„So will ich mein Team sehen“
In Sachen Kampf lässt die Funkel-Truppe gegen Wolfsburg keine Wünsche offen.
(jol) Kurz vor dem Abpfiff ist sogar ein Happy End à la Hollywood möglich. Schiedsrichter Manuel Gräfe verhängt einen Freistoß für Fortuna in nahezu zentraler Position, fast auf der Strafraumgrenze. Niko Gießelmann und Lewis Baker sprechen ausgiebig ab, wer zur Ausführung schreitet, Baker übernimmt schließlich. Doch der wuchtige Schuss des Engländers prallt an der Mauer des VfL Wolfsburg ab, es bleibt beim letztlich gerechten 1:1.
„Ich hatte eigentlich gedacht, dass Lewis über die Mauer schießen will“, berichtet Gießelmann nach der Partie. „Ich hab’ ihm gesagt: Mach’s mit Gefühl, hau nicht drauf, das ist so nah am Tor! Dass er dann aufs Torwarteck schießt, damit habe ich nicht gerechnet. Aber er hat es vor allem mit Risiko probiert, und das ist das Wichtigste.“Es wäre der „Lucky Punch“für Fortuna in diesem hart umkämpften Match gewesen, meint der Linksverteidiger, „aber es ist alles gut. Dass wir mit einem Punkt nach Hause gehen, ist völlig in Ordnung.“
So sahen es auch die Düsseldorfer Anhänger unter den 36.758 Zuschauern, die ihr Team mit Standing Ovations in die Kabine verabschiedeten. Viele Fans sprachen beim Verlassen der Arena von „gefühlten drei Punkten“. Die Reaktion von den Rängen begeisterte den Trainer. „Überragend, wie das Publikum uns getragen hat“, sagte Friedhelm Funkel. „So etwas setzt Kräfte frei, mit denen man den Sprint in der letzten Minute doch noch schafft.“Es war diese Wechselwirkung, die Fortuna in den vergangenen Monaten so manchen Punkt beschert hatte: Die Mannschaft wirft sich mit aller Leidenschaft in jeden Zweikampf, die Zuschauer sind davon angetan und bedanken sich mit vollem Rückhalt auch in schwierigen Phasen.
Natürlich war auch etwas Glück im Spiel, als in der Entstehung von Niko Gießelmanns Führungstreffer der Ball möglicherweise im Seitenaus war, bevor Mathias Zimmermann ihn weiterspielte. Auf etlichen Fotos und Videosequenzen sieht es massiv danach aus, auf anderen bleiben jedoch Zweifel – und wenn es solche gibt, darf der Videoassistent (in diesem Fall Günter Perl) den Treffer laut Reglement nicht zurücknehmen. Auch wenn Wolfsburgs TorschützeWoutWeghorst in der Interviewzone den Zorn allerWelt heraufbeschwor, war die Entscheidung Perls somit korrekt. VfL-Trainer Oliver Glasner blieb ohnehin gelassen: „Die Schuld für diesen Gegentreffer liegt ganz klar bei uns und nicht beim Schiedsrichter.“
Glasners Amtskollege hielt sich lieber mit der Vorstellung Fortunas als mit dem „Linien-Gate“auf. „So will ich meine Mannschaft sehen“, kommentierte Funkel, „dass sie in die Zweikämpfe geht. Und dass sie den Mut hat, gegen eine so starke Truppe wieWolfsburg denWeg nach vorn zu suchen.“Das Ergebnis wertete der 65-Jährige ganz klar als Erfolg. „Ich hoffe, dass wir das noch öfter hinkriegen, so ein 1:1 nach Hause zu bringen“, sagte der Coach. „Damit können wir gut leben. So will ich meine Mannschaft auch in den kommenden Wochen sehen.“