Eine Stunde mit Lauryn Hill in Köln
Viel ist über die vergangenen Konzerte von Lauryn Hill geschrieben worden. Mal war sie viel zu spät, mal merklich genervt vom Sound, mal war der Auftritt nach nur vier Songs wieder zu Ende. Und auch im Kölner Tanzbrunnen war Miss Hill, wie die sechsfache Mutter am liebsten genannt werden will, nicht pünktlich. Das lag aber ausnahmsweise nicht an ihr, sondern an einem Gewitter. Nachdem das vorübergezogen war, kam Hill gegen 21.30 Uhr mit ihrem Rap-Hit „Lost Ones“auf die Bühne. In einem wallenden Tüllrock, voller Energie und mit der wahnsinnigen Stimme, mit der sie vor mehr als 20 Jahren die Charts gestürmt hatte. Zwischen 1996 und 1998 bestimmte Hill erst mit ihrer Band The Fugees, dann als Solokünstlerin mit ihrem Album „The Miseducation of Lauryn Hill“die Hitparaden der Welt. Um sich als 23-Jährige fast vollkommen aus dem Scheinwerferlicht des Popgeschäfts zurückzuziehen. Dass die Welt eine fantastische Künstlerin verloren hat, zeigte sie auf der Bühne. Sie rappt wie früher, singt ausdrucksstark. Und fürchtet sich nicht, ihre eigenen Songs zu zerspielen. Denn von der bekannte Version von „So simple“bleibt in der funkigen Rockorgie nicht mehr viel übrig. Hill hat sichtlich Freude daran, ihre Musik neu zu interpretieren. Nach einer knappen Stunde ist das Konzert schon vorbei – unsanft gestoppt gegen 22.40 Uhr durch die Nachruheregelungen der Stadt Köln. Mitten im Hit „Doo-Wop“wird die Musik leiser gedreht. Clemens Henle