„Irgendjemand will Fortuna schaden“
Fortunas Vorstand präsentiert sich demonstrativ als Einheit. Er will die Vorwürfe der Vetternwirtschaft und Schönfärberei entkräften.
DÜSSELDORF Sonntagvormittag. Im Showroom der Düsseldorfer Arena sitzen Fortunas Vorstands-Vorsitzender Thomas Röttgermann, Sportvorstand Lutz Pfannenstiel und Marketingvorstand Christian Koke an einem gedeckten Tisch. Es geht um massive Vorwürfe gegen Röttgermann, der nun sagt: „Der Kampfgeist in mir ist geweckt.“Durch zwei Artikel im „Handelsblatt“und im „Spiegel“wurde er ins Zwielicht gerückt.
Herr Röttgermann, was sind Ihre neuesten Erkenntnisse? RÖTTGERMANN Ich sehe immer klarer, was gerade passiert. Deshalb sitzt der komplette Fortuna-Vorstand hier, um Klartext zu reden.
Dann legen Sie mal los. RÖTTGERMANN Sowohl im Handelsblatt-Artikel als auch im Spiegel-Artikel geht es um Einzelthemen, über die man sicher reden kann, die aber immer in einen größeren Kontext gestellt werden. Es gibt Büchsenspanner, Menschen, die im Gebüsch sitzen, größere Ziele verfolgen und damit Fortuna schaden wollen. Es wird durch Instrumentalisierung ein Bild gezeichnet, das so nicht stimmt.
Sie haben versucht, den Vorwurf der Vetternwirtschaft zu entkräften, indem Sie erklärt haben, dass Felix Welling ein hochqualifizierter Mann ist. Reicht das? RÖTTGERMANN Felix Welling ist ja nicht arbeitslos gewesen. Er hatte es nicht nötig, dass ich ihm einen Job zuschustere. Ich habe ihn überzeugt, seinen sehr guten Arbeitsvertrag zu kündigen, um zu uns zu kommen. Vetternwirtschaft ist, wenn man einem Bekannten einen Job zuschustert, obwohl er gar nicht die Qualifikationen dafür hat.
Das Problem ist die Außenwirkung. Fortuna gilt in dieser Hinsicht als gebrandmarkt. Ihrem Vorgänger Robert Schäfer wurde vorgeworfen, durch das Einstellen ihm bekannter Personen eine Hausmacht aufbauen zu wollen. Bei Ihnen wirkt das nun auf den ersten Blick ähnlich.
RÖTTGERMANN Wenn es mein Bestreben wäre, eine Hausmacht aufzubauen, würde ich Ihnen völlig Recht geben. Das ist es aber nicht. Das muss man mir auch bitte abnehmen. Die Motivation und die Vorgehensweisen, die ein Robert Schäfer hatte, sind nicht unbedingt auch die meinen. Ich habe auch schon bewiesen, dass ich ganz anders ticke und an viele Dinge ganz anders herangehe. Ich arbeite nicht über Taktik und Hausmacht. Ich arbeite über Argumente, Kommunikation und Qualität. Dazu brauche ich entsprechende Mitarbeiter.
Haben Sie es durch Ihre Fehler Ihren Gegnern zu einfach gemacht? RÖTTGERMANN Nein. Ich gehe auch ganz sicher jetzt nicht in Sack und Asche. Ich bin ein Mensch mit einer ganz normalen Fehlerquote. Dazu stehe ich. Das ist aber nicht der Punkt. Denn die einzelnen Themen haben keine echte Substanz und Relevanz. Selbst in der Ballung ist das nicht der Fall. Die Brisanz liegt in der Nutzung dieser Themen für ein übergeordnetes Interesse.
Falls die Unruhe gesteuert ist: Wer will Ihnen denn schaden? RÖTTGERMANN Ich glaube nicht, dass man mir schaden möchte. Ich bin nur der Ansatzpunkt, um Ziele zu erreichen. Ich weiß nicht, wer es ist. Es sind Kreise um Fortuna herum, die vielleicht eine andere Vorstellung davon haben, wie Fortuna geführt werden soll. Da ist jemand an Informationen gekommen und hat offensichtlich gedacht: Das reicht, um die oder die handelnde Person nachhaltig zu beschädigen. Ich habe den Verdacht, daraufhin wurde es zu einer journalistischen Auftragsarbeit.
Die vertraulichen Informationen sind aus Ihrem E-Mail-Postfach. Das klingt nicht nach Kreisen rund um Fortuna...
RÖTTGERMANN Ich vermute, es sind Kreise um Fortuna, die Drähte in die Geschäftsstelle haben.
Existiert der E-Mail-Verkehr zwischen Ihnen und Felix Welling, in dem es um den Vertrag geht? RÖTTGERMANN Ja, der existiert.
Das sind persönliche Mails ohne einen großen Verteiler. Wie dringen solche Mails nach außen? RÖTTGERMANN Wir sind dabei, das zu ermitteln. Es kann sein, dass wir gehacked wurden. Es kann sein, dass jemand die E-Mails abfotografiert hat. Oder jemand hat meinen E-Mail-Zugang benutzt. Wir wissen es noch nicht.
Gilt der skizzierte Angriff Reinhold Ernst und dem Aufsichtsrat? RÖTTGERMANN Getroffen ist der Verein im Ganzen. Gemeint ist die Führung im Verein. Jemand oder eine Gruppe haben offensichtlich eine andere Vorstellung, wie der Verein zu führen ist.
Herr Pfannenstiel, wird Fortuna eher sechs oder eher 13 Millionen Euro von Schalke 04 für Benito Raman bekommen?
PFANNENSTIEL Es ist branchenüblich, dass es eine Garantiesumme gibt, zu der Bonuszahlungen und eine Beteiligung am Weiterkauf kommen. Wir haben immer von einem Gesamtpaket gesprochen, in dem auch das Leihgeschäft mit Kaufoption von Bernard Tekpetey eine Rolle spielt. Die Darstellung im Spiegel ist also falsch.
Die fixe Ablöse ist also nicht 6,5 Millionen Euro?
RÖTTGERMANN Es gibt garantierte Bonuszahlungen, woraufhin die Summe in einen zweistelligen Millionenbereich steigen wird. PFANNENSTIEL Man kann es drehen und wenden wie man will: Der gesamte Transfer hat ein garantiertes Volumen im unteren zweistelligen Millionenbereich. Das wird auch Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider bestätigen.
Herr Koke, gab es mit Marketing-Direktor Alexander Steinforth keine Basis für eine weitere Zusammenarbeit?
KOKE So will ich das nicht stehen lassen.Wir haben professionell miteinander gearbeitet. ImVorstand haben wir dann besprochen, wie es weitergehen soll und festgestellt, dass Alexander Steinforth und wir unterschiedliche Auffassungen darüber hatten, wie der Weg der Fortuna aussehen könnte. RÖTTGERMANN Es gab bekannterweise die Vorgeschichte, dass Alexander Steinforth auch für den Vorstandsposten im Gespräch war. So etwas bleibt nicht ohne Folgen. Ich habe das gespürt. Es war am Ende schwer, eine gemeinsame Zielsetzung mit Alexander Steinforth zu finden – und vor allem seine Rolle dabei. Daraufhin wurde dasVertrauensverhältnis brüchig.
Gehört er zu dem Kreis, von dem Sie sich vorstellen können, dass er Ihnen schaden möchte? RÖTTGERMANN Ich kann diesen Kreis nicht benennen.
Gehört Robert Schäfer dazu? RÖTTGERMANN Dafür habe ich keinen Beleg.