Freie Szene blickt zur Münsterstraße
Die Tanz- und Theaterszene wünscht sich einen festen Standort in Düsseldorf.
(kus) Die Freie Szene Düsseldorf tourt zum Proben nicht bloß kreuz und quer durch Düsseldorf, sondern reist auch bis Köln, Wuppertal und Frankfurt, wenn es sein muss. Das muss leider sein, sagt Alexandra Schmidt, eine von vier Sprecherinnen der Freien Tanz- und Theaterszene Düsseldorfs. „Uns stehen nicht genügend Räume für unsere Produktionen zur Verfügung. Dabei wäre es doch schön, wenn wir an dem Ort auch produzieren würden, am dem wir auftreten und vor allem, wo wir zu Hause sind.“Ein Wunsch, der jetzt in ein Raum-Konzept gemündet ist, das Politik und Kulturamt bereits vorliegt.
Eine wichtige Rolle spielt darin der Umzug des Jungen Schauspiels von der Münsterstraße zum Central am Hauptbahnhof. Derzeit gibt es zwar Überlegungen, in Rath ein Haus der Kulturen einzurichten. Noch ist allerdings nichts entschieden, sodass auch die Idee von einem Probenzentrum für die Freie Szene eine Option sein könnte. Zumal zukünftige Planungen, die das FFT und das Tanzhaus NRW betreffen, die Raumnot der freien Künstler noch steigern könnten. Beide Häuser stellen Arbeitskapazitäten, darunter auch Bühnen, zur Verfügung. Wenn jedoch das Tanzhaus tatsächlich modernisiert und erweitert wird, dürfte es nur eingeschränkt nutzbar sein. Das jedenfalls befürchtet Alice Ferl, Theatermacherin und Sprecherin der Freien Szene. Und: „Wenn das FFT seine beiden Standorte Jahnstraße undWilhelm-Marx-Haus verlässt, um ins neue Kap 1 am Konrad-Adenauer-Platz zu ziehen, steht den Kollegen ein Raum weniger als jetzt zur Verfügung. Uns also auch.“
In dem Gebäude des Jungen Schauspiels an der Münsterstraße ließe sich vieles verwirklichen, meinen Schmidt, Ferl und auch Sabine Seume, freie Choreografin. „Wir könnten mit der Oper als künstlerischem Partner kooperieren. Oder auch mit einemWohlfahrtsverband wie der Diakonie, die in die Umgebung wirken könnte, etwa mit einem Café .“Mit der Diakonie als Partner wären gleich zwei Aspekte abgedeckt: Sie versteht sich auf Stadtteilarbeit und hegt durch den vielseitig interessierten Diakonie-Chef Thorsten Nolting eine große Nähe zur Düsseldorfer Kunst- und Kulturszene. Zuletzt gab es etwa gemeinsame Angebote mit dem Tanzhaus.
Allerdings, und das ist die Crux an der Sache, ein solches Probenzentrum, ob an der Münsterstraße oder an der Jahnstraße, die nach dem Auszug des FFT ebenfalls im Gespräch ist, kostet Geld. Nicht nur, um die Räume entsprechend herzurichten, sondern auch, weil die Organisation eines solchen Zentrums nach Ansicht von Ferl und ihren Kolleginnen von zwei festen Kräften gestemmt werden sollte. „Das Ganze sollte ein Verein verwalten, dessen Vorstand alle zwei Jahr neu gewählt würde“, sagt Ferl. 60.000 Euro, schätzen die Frauen, würden die beiden Stellen wohl jährlich kosten.
Die Politik hat erst vor wenigen Monaten die Fördermittel der Freien Szene um 145.000 Euro aufgestockt, und auch das Land scheint im Hintergrund an einer neuen Form finanzieller Unterstützung zu basteln.„Wir wünschen uns nach den vielen Jahren des Vagabundierens endlich einen festen Standort in dieser Stadt“, sagt Schmidt. Es sei an der Zeit, dass sich die Politik zu den freien Kunstschaffenden bekenne, die wertvolle Arbeit für Düsseldorf leisteten. Am 7. November treffen sich Vertreter der Freien Szene mit Politikern und Kulturverwaltung, um über die nächsten Schritten zu beraten.