Im Schatten des Ehemannes
In Tim Burtons Drama „Big Eyes“kämpft Amy Adams als Malerin um Anerkennung.
(ry) Kunst liegt im Auge des Betrachters, das betrifft Musik, Filme, aber vor allem die Malerei. Wenn man sich nicht mit der Materie auseinandersetzt und nichts mit der Branche am Hut hat, sei es beruflich oder hobbymäßig, fällt es einem schwer, nachzuvollziehen, warum gerade dieses oder jenes Gemälde für einen unglaublichen Preis versteigert wird. Das aktuell teuerste Werk, gemessen an seinem Verkaufswert, ist „Salvator Mundi“von Leonardo daVinci, das Ende 2017 für 450,3 Millionen US-Dollar erworben wurde. Bilder, die in Museen stehen und für die nur ein geschätzter Wert oder eine Versicherungssumme existiert, wie die „Mona Lisa“, werden nicht gelistet. Dass der Erfolg eines Kunstwerks auch mit der Bekanntheit des Künstlers zusammenhängt, versteht sich von selbst, doch diesen Ruf muss man sich erst einmal erarbeiten. Das war vor allem in der Vergangenheit für Frauen schwer, wie der Film „Big Eyes“von Tim Burton zeigt.
Dieser erzählt die Geschichte der jungen Künstlerin Margaret (Amy Adams), die sich in den 50er-Jahren von ihrem Ehemann trennt, nach San Francisco zieht und fortan um das Sorgerecht für ihre Tochter Jane (Delaney Raye) fürchten muss. Die Gesellschaft bietet keinen Platz für alleinerziehende Frauen, und die Tatsache, dass Margaret ihren Lebensunterhalt mit Kunst verdienen will, macht die Situation noch komplizierter.
Immerhin haben ihre Werke einen hohen Wiedererkennungswert und zeichnen sich durch einen ganz besonderen Charme aus: Sie malt Kinder mit riesigen und traurigen Augen. Eines Tages lernt Margaret den Maler Walter Keane (Christoph Waltz) kennen, der sofort sieht, welch enormes Talent in ihr schlummert. Die beiden verlieben sich ineinander, heiraten und wollen ihre Kunst in Zukunft gemeinsam verkaufen.
Davon zu leben, ist jedoch alles andere als leicht, und Margarets Werke stoßen aufgrund ihres Geschlechts größtenteils auf Desinteresse. Kein Galerist will Gemälde ausstellen, die von einer Frau gemalt wurden – das sei schließlich keine echte Kunst.
Deshalb fasst Walter einen Plan: Er behauptet, dass die Bilder von ihm stammen würden, und prompt stellt sich der Erfolg ein. Margarets Werke entwickeln sich schnell zum Kult und machen das Ehepaar über Nacht reich. Doch über allem schwebt für Margaret stets der Gedanke, dass ihr Mann den Ruhm einheimst, der eigentlich ihrer sein sollte. Mit jedem verkauften Gemälde wächst daher neben ihrem Kontostand auch ihre Wut.
Mit „Big Eyes“inszenierte Regisseur Tim Burton ein Biopic über die Künstlerin Margaret Keane, deren Mann Walter in den 60er-Jahren vorgab, der Maler ihrer ungewöhnlichen Bilder zu sein und so Berühmtheit erlangte. Zunächst wollte Burton den Film lediglich produzieren und die Regie dem Autoren-Duo Scott Alexander und Larry Karaszewski überlassen. Letztere hatten mit „Ed Wood“bereits das Drehbuch eines weiteren Tim-Burton-Films geschrieben und schienen daher perfekt geeignet zu sein. Allerdings übernahm Burton die Regie dann schlussendlich doch selbst. Der exzentrische Filmemacher wendete sich in den 90er-Jahren persönlich an die Künstlerin und bat sie, ein Bild von seiner damaligen Freundin anzufertigen. Er ist großer Fan der Malerin und ein Sammler ihrerWerke.
In „Big Eyes“verzichtet Burton – wie auch in seinen neuenWerken – auf seine Stammschauspieler Johnny Depp und Helena Bonham Carter. Für die Hauptrollen waren zunächst Kate Hudson („Ein Schatz zum Verlieben“) und Thomas Haden Church („Spider-Man 3“) vorgesehen. Später waren auch Reese Witherspoon („Big Little Lies“) und Ryan Reynolds („Deadpool“) mögliche Kandidaten, bevor sich Burton für Amy Adams und Christoph Waltz entschied. Waltz und Adams wurden für ihre Schauspielleistung jeweils für den „Golden Globe Award“nominiert, den Adams schließlich auch mit nach Hause nehmen durfte.