„Volks-Sparkassen“in Blau und Rot
Die Filialzusammenlegung in Hessen könnte einen Dammbruch auslösen.
FRANKFURT (dpa) Aus Rivalen werden Partner: Angesichts des Spardrucks legen die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse in Hessen in größerem Umfang Filialen zusammen. Das soll die Kosten senken und zugleich eine Präsenz in der Fläche gewährleisten. Deutschlands zweitgrößte Volksbank bestätigte entsprechende Berichte des „Spiegel“und der „Welt am Sonntag“.
Die Kooperation ist eine Antwort auf den Spardruck und könnte daher bundesweit Schule machen. Denn die gesamte Branche müht sich, den Spagat zwischen digitalen Angeboten und Präsenz in der Fläche zu schaffen.Viele Kunden erledigen Bankgeschäfte fast nur noch am heimischen Computer oder per App auf dem Smartphone. Seit Jahren schrumpft die Zahl der Filialen, denn das dichte Netz kostet die Institute eine Menge Geld – und das in einer Zeit, in der sich Geldhäuser wegen des Zinstiefs ohnehin schwertun mit dem Geldverdienen und zugleich viel Geld für Regulierung und neue digitale Angebote aufwenden müssen.
Den Berichten zufolge werden die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse an 50 Standorten ihre Präsenz zusammenlegen. Die gemeinsamen Filialen sollen an vier Wochentagen geöffnet haben: An zwei Tagen werden Sparkassen-Kunden betreut, an den anderen zwei Tagen Volksbank-Kunden.
Diese werden anhand unterschiedlicher Beleuchtung – mal rot für die Sparkasse, mal blau für die Volksbank – erkennen können, welches Institut gerade vertreten ist. Basisdienstleistungen wie etwa Geldabheben sollen durchgehend für alle Kunden über Automaten angeboten werden.
In die Umgestaltung der Filialen investieren die beiden Institute gemeinsam bis zu fünf Millionen Euro – und sparen im Gegenzug jeweils jährlich Kosten in einstelliger Millionenhöhe.
Im vergangenen Jahr setzte sich Filialsterben fort. Die Zahl der Geldhäuser insgesamt verringerte sich der Bundesbank zufolge zum Vorjahr um 40 auf 1783 Institute. Die Zahl der Zweigstellen schrumpfte um 2239 auf 27.887 Filialen.