TV-Polizist gab sich als Ermittler aus
Wegen Amtsanmaßung steht ein 45-Jähriger vor Gericht. In einem Hotel soll er sich als Kripobeamter vorgestellt haben, um zu erfahren, mit wem seine Freundin das Zimmer teilte. Sein Auftritt überzeugte zumindest einen Azubi.
Wegen Amtsanmaßung steht ein 45-Jähriger vor dem Amtsgericht. In einem Hotel soll er sich als Kripobeamter vorgestellt haben.
Amtsanmaßung wirft die Staatsanwaltschaft einem Früh rentner vor, der am Montag vor dem Amtsgericht stand. Der 45-jährige Kölner, der gelegentlich als Komparse auftritt, will ohne böse Absicht gehandelt haben, als er vor gut einem Jahr in einem Düsseldorfer Hotel seinen Großmarkt-Ausweis vorzeigte und die Personalien eines Gasts verlangte.
Per Strafbefehl war der Frührentner dafür zu einer Geldstrafe von 1500 Euro verurteilt worden. Dagegen hatte er Einrspruch eingelegt.
Laut Strafbefehl war er in seiner Rolle als Ermittler so massiv aufgetreten, dass ein Azubi am Hotelempfang die Daten rausrückte, obwohl der Chef im Nebenzimmer noch versuchte, die Echtheit des Beamten abzuklären. Denn, sagte der Manager als Zeuge im Amtsgericht, man habe im Hotel schon ab und an einmal mit der Polizei zu tun gehabt .„ Diese Vorgehensweise kam mir seltsam vor,“sagte der Zeuge.
Demnach hatte der Mann behauptet, in der Wache säße eine weinende junge Frau, der in Zimmer 433 des Hotels jemand etwas ins Getränk geschüttet habe. Die Personalien des Gastes seien deshalb für das „weitere Verfahren von Bedeutung“. Dabei soll der angebliche Beamte den Namen eines echten Düsseldorfer Kriminalpolizisten genannt und sogar die Uhrzeiten von dessen Geschäftszimmer angegeben haben.
Purer Zufall, sagte der 45-Jährige nun vor Gericht. Er habe einfach willkürlich einen Namen genannt, von der Existenz des echten Beamten nichts gewusst. Niemals, betonte er, habe er zuvor mit der Polizei in Düsseldorf zu tun gehabt.
Im nahen Köln dagegen ist er häufiger, zwar nicht als Kriminal- aber doch als Polizeibeamter zu sehen. In Uniform steht er dort regelmäßig für einen Privatsender vor der Kamera, für ein Format, in dem angeblich ausgebildete Polizisten ihren Berufsalltag nachspielen.Das könnte auch erklären, warum sein Auftritt als Ordnungshüter so überzeugend wirkte.
Im Hotel freilich waren keine Fernsehkameras dabei. Vielmehr habe ihr Mandant an jenem Abend von dort beunruhigende Nachrichten seiner Freundin erhalten, erklärte die Anwältin des angeblichen Gelegenheitskomparsen. Der sei bei einem Konzert gewesen, die Freundin in Düsseldorf ausgegangen. Weil er angenommen habe, dass er sie später zur Arbeit bringen solle, habe er sich auf den Weg zu ihr gemacht, obwohl sie ihm lediglich „Geodaten“geschickt und nicht direkt mitgeteilt habe, wo sie sei. Die Geodaten hätten ihn dann zum Hotel geführt, vor dem er seine Freundin„völlig zugedröhnt“vorgefunden habe. Weil er vermutete, die Frau sei gegen ihrenWillen mit Drogen in Kontakt gekommen, habe er herausbekommen wollen, in wessen Zimmer sie gewesen war.
Mit der Information des Rezeptions-Azubis habe er dann das Haus verlassen. Der Manager des Hotels schaltete dann offenbar die Polizei ein, wobei sich auch herausstellte, dass die Dienststelle, für die der falsche Fahnder angeblich arbeitete, mitnichten für einen K.O.-Tropfen-Fall, sondern für Einbrüche zuständig ist.
Das Gericht, das von den regelmäßigen Auftritten des Angeklagten als TV-Polizist offenbar nichts wusste, kam dem 45-jährigen Mann dennoch entgegen und reduzierte die Geldstrafe deutlich. Zeugen wie der Hotel-Auszubildende und die Freundin des Angeklagten wurden nicht gehört.