Rheinische Post

Ein Hoch auf die Gemeinscha­ft

Wer sich engagieren will, ist in Itter herzlich willkommen. Die Alteingese­ssenen sind mit der katholisch­en Gemeinde und den St.-Hubertus-Schützen eng verbunden.

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Mit kurzen Unterbrech­ungen lebt der heute 67-jährige Paul Hassel schon sein ganzes Leben in Itter. „Anderthalb Jahre habe ich beruflich im Westerwald gewohnt, das war noch ländlicher als hier, und es hat mich schnell wieder zurück gezogen“, erzählt Hassel. Für ihn ist Itter „sein Dorf“, seine Heimat – die sich allerdings in den letzten Jahrzehnte­n stark verändert hat.

„Es gab mehrere Siedlungsw­ellen in den 1960er und 1970er Jahren, aber auch in den letzten Jahren, die das Gesicht von Itter geprägt haben“, erzählt Hassel. Die kleinen Landwirtsc­hafts- und Gartenbaub­etriebe, von denen ein Großteil des Dorfs früher gelebt hatte, seien fast vollständi­g verschwund­en. Die ersten Neubauten habe die Kirche initiiert, und die Zugezogene­n hatten ein enges Verhältnis zur Gemeinde und dem Dorfleben. Das sei bei den späteren Ansiedlung­en nicht immer der Fall. „Viele der

Neuen wollen sich nicht mehr langfristi­g an die Vereine im Ort binden“, sagt Hassel, der selbst in der Gemeinde aktiv ist. Und auch die Nahversorg­ung im Dorf ist schlechter geworden. „Im Grunde gibt es gar nichts mehr vor Ort. Die nächste Kneipe ist in Holthausen, und zum Einkaufen bleibt uns nur noch der Hofladen, der dreimal in der Woche geöffnet ist.“

Früher, erzählt Paul Hassel, habe es noch einen Bäcker und mehrere kleine Lebensmitt­elläden gegeben. „Aber die strukturel­le Veränderun­g macht eben auch vor Itter nicht halt“, sagt der 67-Jährige etwas traurig.

Dennoch ist er stolz auf das Dorf. „Meine Eltern sind hierhin gezogen. Andere Familien sind bereits seit Generation­en in Itter ansässig, sodass ich mich teilweise fast noch wie ein Zugezogene­r fühle.“Trotzdem ist das ruhige Dorf am Rhein seine Heimat – und soll es auch bleiben. Dominik Schneider

Sowohl Alexander Dreesen als auch seine Frau stammen aus einem kleinen, ländlichen Ort im Norden Deutschlan­ds. Für sie war der Umzug in das dorfähnlic­he Idyll von Itter daher eine Rückkehr zu den Wurzeln.

Vor drei Jahren stellte die junge Familie Dreesen, dass ihnen ihre Mietwohnun­g am Südpark langsam zu eng werde. Also gingen sie auf Wohnungssu­che. „Itter hat uns damals wenig gesagt, aber wir haben uns hier sofort wohlgefühl­t“, sagt Alexander Dreesen.

„Man hat hier nicht das Gefühl, in einer Großstadt zu sein“, beschreibt der Familienva­ter das Leben im dörflichen Itter. „Es hat einfach sofort zu unserer Familie gepasst.“Er könne seinen inzwischen vierjährig­en Sohn mit dem Rad zum Kindergart­en fahren lassen, über die Kinder kommt

man mit den Nachbarn schnell in Kontakt.

Die Dreesens wohnen nicht in der Neubausied­lung, sondern im alten Itter. Dort haben sie schnell Anschluss gefunden: Alexander Dreesen ist durch einen Nachbarn Mitglied im Schützenve­rein geworden, die Familie nimmt an den Feiern der Vereine im Ort und der Gemeinde teil.„Die Menschen hier identifizi­eren sich mit ihrem Dorf, es wird viel ehrenamtli­che Arbeit geleistet“, sagt Dreesen beeindruck­t.

Die Verkehrsan­bindung sei nicht optimal, beschreibt er. Allerdings ziehe es ihn auch kaum noch in die Düsseldorf­er Innenstadt, denn vor Ort in Itter gebe es eigentlich so gut wie alles, was seine Familie braucht. „Wir leben jetzt wieder in einem Dorf – mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt“, sagt der junge Familienva­ter. Dominik Schneider

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FOTO: ANNE ORTHEN Paul Hassel wohnt zwar schon sein ganzes 67-jähriges Leben im Dorf, doch manchmal sieht er sich noch als Zugezogene­r, weil seine Eltern nicht aus Itter stammen.
 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Alexander Dreesen und seine Familie, Ehefrau Anika und Sohn Toni, haben sich gut in Itter eingelebt. Durch die Nachbarn fanden sie schnell Kontakt.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Alexander Dreesen und seine Familie, Ehefrau Anika und Sohn Toni, haben sich gut in Itter eingelebt. Durch die Nachbarn fanden sie schnell Kontakt.

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