Rheinische Post

Ein Böllerwurf überschatt­et Borussia Mönchengla­dbachs Sieg in Köln.

Borussia macht beim 1:0-Sieg in Köln das bisher beste Saisonspie­l – auch wenn es zwei Gesichter gibt.

- VON KARSTEN KELLERMANN

KÖLN Marcus Thuram hatte aus der Eckfahne und seinem Trikot eine Borussia-Fahne gebastelt und schwenkte diese freudentru­nken umher. Seine Kollegen von Borussia Mönchengla­dbach tanzten derweil vor der Kurve der Gladbach-Fans, die ein Plakat entrollt hatten mit der Aufschrift: „Derbysiege­r.“Es war spürbar, dass der Sieg den Gladbacher­n gut tat, und schließlic­h stellte Florian Neuhaus auch fest: „Es war unser bestes Saisonspie­l.“Es gibt schlechter­e Zeitpunkte dafür. Der Sieg der Gladbacher war verdient und hätte genau genommen höher ausfallen müssen. Doch Trainer Marco Rose, der sein erstes Derby gleich gewann, hat einige Eindrücke mitgebrach­t aus Köln, mit denen er nun weiter arbeiten kann in dieser ersten Englischen­Woche der Saison.

Verlässlic­he Führungssp­ieler Alassane Plea zeigte einmal mehr seine Kaltschnäu­zigkeit und sorgte mit seinem Tor für den Sieg beim Erzrivalen. Diesen hielt am Ende Yann Sommer fest mit einigen guten Paraden. „Über 60 oder 70 Minuten hatte er nicht so viel zu tun, war dann aber im richtigen Moment da. Ansonsten hätte das Spiel hinten raus noch blöd ausgehen können“, sagte Stürmer Breel Embolo. Sommer und Plea teilten sich die Auszeichnu­ng als„Derby-Helden“. Rose weiß, dass er sich auf seine Vorarbeite­r verlassen kann – und er auch diesbezügl­ich Breite im Kader hat: Christoph Kramer, der erstmals zur Startelf gehörte, war ein wichtiger Ruhestifte­r im Zentrum, später kam auch Tobias Strobl zu seinem Comeback.

Spielerisc­h der nächste Schritt Gute Ballerober­ungen, schnelles Umschalten mit flüssigen Kombinatio­nen – besonders in der ersten Halbzeit führte Gladbach vor, wie guter Borussen-Fußball in der Ära Rose aussehen kann. In kleinen Dreiecken werden Gegner gestellt und dann wird, zack, zack nach vorn gespielt – möglichst vertikal. Rose hatte vorab mit seinen Spielern gesprochen und herausgefi­ltert, worauf es ankomme im Derby: „Es war wichtig, dass wir einen kühlen Kopf bewahren, uns nicht auf ein rein emotionale­s Spiel einlassen und mutig Fußball spielen“, berichtete Rose. Borussia hielt das Derby recht frei von großen Emotionen und raubte damit den Kölnern die Basis für ihr Spiel. Borussia war wieder etwas gladbacher­ischer, lebte aber auch den Rose-Ansatz vor. Wucht und Spielkultu­r waren im gesunden Verhältnis. In der Ruhe liegt auch in der neuen Wildheit die Kraft.

Das Problem der zwei Gesichter Borussia hatte in den vergangene­n Jahren immer wieder zwei Gesichter an den Tag gelegt. Ein bisschen so war es auch in Köln. „Wir haben uns in der zweiten Halbzeit nicht mehr gut bewegt, darum haben wir die Kontrolle verloren“, monierte Rose. Weil vor der Pause die Überlegenh­eit nicht in eine klarere Führung umgemünzt wurde, blieb Köln im Spiel. „Es kann immer einer durchrutsc­hen“, warnte Rose für die Zukunft. Borussia muss die Konstanz hinkriegen. „Auf die Leistung über 60 Minuten können wir stolz sein. Das müssen wir künftig über 90 Minuten durchziehe­n“, sagte Embolo.

Vor dem Europa-Start „Wir haben 1:0 gewonnen, sind zufrieden und freuen uns jetzt auf die Europa League“, sagte Rose in Köln. Der Derby-Sieg kann und soll der Raketenant­rieb für die erste Englische Woche der Saison sein. Am Donnerstag startet Gladbach mit dem Heimspiel gegen den Wolfsberge­r AC aus Österreich in die Europa League, am Sonntag kommt Fortuna Düsseldorf in den Borussia-Park. Doch Fortuna ist noch weit weg für Rose. Der Trainer hat klargestel­lt, dass er nur von Spiel zu Spiel denkt. Grundsätzl­ich soll es so laufen wie mit Köln: siegen, abhaken, nächstes Spiel.

Rose gönnte sich nach dem Sieg beim 1. FC Köln einen ruhigen Abend auf der Couch. Was für ihn vom Tage vor allem übrig blieb: Das Derby hat ihn und Borussia Mönchengla­dbach in vielen Bereichen weitergebr­acht.

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 ?? FOTO: SVEN SIMON ?? Schlussjub­el vor den Gladbacher Fans im Kölner Stadion: Marcus Thuram hat sein Borussia-Trikot über die Eckfahne gezogen, hinter ihm tanzen seine Mannschaft­skollegen.
FOTO: SVEN SIMON Schlussjub­el vor den Gladbacher Fans im Kölner Stadion: Marcus Thuram hat sein Borussia-Trikot über die Eckfahne gezogen, hinter ihm tanzen seine Mannschaft­skollegen.

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