28 Verletzte bei Unwetter in Essen
Ein Open-Air-Konzert am Baldeneysee wurde von einem schweren Gewitter überrascht. 28 Menschen wurden verletzt, zwei davon schwer. Die Verantwortlichen wehren sich gegen Kritik daran, dass die Veranstaltung nicht abgesagt wurde.
ESSEN Bei einem Open-Air-Konzert der Rapper Casper und Marteria in Essen sind während eines heftigen Gewitters 28 Menschen verletzt worden, zwei davon schwer. Nach Angaben der Polizei war am Sonntagmorgen keiner der Verletzten mehr in Lebensgefahr. Ärzte betreuten am Samstagabend vor Ort etwa 150 Besucher, nachdem gegen 21 Uhr plötzlich ein Gewitter losbrach und heftige Windböen über das Gelände am Ufer des Baldeneysees fegten. Eine etwa vier Mal acht Meter große LED-Leinwand am linken Bühnenrand stürzte ins Publikum. Die Veranstaltung mit rund 20.000 Besuchern wurde abgebrochen, Polizei und Rettungskräfte waren stundenlang im Einsatz.
Ein Besucher, der mit seiner Frau und einigen Bekannten in der ersten Reihe vor der Bühne stand, berichtete, der Wetterumschwung sei völlig überraschend gekommen. „Erst haben wir uns gefreut, im Regen tanzen zu können, dann schlug das Wetter um“, sagte er. Innerhalb kürzester Zeit sei heftiger Wind aufgekommen, aus dem Augenwinkel habe er gesehen, wie die Leinwand angefangen habe zu schwanken. „Dann ist sie von einer heftigen Böe erfasst worden, nach vorne geschwungen, durchgebrochen und heruntergestürzt“, sagte er.
Dem Augenzeugen zufolge wurden Casper und Marteria sofort von Sicherheitsleuten von der Bühne gezogen. Viele Besucher suchten Schutz an den Trink- und Essensständen, an den Ausgängen wurde das Sicherheitspersonal von der Situation offenbar überrumpelt. Als sich immer mehr Menschen dorthin bewegten, gab es keinerlei Anweisungen oder Hinweise. Erst nach einigen Minuten kam die Durchsage, dass das Konzert abgebrochen wird.
Scharfe Kritik an den Veranstaltern kam von Meteorologe Jörg Kachelmann. Schon um 20.40 Uhr hätte klar sein müssen, dass das Wetter einen Abbruch des Konzerts nötig mache, schrieb Kachelmann bei Twitter, „nichts war plötzlich, nichts war überraschend.“Das Sicherheitskonzept vieler Konzerte sei mangelhaft, so Kachelmann. Dem DeutschenWetterdienst zufolge wurde zwar schon um 19.30 Uhr vor dem Gewitter gewarnt worden – allerdings sei keine Unwetterwarnung veröffentlicht worden, weil es sich dabei nicht offiziell um ein Unwetter gehandelt habe. „Es gab fünf bis zehn Liter Regen in kurzer Zeit – das ist viel, aber auch keine weltbewegende Menge“, sagte Thomas Gerwin vom DWD in Essen. Für Essen sei Windstärke 7 vorausgesagt gewesen. Grundsätzlich seien die meisten Veranstaltungen bis Windstärke 8 gesichert.
Die Verantwortlichen des Seaside Beach Baldeney, auf dem das Konzert stattgefunden hatte, teilten mit, die Wettersituation sei nicht vorhersehbar gewesen.„Wir haben ständig mit den Behörden, demVeranstalter und den Einsatzkräften die Situation im Blick gehabt. Die Sicherheit unserer Gäste hat höchste Priorität“, hieß es in einem auf Facebook veröf
fentlichten Statement. „Wir betreiben den Seaside Beach schon seit knapp 15 Jahren und haben so eine plötzliche Windböe mit Starkregen noch nie erlebt.“Die Polizei ermittele zu den Ursachen des Unglücks.
Am Sonntagmittag äußerten sich auch die beiden Rapper, die in Essen den Abschluss ihrer gemeinsamen Tour feiern wollten, zu dem Unglück. „Wir hoffen, dass ihr alle gut nach Hause gekommen seid. Vielen Dank auch an unsere Crews, die Einsatzkräfte und Behörden vor Ort für ihr professionelles Handeln und ihre Unterstützung“, erklärten sie in gleichlautenden Beiträgen auf Instagram. „Wir suchen auch nach Möglichkeiten, das Konzert nachzuholen, aber das allerwichtigste ist jetzt erstmal die Gesundheit der Betroffenen.“
Auch in anderen Städten in NRW war die Feuerwehr in der Nacht zu Sonntag im Einsatz. Unter anderem in Essen, Bochum, Ratingen und Mettmann wurde sie wegen umgestürzter Bäume gerufen. Im Dortmunder Westfalenpark wurde das Lichterfest unterbrochen.