NRW vor Hitzerekord
Die Hitze kommt – und zwar mit voller Wucht. Am Donnerstag könnte womöglich der deutsche Temperaturrekord von 40,3 Grad geknackt werden. Und im Raum Duisburg kann es an drei Tagen hintereinander 40 Grad heiß werden.
DÜSSELDORF (RP) Auf NRW rollt eine Hitzewelle zu, die das Potenzial hat, Wetterhistorie zu schreiben. Für Menschen und die durch Dürreperioden belastete Natur bedeutet das extreme Belastungen. DasWichtigste im Überblick:
Aussichten Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) könnten bereits am Mittwoch in einigen Orten im Westen – im Raum Duisburg sowie im Saarland und an der Mosel – 40 Grad erreicht werden. „Am Donnerstag wird es dann nochmals ein Stück heißer“, sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich am Dienstag. Mit Werten von bis zu 41 Grad im Ruhrgebiet könnte es ein historischer Hitzetag werden. Dann könnte auch der bisherige Rekord von 40,3 Grad fallen, der 2015 im bayerischen Kitzingen aufgestellt worden ist. Erst am Samstag ist ein leichter Temperaturrückgang in Sicht. Im Raum Köln und Duisburg könnte es sogar erstmals drei Tage am Stück 40 Grad heiß werden.„Das wäre eine Sensation und ein Stück deutsche Klimageschichte“, sagte Friedrich.
Hitzewarnung Wie schon im Juni dürfte der DWD in den nächsten Tagen Hitzewarnungen herausgeben. Die Warnstufe 2 wird ausgerufen, wenn tagsüber extremeWärmebelastung herrscht. Die sogenannte gefühlte Temperatur liegt dann bei über 38 Grad. Starke Wärmebelastung und damit die Voraussetzung für die Warnstufe 1 liegt vor, wenn um 14 Uhr die gefühlte Temperatur 32 Grad und mehr beträgt.
Grasbrandgefahr Am Donnerstag herrscht in ganz NRW höchste Grasbrandgefahr. Diese erfasst der DWD im sogenannten Graslandfeuer-Index. Er beschreibt „die Feuergefährdung von offenem, nicht abgeschattetem Gelände mit abgestorbener Wildgrasauflage ohne grünen Unterwuchs“. Schon am Dienstag erreicht er in NRW die Stufen 3 und 4, am Donnerstag gilt fast flächendeckend Stufe 5. Besonders gefährdet ist dem Landesverband der Feuerwehren zufolge der Niederrhein mit seinen großenWiesenflächen. Auch die Waldbrandgefahr ist hoch.
Freibadtickets Die Blaue Lagune in der Wankumer Heide gehört zu den beliebtesten Badeseen in NRW. Doch seit Kurzem gibt es hier keine Tageskasse mehr – Besucher müssen imVoraus Onlinetickets kaufen. Damit reagiert das Bad Geschäftsführer Christian Kirsch zufolge auf die Saison 2018, als an Spitzentagen mehr als 10.000 oft kaum zu kontrollierende Besucher kamen. Mit den Onlinetickets soll der Andrang reguliert werden, die „Wohlfühlgrenze“liege bei 7500 Gästen, so Kirsch.
Hitzschlag Wird es draußen heiß, droht dem menschlichen Körper Überhitzung. Je länger die Hitze andauert, desto anstrengender wird es – vor allem für Senioren, Menschen mit Vorerkrankungen und Kinder. In der Folge droht Hitzeerschöpfung oder sogar ein Hitzschlag. Dabei kann der Kopf hochrot und heiß werden. Es kommt zu über 39,5 Grad Fieber. Symptome eines Hitzschlags sind Kopfschmerzen, Bewusstseinstrübung, Erbrechen und Krämpfe bis hin zu einem Schock, der sogar tödlich enden kann. Zudem ist der Puls schnell und sehr stark. Der Betroffene muss raus aus der Sonne und es sollte sofort ein Notarzt verständigt werden.
Ozon Die Ozon-Konzentration hat im Zuge der Hitzewelle zum ersten Mal an einer NRW-Messstation die erste Meldegrenze überschritten. In Wesel wurden am Dienstag 191 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Auch an anderen Messstellen, etwa in Hürth oder Duisburg, waren dieWerte erhöht. Ozon ist ein farbloses und giftiges Gas in der Atmosphäre, das die Schleimhäute reizen und Kopfschmerzen hervorrufen kann. Das Landesumweltamt rät Menschen, die auf Ozon empfindlich reagieren, Anstrengungen im Freien zu vermeiden.
Abkühlen So manches, was bei Hitze verlockend erscheint, ist für den Körper nicht gut. Etwa eine kalte Dusche. „Das ist wie mit eiskalten Getränken. Der Körper muss sich danach wieder aufwärmen auf Außentemperatur. Das kostet Energie“, sagt Dirk Skowasch, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Pneumologie an der Uniklinik Bonn. Also lieber lauwarm duschen. Und nicht zu Kühles trinken – dann aber viel davon, das ist die Regel Nummer eins an heißen Sommertagen.
Hitzeerschöpfung Symptome einer Hitzeerschöpfung sind Benommenheit und Schwindel sowie Muskelkrämpfe. Die Haut der Betroffenen ist kühl und blass, zudem schwitzen sie stark. Sie sollten viel Wasser trinken, kühl duschen oder kalteWickel anlegen. Das Phänomen tritt auf, wenn Hitze tagelang nicht nachlässt und die Temperaturen auch nachts nicht unter 20 Grad sinken. Der beste Schutz ist, viel zu trinken, sich im Schatten aufzuhalten, Sonnenhut und Sonnenbrille zu tragen sowie Sonnencreme zu nutzen.
Hitzebus In Düsseldorf hat sich auch die Obdachlosenhilfe auf die warmen Temperaturen vorbereitet. „Unser Gute-Nacht-Bus fährt das ganze Jahr“, sagt Daniel Stumpe, Sprecher des Vereins vision:teilen. Für die besonders heißen Tage haben die Helfer die Wasservorräte erheblich aufgestockt, auch Melone und Eis gibt es im Bus. Passanten sind angehalten, sich unter der Nummer 01578 3505152 zu melden, wenn sie das Gefühl haben, ein Obdachloser brauche Hilfe.„Ist jemand aber etwa nicht mehr ansprechbar, sollte natürlich der Notruf gewählt werden“, sagt Stumpe. Der Bus ist von Montag bis Donnerstag im Einsatz und hält sich in den Abendstunden vorwiegend an der Dominikanerkirche und am Hauptbahnhof auf. „Wir sind darauf angewiesen, dass die Bürger mit offenen Augen und Ohren durch die Stadt gehen“, sagt Stumpe. In anderen Städten in NRW gibt es ähnliche Angebote.
Brückenspringer Der Ruhrverband warnt davor, von Brücken in Flüsse, Talsperren oder Kanäle zu springen. Man beobachte auch in diesem Sommer vor allem Jugendliche, die ins Wasser springen, teilte der Verband mit. Er spricht von einem „leichtsinnigen und lebensgefährlichen Trend“. Die waghalsigen Sprünge seien nicht nur für die Springer selbst, sondern auch für andere eine große Gefahr. Unter anderem könnten Hindernisse unter derWasseroberfläche zu schwersten Verletzungen führen. Dazu komme bei einer Talsperre wie dem Möhnesee ein schwankender Wasserspiegel, so derVerband. Er macht zudem darauf aufmerksam, dass solcheVerstöße als Ordnungswidrigkeit geahndet werden können. ( mit dpa)