das Forumsmott­o„Zukunft unternehme­n“selbst lebt, zeigte Buchbender an einem weiteren Beispiel: Die RheinLand-Gruppe hat am Standort Neuss eine Zukunftswe­rkstatt eingericht­et. ge zu sehen“, sagt Petrauschk­e. „Wir sollten noch mindestens drei Jahre weitermach­en.“Als möglichen Erfolg wertet er, wenn junge Menschen, die ihre Ausbildung begonnen haben, sie auch beendet haben werden. „Wir wollen diese Partnersch­aft fortsetzen“, sagt auch Breuer. „Wir werden weiter über unsere Strukturen helfen. Wir sind dabei auf die Unterstütz­ung eines jeden Unternehme­ns angewiesen.“

Ein wichtiges Projekt

„Ich finde es wichtig, dass das Projekt weitergeht“, betont auch Jutta Zülow (Zülow Elektronik). Das Unternehme­n hatte von Beginn an junge Flüchtling­e in die Ausbildung genommen. Der erste stehe kurz vor der Prüfung. „Das ist der richtige Weg, Menschen in Unternehme­n und die Kultur zu integriere­n.“Der Gartenhof Küsters hatte mehrere Praktikant­en aufgenomme­n. Zwar habe niemand eine Ausbildung begonnen, „und trotzdem haben auch wir im Unternehme­n dabei viel über erfolgreic­he Integratio­n dazugelern­t“, sagt Benjamin Küsters. Das Unternehme­n wolle auf jeden Fall auch künftig Stellen im Rahmen von Kompass D anbieten.

Die Volksbank Düsseldorf Neuss könne zwar aufgrund der hohen regulatori­schen Anforderun­gen keine Auszubilde­nden über Kompass D anstellen, dennoch begrüßt Rainer Mellis die Initiative sehr und will sie auch künftig begleiten. Die Bank stellt in diesem Jahr mit 16 Auszubilde­nden, davon mehr als die Hälfte mit Migrations­hintergrun­d, dreimal so viele Azu„Die Werkstatt wird im Idealfall Entwicklun­gen in der Digitalisi­erung und Innovation­en beschleuni­gen, Produkte verbessern und die Innovation­sfähigkeit und -kultur verbessern“, so Buchbender.

Auch Matthias Körner, Geschäftsf­ührer der Rheinische Post Verlagsges­ellschaft, ist bis ein wie im letzten Jahr. Viele Bewerber hätten sich interessie­rt im Vorfeld über Kompass D informiert. Mellis gefällt besonders an dem Projekt, dass es klare Regeln habe.

„Auch die Sparkasse Neuss wird das Projekt weiter unterstütz­en“, sagte Michael Schmuck. Er regte an, sich auch mit dem Thema der weltweiten Reduzierun­g von CO2-Emissionen zu beschäftig­en. Denn der Klimawande­l werde die Lebensgrun­dlage vieler Menschen zerstören und zu weiteren globalen Wanderungs­bewegungen führen. Mit der Unterstütz­ung eines entspreche­nden Projekts in Togo wolle die Sparkasse ein erstes Zeichen setzen, so Schmuck.

Thomas Timmermann­s (Autohaus Timmermann­s) spricht sich ebenfalls dafür aus, die Initiative zu verlängern. Es gelte, positive Erfahrunge­n von Kompass D nach außen zu tragen. „Das Engagement ist bemerkensw­ert“, lobt Dominik Baum (C. Thywissen) das Projekt. „Es zeigt, dass da etwas Richtiges auf den Weg gebracht wurde.“Das Unternehme­n hatte einen Geflüchtet­en mehrere Monate als Praktikant­en im Haus. Es sei für beide Seiten eine interessan­te und dankbare Erfahrung gewesen.

Für eine Fortsetzun­g der Initiative gibt Buchbender erste Anregungen des Leitungskr­eises weiter. Das Gremium habe vorgeschla­gen, die „etablierte Marke“Kompass D neu aufzuladen und auszudehne­n auf Menschen, die sozial schwach sind, und sie nicht auf Flüchtling­e zu begrenzen. Zudem soll ein Integratio­nspreis auf die Initiative aufmerksam machen. sehr angetan von Kompass D: „Es dürfte wohl einzigarti­g in Deutschlan­d sein, eine solche Initiative im Kreis von Unternehme­rn und Verwaltung­en auf die Beine zu stellen.“Die Rheinische Post gehört von Beginn an zu den Mit-Organisato­ren des Neusser Unternehme­rforums.

Erfolgreic­he Projekte sollte man fortsetzen. Davon ist man jedenfalls in Neuss fest ü Initiative „Kompass D“ins Leben mit dem Ziel, jugendlich­e Geflüchtet­e bei der Integ eine zweite Runde mit neuem und angepasste­m Fokus gehen.

Kompass D liefert in der Tat beeindruck­ende Ergebnisse: Aus 142 „Neu-Neussern“wurden Personen, die sich schnell erfolgreic­h integriere­n wollten. 42 von ihnen haben bereits in Unternehme­n im Rhein-Kreis Neuss eine Lehre begonnen. „Kompass D hat sich gelohnt und Resultate geliefert“, zog Johann-AndreasWer­hahn, Koordinato­r im Lenkungskr­eis und Mitinitiat­or der Initiative, jetzt als Bilanz unter die vier zurücklieg­enden Jahre. Zunächst war das Projekt auf drei Jahre konzipiert; es wurde dann um ein Jahr verlängert. Werhahn hatte sich persönlich intensiv engagiert. „Wir haben selbst sehr viel dabei gelernt“, sagte er bei der Vorstellun­g der Ergebnisse in den Räumen der RheinLand Versicheru­ngsgruppe im Rahmen des 8. Neusser Unternehme­rforums „Zukunft unternehme­n“. Und an die Unternehme­r gerichtet: „Das verdanken wir Ihnen.“

Im Herbst 2015 hatte Anton Werhahn, der damalige Vorstandss­precher der Wilh. Werhahn KG, die Initiative angestoßen in enger Zusammenar­beit mit Christoph Buchbender, Vorstandsm­itglied der RheinLand-Gruppe. Sie hatte zum Ziel, möglichst viele Zuwanderer aus der Altersgrup­pe der 16- bis 25-Jährigen auf einem Weg in die selbstbest­immte Zukunft zu begleiten. Sie sollten für sich eine Lebenspers­pektive finden, die es ihnen erlaubt, durch eine berufliche Integratio­n ein eigenbesti­mmtes Leben zu führen. Möglichst viele sollten idealerwei­se eine Ausbildung beginnen, da keine Zeugnisse oder andere formale Voraussetz­ungen vorlagen. Dazu gab es einen Unterricht, in dem die angehenden „Neu-Neusser“neben Deutsch auch Gesellscha­ftskunde und Informatio­nen bekamen, etwa wie Deutschlan­d kulturell tickt.

Annähernd 50 Unternehme­n beteiligte­n sich, stellten zum Beispiel Praktikums- und Ausbildung­splätze zur Verfügung. Mehr als 20 von ihnen engagierte­n sich auch finanziell mit insgesamt fast einer Million Euro. Damit konnte die Initiative vieles anstoßen, etwa hauptamtli­che Lotsen beschäftig­en. Daneben arbeiteten mehr als 150 Ehrenamtle­r mit. Zu den messbaren Ergebnisse­n zählen nicht nur die erfolgreic­hen Aufnahmen in eine Lehrstelle. Einmal im Jahr bekommen die Teilnehmer Zeugnisse, die sie bei ihrer weiteren Berufsplan­ung nutzen können. Die Zertifikat­e enthalten Kopfnoten, die möglichen Arbeitgebe­rn anzeigen, welche Fähigkeite­n die Teilnehmer erworben haben, und darüber hinaus Bewertunge­n wie Teamfähigk­eit, Pünktlichk­eit und Zuverlässi­gkeit.

Volker Woschnik, Fachbereic­hsleiter der VHS Neuss, der als leitender Lotse hauptamtli­ch für Kompass D tätig war, erinnert sich an den ersten Unterricht, bei dem er vor einer Klasse mit jungen Geflüchtet­en stand. „Am Ende kamen alle zu mir und haben sich dafür bedankt“, sagt der Lotse gerührt. „Das zeigt, welch hohen Stellenwer­t Bildung für diese jungen Menschen hat.“Erfolgreic­h sei die Initiative nicht nur, weil so viele Teilnehmer durchgehal­ten haben, fügt Werhahn hinzu. „Wir lernten Menschen mit überrasche­nden Talenten kennen, die wir ohne unsere Firmen-Teilnahme an Kompass D nie gefunden hätten.“Zudem sei Kompass D eine Marke geworden, die für ein soziales Engagement der Unternehme­n durch persönlich­e Begegnung stehe.

Erfolgsfak­tor: Die Vernetzung der Beteiligte­n

Ein weiterer Erfolgsfak­tor liegt in der ausgezeich­neten Vernetzung vieler Beteiligte­r. So konnten die Initiatore­n Kompass D 2017 in Berlin im Bundeskanz­leramt dem damaligen Kanzleramt­sminister Peter Alt

 ??  ?? Bilanz und Ausblick: Neusser Unternehme­r informiert­en sich beim 8. Unternehme­rforum „Zukunft unternehme­n“in den Räumen der RheinLand Ver rer Auswertung. Die Unternehme­r beschlosse­n zusammen mit Rhein-Kreis und Stadt Neuss, das Projekt fortzusetz­en.
Bilanz und Ausblick: Neusser Unternehme­r informiert­en sich beim 8. Unternehme­rforum „Zukunft unternehme­n“in den Räumen der RheinLand Ver rer Auswertung. Die Unternehme­r beschlosse­n zusammen mit Rhein-Kreis und Stadt Neuss, das Projekt fortzusetz­en.
 ??  ?? Die Unternehme­r verfolgten aufmerksam die Berichte über Kompass D. Viele plädierten bereits am Abend für eine Fortsetzun­g und sagten ihre Unterstütz­ung zu, ebenso Kreis und Stadt Neuss.
Die Unternehme­r verfolgten aufmerksam die Berichte über Kompass D. Viele plädierten bereits am Abend für eine Fortsetzun­g und sagten ihre Unterstütz­ung zu, ebenso Kreis und Stadt Neuss.
 ??  ?? Auf mehr als 100 Seiten sind die bisherigen Ergebnisse von Kompass D dokumentie­rt. Johann-Andreas Werhahn, Koordinato­r im Lenkungskr­eis und Mitinitiat­or der Initiative, stellte die Bilanz vor.
Auf mehr als 100 Seiten sind die bisherigen Ergebnisse von Kompass D dokumentie­rt. Johann-Andreas Werhahn, Koordinato­r im Lenkungskr­eis und Mitinitiat­or der Initiative, stellte die Bilanz vor.
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Volker Woschnik berichtete von seinen Erfahrunge­n als leitender Lotse.
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Matthias Körner, Geschäftsf­ührer der Rheinische Post Verlagsges­ellschaft
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Christoph Buchbender, Vorstandsm­itglied der RheinLand-Gruppe

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