Gut essen ein paar Meter vom Bahnsteig entfernt
Der alte Bahnhof in Meerbusch-Osterath wurde vor 130 Jahren gebaut. Heute ist er immer noch Haltestelle, vor allem aber ein gemütliches Restaurant.
Gut gelegen? Ein Bahnhof halt – aber nicht so wie heute, cool und funktional. Sondern so, wie man ihn vor mehr als 100 Jahren errichtete und schön fand: großzügig, viel Holz, gemütliche Räume, passend dekoriert mit Motiven aus der Welt der Zugfahrt. Man ahnt, wie es seinerzeit gewesen sein muss, als man dort – zwischen Düsseldorf, Mönchengladbach und Köln – in die Züge einstieg und verreiste. In Zeiten, in denen auch ein Trip über wenige Kilometer noch ganz anders war als heute. Um also die Frage nach der Lage zu beantworten – der Alte Bahnhof Meerbusch-Osterath liegt zwar direkt am Gleis einer S-Bahnund Güterzugstrecke, aber dennoch hat er den Charme gemächlicherer Zeiten. Nicht zuletzt durch den hübschen Biergarten. Und: Der Zugverkehr stört nicht. Die modernen Wagen der Nordwest-Bahn rollen fast lautlos vorbei, und die Güterzüge sind eher Teil der Eisenbahnfolklore.
Gut geschmeckt? Klares Ja. Denn das Team des Alten Bahnhofs hat sich klugerweise entschieden, sich nicht zu entscheiden zwischen deutscher, italienischer und spanischer Küche. Die Karte ist daher eine Art Spiegelbild der beliebtesten Klassiker dieser Länder: Es gibt etwa Pimentos und frittierte Sardinen (Spanien), Pasta mehrerer Variationen (Italien), Kalbschnitzel (Deutschland) und jeweils ein paar weitere Angebote aus diesen Ländern. Auch ein Hamburger steht auf der Karte. Wir wählten als Vorspeise eine Kokos-Curry-Suppe mit Gambas und waren sehr zufrieden, weil der dezente Geschmack der Riesennuss harmonierte mit einem Hauch von Ingwer und den Schalentieren. Außerdem ließen wir uns frittierte Sardinen mit Aioli reichen – da die winzigen, in Öl gegarten Fische als Vorspeise einfach unschlagbar sind. Als Hauptgericht bestellten wir das einzige Stück Rind auf der Karte, ein Rumpsteak, und baten darum, es zwar mit Fettrand zu grillen, aber ohne zu servieren. Der nette Mann vom Service versprach, sich persönlich um die Auswahl des Stücks zu kümmern und hielt sein Versprechen: Das Fleisch war perfekt auf den gewünschten Punkt – medium rare – gegart und von bester Qualität. Weil wir beim „Hamburger“oft schwach werden, gaben wir dem Bahnhof-Hamburger eine Chance und bekamen das Nationalgericht aus Trump-Country, arrangiert wie ein Türmchen, üppig mit Zwiebeln, Schinken und einer delikaten Sauce serviert. Dazu gab es frittierte Scheiben von rohen Kartoffeln – wunderbar und ein Alptraum für Veganer.
Den Preis wert? Wer im Alten Bahnhof Osterath speist, der tut das sehr preisgünstig. Das Restaurant ist nicht an prätentiösen Spielereien interessiert, sondern bietet seinen Gästen eine einfach-deftige, aber liebevoll zubereitet Küche des derzeitigen Mainstream. Die frittierten Sardinen stehen mit 7,90 Euro auf der Karte, die Kokossuppe kostet 6,10 Euro, der Hamburger 12,50 und das Rumpsteak ist mit 23 Euro der Ausreißer nach oben. Das Konzept ist klar: Man spricht eine Kundschaft an, die in urig-netter Umgebung gut, aber preiswert essen und trinken will. Und das funktioniert.
Gut bedient? Ja! Wir waren an einem frühen Sonntagabend da und das Lokal war noch ziemlich leer. Es war kein Problem, mit dem freundlichen Herrn vom Service Details abzusprechen. Nach der Bestellung dauerte es angemessen lange, bis die Speisen serviert wurden – also nicht diese blitzschnelle Lieferung, die einen misstrauisch werden lässt wegen der Bilder im Kopf von endlos warm gehaltenen Speisen. Wir fühlten uns sehr willkommen und gut betreut. Überraschung? Dass der Alte Bahnhof Meerbusch-Osterath immer noch Haltepunkt für Züge ist, wussten wir nicht. Also erlebt man, dass wenige Meter entfernt von Kokossuppe und Rumpsteak Züge halten und die Menschen einsteigen. Fazit: Beim Gruß an die Küche würden wir das Fahrsignal auf Grün stellen und sagen:Weiter so – gute Reise!
Alter Bahnhof, Bahnhofsweg 31, 40670 Meerbusch-Osterath, 02159 81 59 777, geöffnet: Di – Sa ab 16 Uhr, Sonn- und Feiertage ab 12 Uhr
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