Konflikte unterschiedlicher Natur
ARTE beleuchtet in zwei neuen Beiträgen den Kampf für Gerechtigkeit und Unabhängigkeit.
DÜSSELDORF (ry) Der Kampf für Unabhängigkeit hat in der Geschichte immer wieder für kleine und große Konflikte gesorgt. Einer der bekanntesten ist die Auseinandersetzung zwischen dreizehn britischen Kolonien in Nordamerika und Großbritannien. Infolge eines jahrelangen Disputes erreichten diese Kolonien schließlich am 4. Juli 1776 die Loslösung von Großbritannien, was in der berühmten Unabhängigkeitserklärung festgehalten wurde. Dies markierte die Geburtsstunde der USA – der Tag ist in dem Land bis heute der Nationalfeiertag. Der Sender ARTE befasst sich am heutigen Abend mit zwei ganz unterschiedlichen Beispielen, in denen Menschen für ihre Unabhängigkeit und Selbstbestimmung kämpfen.
Den Auftakt macht um 21.50 Uhr die Doku „Kolumbien – Der lange Weg zum Frieden“. Diese schildert die Stadt Bogotá im Jahr 2016: das Jahr, das in die kolumbianischen Geschichtsbücher eingehen sollte. Nach einem rund 50 Jahre währenden Bürgerkrieg waren die Kampfparolen scheinbar verhallt und eine politische Lösung gefunden: Die revolutionären Streitkräfte der marxistischen Farc-Guerilla und die Regierung beschlossen, ein historisches Friedensabkommen zu unterzeichnen – vor den Augen der Weltöffentlichkeit. Nicht nur die bewaffneten Auseinandersetzungen, sondern auch die soziale Ungleichheit hätten damit beendet werden können.
Ein landesweites Referendum Anfang Oktober 2016 sollte der Regierung die demokratische Legitimation dafür erteilen – die Zustimmung galt als sicher. Doch dann geschah das Unglaubliche: Die kolumbianische Bevölkerung lehnte das Abkommen mit den Farc-Rebellen ab – mit einer hauchdünnen Mehrheit. Ein Schock für das südamerikanische Land, in dessen Bürgerkrieg mindestens 220 000 Menschen das Leben verloren haben und sechs Millionen als Vertriebene zu Opfern wurden.
Selbst der Friedensnobelpreis, den der amtierende Präsident Juan Manuel Santos nur einige Tage später verliehen bekam, konnte daran nichts ändern. Nach landesweiten Demonstrationen von Studierenden wurde im November schließlich ein neuer, überarbeiteter Friedensvertrag unterzeichnet. Der Filmemacher Uli Stelzner hat die dramatischen Ereignisse im Jahr 2016 und den schwierigen Prozess der Umsetzung des Abkommens begleitet.
Um 22.45 Uhr geht es in Paula Eiselts spannender Dokumentation „Rachels Rettungsdienst“dann um die titelgebende Rachel Freier, genannt „Ruchie“. Diese hat beschlossen, gegen alle Widerstände ihrer chassidischen Gemeinde einen eigenen weiblichen Rettungsdienst aufzubauen: Ezras Nashim. Frauen wird die Mitarbeit im Hatzolah, dem größten freiwilligen Ambulanzkorps der Welt, verweigert. In den ultraorthodoxen jüdischen Gemeinden wird von den Frauen erwartet, dass sie sich ausschließlich auf Haus und Kinder konzentrieren. Mit ihrer Initiative riskieren Ruchie und eine engagierte Gruppe mutiger chassidischer Frauen ihren Ruf und buchstäblich auch die Zukunft ihrer Kinder. In den ultraorthodoxen Gemeinden sehen üblicherweise nur die Ehemänner die ansonsten verhüllten Körper ihrer Frauen. Nur in lebensgefährlichen Notfällen darf ein Mann, ein Arzt oder ein Sanitäter ihre unbedeckte Haut sehen und berühren. Rachel geht es darum, den chassidischen Frauen und Mädchen von Borough Park, einem Stadtteil Brooklyns in New York, eine weibliche medizinische Notfallversorgung zu bieten. Und sie will unter Beweis stellen, dass Frauen viel mehr können als Kinder aufzuziehen und den Haushalt zu führen. Parallel zu ihrer Kampagne stellt sie sich einer weiteren großen Herausforderung: Sie kandidiert für das Richteramt am Zivilgericht in Brooklyns 5. Bezirksgericht. Rachel wäre die erste chassidische Frau, die in den USA in ein solches Amt gewählt werden würde.
Kolumbien – Der lange Weg zum Frieden / Rachels Rettungsdienst, ab 21.50 Uhr, ARTE