Was Klimaanleihen den Anlegern bringen
Die Idee der CSU, KlimaInvestitionen durch die Ausgabe von Staatspapieren zu finanzieren, mag ökologisch sinnvoll sein. Aber es gibt Fallen.
DÜSSELDORF Beim Klimaschutz versucht sich die CSU gerade ein bisschen an der Quadratur des Kreises. Wie ihre Partner in der großen Koalition verficht sie die Idee einer schwarzen Null, gleichzeitig will sie aber Bürger-Investitionen in den Klimaschutz auf Pump finanzieren. Ist das sinnvoll?
DerVorschlag von Ex-Verkehrsminister Alexander Dobrindt, Klimaschutz-Anleihen zu begeben, hat einige Macken. Ökologisch wäre eine Klimaanleihe womöglich Sinn stiftend, aber ökonomisch?. Anleger, die eine solche Anleihe zeichnen wollen, sollten genau hinschauen. Zwei Prozent Zinsen auf eine Zehn-Jahres-Anleihe hören sich zwar angesichts des aktuellen Zinsniveaus nahe null erst einmal gut an. Geht man aber davon aus, dass eine solche Anleihe in Zeiten, in denen sich viele ums Klima verdient machen wollen, auf breite Nachfrage stieße, würden die institutionellen Investoren wohl die große Masse abgreifen. Das heißt: Der Kurs würde in der ersten Zeit vermutlich steigen, die Rendite für die meisten Privatanleger mithin unter zwei Prozent fallen.
Damit so ein Zinsversprechen wirklich Sinn machte, dürften die Anleihen nicht handelbar sein, ihr Kurs also nicht schwanken können. So ähnlich wie bei den guten alten Bundesschatzpapieren des Typs A und B mit sechs respektive sieben Jahren Laufzeit. Anders kann es keine staatlich garantierte Rendite geben, wie Dobrindt sie in der„Bild am Sonntag“angedeutet hat.
Außerdem: Wenn tatsächlich in einigen Jahren die Zinsen wieder steigen, könnte man mit anderen Anlageprodukten (Aktien sowieso, aber auch mit anderen Anleihen, womöglich sogar mit Zinskonten) eine deutlich höhere Rendite erzielen.
Umgekehrt gilt: An den Kapitalmärkten muss man gegenwärtig zwei Prozent Verzinsung erst einmal verdienen. Der Bund müsste sich ja nicht nur das Geld leihen, das er im Jahr 2030 an den Anleihe-Besitzer auszahlen muss, sondern auch das schwer zu erwirtschaftende Geld für die laufende Verzinsung aufbringen. Dass die zwei Prozent von der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau gezahlt werden, die die Klimaanleihe nach den Vorstellungen der CSU vermarkten soll, erscheint eher unwahrscheinlich. Fazit: Sollten den Ankündigungen Dobrindts auch Regierungs-Taten folgen, würde das auf jeden Fall Mehrbelastungen für den Bundeshaushalt bedeuten. Man müsste also im Etat an anderer Stelle sparen, um das wieder aufzufangen.
Immerhin könnte die Anleihe bei den potenziellen Privatinvestoren das Gefühl hinterlassen, mit dem Leihgeschäft für den Staat etwas Gutes für die Umwelt getan zu haben. Allerdings fehlt es für solche Projekte im Sinne des Klimaschutzes gar nicht an Geld, so dass die politische Initiative gar nicht vonnöten wäre. Der KfW stehen jedes Jahr Milliarden für die Finanzierung umweltfreundlicher Investitionen zur Verfügung. Damit vergibt sie auch Kredite für Projekte, mit denen beispielsweise Häuser energieeffizienter gemacht werden. Für den Verbraucher läuft die Abwicklung des beantragten Förderkredits dann aber nicht mehr über die Förderbank in Frankfurt, sondern über die Sparkasse oder Volksbank vor der Haustür.
Die Idee der Klimaanleihe ist übrigens nicht neu. „Green Bonds“sind weit verbreitet. Die erste europaweite dieser Art gab es schon vor neun Jahren, aufgelegt von der Europäischen Investitionsbank (EIB). Das Papier verzinste sich inmitten der Finanzkrise zwar auch nur mit einem Prozent, aber es war eine höhere Rendite möglich, deren Höhe daran gekoppelt war, wie sich der britische Börsenindex FTSE entwickelte.