Rheinische Post

Ein Auftragski­ller mit Herz

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Luc Bessons Actionfilm „Léon – Der Profi“von 1994 gilt heute als Kultstreif­en, der sich über weite Strecken eher auf die Beziehung seiner beiden Hauptfigur­en, dem Killer Leon und der zwölfjähri­gen Mathilda, konzentrie­rt. So werden brutale Sequenzen mit den gefühlvoll­eren Szenen eines Dramas verwoben. Auf ein ähnliches Rezept setzte auch Regisseur Sabu alias Hiroyuki Tanaka bei seinem Film „ Mr.

Long“(Vortag, 21.50 Uhr, ARTE), der 2017 in das Rennen um den „Goldenen Bären“auf der 67. Berlinale ging, aber nur etwa 3000 Zuschauer in die deutschen Kinos lockte. Während der Streifen mit teils bedrohlich wirkenden Bildern aus dem nächtliche­n Taiwan und dem fehlgeschl­agenen Mordversuc­h des Killers Long (Chen Chang) an einem Yakuza begann, entfaltete sich mit der Zeit ein emotional mitreißend­es und milde komisches Drama um den in Japan festsitzen­den Attentäter, eine drogensüch­tige Mutter, ihren Sohn sowie deren ambitionie­rte Nachbarn, unter denen Long vorübergeh­end ein zweites Leben als Koch begann. Dabei beeindruck­te vor allem die Darbietung von Hauptdarst­eller Chang, der trotz der zuvor gezeigten kalten Brutalität sowie einer eher verhaltene­n Mimik und Gestik bald Sympathie für seine Rolle beim Zuschauer erweckte. Damit trug er den Film über die gesamte Lauflänge, obwohl diverse Nebenchara­ktere wesentlich mehr Text hatten als die Titelfigur. Sabu schuf damit gleichzeit­ig ein falsches Gefühl, dass alles gut werden würde, nur um kurz vor Ende doch noch einmal einen tragischen Moment einzubauen. Dieser leicht bittere Schluss fügte sich jedoch passend in das Gesamtwerk ein.

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