Der Ein-Mann-Uli-Hoeneß-Fanclub
Ernst Blissenbach ist 82 und erfolgreicher Unternehmer aus Remscheid. Seine Bewunderung gilt Uli Hoeneß. Die geht sogar soweit, dass seine Mitarbeiter Sonderurlaub zu Ehren der Münchner Vereinsikone bekommen.
REMSCHEID Für viele Fußballfans in Deutschland ist der 29. August in diesem Jahr ein wichtiges Datum. Dann will Uli Hoeneß mitteilen, ob er Präsident des FC Bayern München bleibt. Für die Mitarbeiter der Ernst Blissenbach GmbH in Remscheid hat der Termin dagegen deutlich an Brisanz eingebüßt, seitdem klar ist, dass Hoeneß’ Entscheidung keine Auswirkungen auf ihren Tag Sonderurlaub haben wird. „Wenn Uli Hoeneß nicht mehr Präsident sein möchte, habe ich dafür Verständnis. Die Mitarbeiter müssen nicht um ihren Sonderurlaub bangen“, sagt Geschäftsführer Ernst Blissenbach. Und sein Wort gilt, schließlich ist der 82-Jährige derjenige, der in seinem Unternehmen für jeden der 15 Mitarbeiter einst den jährlichen Tag Extra-Urlaub eingeführt hat – zu Ehren von Hoeneß.„Das finde ich sehr gerechtfertigt“, sagt Blissenbach.
Was mancher für einen Spleen halten wird, ist für Blissenbach das Normalste von der Welt. Denn als er vor 45 Jahren mit Kegelbrüdern nach München fuhr und sich dort das Bundesligaspiel der Münchner gegen Schalke 04 anguckte, kehrte der Mann aus dem Bergischen Land als Bayern-Fan zurück. Und aus dem Bayern-Fan wurde später der Fan des „Herrn Hoeneß“, wie Blissenbach ihn nennt. „Das soziale Engagement von Herrn Hoeneß hat mich schon lange beeindruckt“, sagt der Chef des mittelständischen Unternehmens mit Sitz am Remscheider Jägerwald, der über das weltweit innovativste System zur Innenentgratung längsnahtgeschweißter Rohre verfügt. Das System ermöglicht besonders glatte Flächen in Rohren und findet auch in der Automobilindustrie Verwendung.
Blissenbachs wirtschaftlicher Erfolg befeuerte seine Bewunderung für Hoeneß. Auch dessen Verurteilung und Inhaftierung wegen Steuerhinterziehung konnte daran nichts ändern. Im Gegenteil: Jedes Jahr am 22. März, dem Tag der Haftentlassung, bekommt der „FC Bayern Hilfe“-Verein aus Remscheid 10.000 Euro überwiesen. „Ich habe Uli Hoeneß gesagt: Glauben Sie mir, wie ich von allen Seiten mein Fett weg gekriegt habe, wenn über Ihre Steuerhinterziehung etwas in der Zeitung stand“, erzählt Blissenbach.
Er konnte es Hoeneß persönlich sagen, denn seit 2016 besteht ein Kontakt zwischen den beiden. 2017 lud Hoeneß seinen Ein-Mann-Fanclub aus NRW zu einem Spiel seiner Wahl in die Vorstandsloge der Allianz-Arena ein. Blissenbach wählte das Spiel gegen Darmstadt 98. An diesem Tag entstand auch das Foto, das Blissenbach sehr viel bedeutet und ihn mit dem Bayern-Präsidenten im vertrauten Gespräch zeigt. „Es hat sich eine freundschaftliche Beziehung entwickelt, die bis zum heutigen Tag gepflegt wird“, erzählt Blissenbach. „Als ich 80 wurde, hat Uli Hoeneß mir geschrieben und ein Trikot geschenkt mit den Unterschriften aller Spieler.“
Das hat natürlich einen Ehrenplatz bekommen im Hause Blissenbach. Dort, wo sich die Ehefrau jedes Mal ein bisschen Sorgen macht, wenn ihr Ernst ein Spiel des FC Bayern am Fernseher verfolgt. „Meine Frau sagt immer: Irgendwann kriegst du einen Schlag“, sagt Blissenbach. Längst ist seine Hoeneß-Passion in der Nachbarschaft und im Freundekreis rum. „Wenn der FC Bayern verliert, hängen meine Nachbarn auch schon mal ein schwarzes Handtuch aus dem Fenster. Aber das gehört dazu, die Käbbelei.“
Im Gegensatz zu seinen Mitarbeitern, unter denen natürlich auch Nicht-Bayern-Fans sein dürfen, blickt Blissenbach dem 29. August dann doch mit gehöriger Spannung entgegen. Denn einen FCB ohne Uli Hoeneß, den mag er sich nicht so recht vorstellen. Und deswegen formulierte er auch in Form einer Unternehmensmitteilung eine Bitte an seinen Freund: „Der FC Bayern ist ohne Dich einfach nicht mehr derselbe und für uns nicht vorstellbar. Das kannst Du uns nicht antun. Sollte ich persönlich etwas dazu beitragen können, Dich auf Deinem Posten zu halten, lass es mich bitte wissen. Es wird sofort erledigt.“
Wer Ernst Blissenbach kennt, weiß, das sind keine leeren Worte. So wie es mit dem Tag Sonderurlaub eben auch keine leeren Worte waren.