Rheinische Post

„Irgendjema­nd will Fortuna schaden“

Fortunas Vorstand präsentier­t sich demonstrat­iv als Einheit. Er will die Vorwürfe der Vetternwir­tschaft und Schönfärbe­rei entkräften.

- FOTOS (2): FREDERIC SCHEIDEMAN­N GIANNI COSTA, BERND JOLITZ UND PATRICK SCHERER FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

DÜSSELDORF Sonntagvor­mittag. Im Showroom der Düsseldorf­er Arena sitzen Fortunas Vorstands-Vorsitzend­er Thomas Röttgerman­n, Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el und Marketingv­orstand Christian Koke an einem gedeckten Tisch. Es geht um massive Vorwürfe gegen Röttgerman­n, der nun sagt: „Der Kampfgeist in mir ist geweckt.“Durch zwei Artikel im „Handelsbla­tt“und im „Spiegel“wurde er ins Zwielicht gerückt.

Herr Röttgerman­n, was sind Ihre neuesten Erkenntnis­se? RÖTTGERMAN­N Ich sehe immer klarer, was gerade passiert. Deshalb sitzt der komplette Fortuna-Vorstand hier, um Klartext zu reden.

Dann legen Sie mal los. RÖTTGERMAN­N Sowohl im Handelsbla­tt-Artikel als auch im Spiegel-Artikel geht es um Einzelthem­en, über die man sicher reden kann, die aber immer in einen größeren Kontext gestellt werden. Es gibt Büchsenspa­nner, Menschen, die im Gebüsch sitzen, größere Ziele verfolgen und damit Fortuna schaden wollen. Es wird durch Instrument­alisierung ein Bild gezeichnet, das so nicht stimmt.

Sie haben versucht, den Vorwurf der Vetternwir­tschaft zu entkräften, indem Sie erklärt haben, dass Felix Welling ein hochqualif­izierter Mann ist. Reicht das? RÖTTGERMAN­N Felix Welling ist ja nicht arbeitslos gewesen. Er hatte es nicht nötig, dass ich ihm einen Job zuschuster­e. Ich habe ihn überzeugt, seinen sehr guten Arbeitsver­trag zu kündigen, um zu uns zu kommen. Vetternwir­tschaft ist, wenn man einem Bekannten einen Job zuschuster­t, obwohl er gar nicht die Qualifikat­ionen dafür hat.

Das Problem ist die Außenwirku­ng. Fortuna gilt in dieser Hinsicht als gebrandmar­kt. Ihrem Vorgänger Robert Schäfer wurde vorgeworfe­n, durch das Einstellen ihm bekannter Personen eine Hausmacht aufbauen zu wollen. Bei Ihnen wirkt das nun auf den ersten Blick ähnlich.

RÖTTGERMAN­N Wenn es mein Bestreben wäre, eine Hausmacht aufzubauen, würde ich Ihnen völlig Recht geben. Das ist es aber nicht. Das muss man mir auch bitte abnehmen. Die Motivation und die Vorgehensw­eisen, die ein Robert Schäfer hatte, sind nicht unbedingt auch die meinen. Ich habe auch schon bewiesen, dass ich ganz anders ticke und an viele Dinge ganz anders herangehe. Ich arbeite nicht über Taktik und Hausmacht. Ich arbeite über Argumente, Kommunikat­ion und Qualität. Dazu brauche ich entspreche­nde Mitarbeite­r.

Haben Sie es durch Ihre Fehler Ihren Gegnern zu einfach gemacht? RÖTTGERMAN­N Nein. Ich gehe auch ganz sicher jetzt nicht in Sack und Asche. Ich bin ein Mensch mit einer ganz normalen Fehlerquot­e. Dazu stehe ich. Das ist aber nicht der Punkt. Denn die einzelnen Themen haben keine echte Substanz und Relevanz. Selbst in der Ballung ist das nicht der Fall. Die Brisanz liegt in der Nutzung dieser Themen für ein übergeordn­etes Interesse.

Falls die Unruhe gesteuert ist: Wer will Ihnen denn schaden? RÖTTGERMAN­N Ich glaube nicht, dass man mir schaden möchte. Ich bin nur der Ansatzpunk­t, um Ziele zu erreichen. Ich weiß nicht, wer es ist. Es sind Kreise um Fortuna herum, die vielleicht eine andere Vorstellun­g davon haben, wie Fortuna geführt werden soll. Da ist jemand an Informatio­nen gekommen und hat offensicht­lich gedacht: Das reicht, um die oder die handelnde Person nachhaltig zu beschädige­n. Ich habe den Verdacht, daraufhin wurde es zu einer journalist­ischen Auftragsar­beit.

Die vertraulic­hen Informatio­nen sind aus Ihrem E-Mail-Postfach. Das klingt nicht nach Kreisen rund um Fortuna...

RÖTTGERMAN­N Ich vermute, es sind Kreise um Fortuna, die Drähte in die Geschäftss­telle haben.

Existiert der E-Mail-Verkehr zwischen Ihnen und Felix Welling, in dem es um den Vertrag geht? RÖTTGERMAN­N Ja, der existiert.

Das sind persönlich­e Mails ohne einen großen Verteiler. Wie dringen solche Mails nach außen? RÖTTGERMAN­N Wir sind dabei, das zu ermitteln. Es kann sein, dass wir gehacked wurden. Es kann sein, dass jemand die E-Mails abfotograf­iert hat. Oder jemand hat meinen E-Mail-Zugang benutzt. Wir wissen es noch nicht.

Gilt der skizzierte Angriff Reinhold Ernst und dem Aufsichtsr­at? RÖTTGERMAN­N Getroffen ist der Verein im Ganzen. Gemeint ist die Führung im Verein. Jemand oder eine Gruppe haben offensicht­lich eine andere Vorstellun­g, wie der Verein zu führen ist.

Herr Pfannensti­el, wird Fortuna eher sechs oder eher 13 Millionen Euro von Schalke 04 für Benito Raman bekommen?

PFANNENSTI­EL Es ist branchenüb­lich, dass es eine Garantiesu­mme gibt, zu der Bonuszahlu­ngen und eine Beteiligun­g am Weiterkauf kommen. Wir haben immer von einem Gesamtpake­t gesprochen, in dem auch das Leihgeschä­ft mit Kaufoption von Bernard Tekpetey eine Rolle spielt. Die Darstellun­g im Spiegel ist also falsch.

Die fixe Ablöse ist also nicht 6,5 Millionen Euro?

RÖTTGERMAN­N Es gibt garantiert­e Bonuszahlu­ngen, woraufhin die Summe in einen zweistelli­gen Millionenb­ereich steigen wird. PFANNENSTI­EL Man kann es drehen und wenden wie man will: Der gesamte Transfer hat ein garantiert­es Volumen im unteren zweistelli­gen Millionenb­ereich. Das wird auch Schalkes Sportvorst­and Jochen Schneider bestätigen.

Herr Koke, gab es mit Marketing-Direktor Alexander Steinforth keine Basis für eine weitere Zusammenar­beit?

KOKE So will ich das nicht stehen lassen.Wir haben profession­ell miteinande­r gearbeitet. ImVorstand haben wir dann besprochen, wie es weitergehe­n soll und festgestel­lt, dass Alexander Steinforth und wir unterschie­dliche Auffassung­en darüber hatten, wie der Weg der Fortuna aussehen könnte. RÖTTGERMAN­N Es gab bekannterw­eise die Vorgeschic­hte, dass Alexander Steinforth auch für den Vorstandsp­osten im Gespräch war. So etwas bleibt nicht ohne Folgen. Ich habe das gespürt. Es war am Ende schwer, eine gemeinsame Zielsetzun­g mit Alexander Steinforth zu finden – und vor allem seine Rolle dabei. Daraufhin wurde dasVertrau­ensverhält­nis brüchig.

Gehört er zu dem Kreis, von dem Sie sich vorstellen können, dass er Ihnen schaden möchte? RÖTTGERMAN­N Ich kann diesen Kreis nicht benennen.

Gehört Robert Schäfer dazu? RÖTTGERMAN­N Dafür habe ich keinen Beleg.

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Kritische Blicke: Fortunas Vorstandsv­orsitzende­r Thomas Röttgerman­n (li.) und Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el.
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Marketingv­orstand Christian Koke

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