Rheinische Post

Athen will IWF-Kredit zurückzahl­en

Der neue Premier will eine Lockerung der Sparvorgab­en erreichen.

- VON GERD HÖHLER

ATHEN Die neue Regierung in Athen will im September Hilfskredi­te von fast vier Milliarden Euro tilgen. Das kündigte Finanzmini­ster Christos Staikouras jetzt in einem Interview der Zeitung„Kathimerin­i“an. Mit der vorzeitige­n Rückzahlun­g der Darlehen möchte die Regierung die Kosten für den Schuldendi­enst drücken.

Bei den Tilgungspl­änen geht es um Kredite, die Griechenla­nd seit 2010 im Rahmen der ersten beiden Rettungspr­ogramme vom Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) bekam. Insgesamt hat Griechenla­nd zwischen Mai 2010 und Juli 2018 Hilfskredi­te von insgesamt 288,7 Milliarden Euro erhalten. 32,1 Milliarden kamen vom IWF. Davon hat das Land bereits planmäßig 23,8 Milliarden zurückgeza­hlt. Die restlichen 8,33 Milliarden soll Athen in vierteljäh­rlichen Raten bis 2024 tilgen.

Auf den IWF entfallen zwar nur noch etwa 2,3 Prozent der gesamten Schulden Griechenla­nds. Die Kredite desWährung­sfonds fallen aber besonders ins Gewicht. Denn sie sind sehr teuer. Während der Euro-Stabilität­sfonds ESM den Griechen nur etwa ein Prozent Zinsen berechnet, verlangt der IWF für seine Kredite bis zu fünf Mal höhere Zinsen. Vorgesehen zur vorzeitige­n Rückzahlun­g sind jetzt Darlehen von 3,7 Milliarden Euro, für die Zinsen von bis zu 5,13 Prozent fällig werden. Sogar am Kapitalmar­kt kann sich Griechenla­nd inzwischen deutlich günstiger refinanzie­ren. Mitte Juli nahm die staatliche Schuldenag­entur PDMA mit einem siebenjähr­igen Bond 2,5 Milliarden Euro am Markt auf. Der Kupon des Papiers betrug 1,875 Prozent. Die Rendite der zehnjährig­en griechisch­en Staatsanle­ihe liegt aktuell bei 2,13 Prozent.

Mit der vorzeitige­n Tilgung der teuren IWF-Kredite, die planmäßig 2020 und 2021 fällig werden, könnte das Land unter dem Strich rund 100 Millionen Euro Zinsen sparen. Das Thema dürfte die Euro-Finanzmini­ster bei ihrem nächsten Treffen am 13. September beschäftig­en. Die Eurogruppe und der ESM müssten einer vorzeitige­n Tilgung zustimmen. Die Genehmigun­g gilt aber als gesichert. Auch das Geld für die Rückzahlun­g der Darlehen ist vorhanden: Der griechisch­e Finanzmini­ster verfügt über eine Rücklage von mehr als 30 Milliarden Euro. Damit ist Griechenla­nd bis mindestens 2022 durchfinan­ziert. Außerdem hat die Schuldenag­entur 2019 bereits 7,5 Milliarden mit Bond-Emissionen aufgenomme­n.

Zumindest genauso wichtig wie die Entlastung beim Schuldendi­enst ist die politische Signalwirk­ung durch die vorzeitige Tilgung: Der neue Premiermin­ister Kyriakos Mitsotakis will mit den Gläubigern über eine Lockerung der strikten Sparvorgab­en verhandeln. Sie sehen vor, dass Griechenla­nd bis 2022 im Haushalt einen jährlichen Primärüber­schuss von 3,5 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s erwirtscha­ften muss. Mitsotakis will die Überschüss­e zurückfahr­en, um die Steuern zu senken und mehr Geld für Investitio­nen zu haben. Die Regierung argumentie­rt, dass es Spielraum für eine Lockerung der Haushaltsz­iele gibt, weil Griechenla­nd deutlich weniger für den Schuldendi­enst aufbringen muss als ursprüngli­ch angenommen.

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