Rheinische Post

Bischof stolpert über rechte Kontakte

Das evangelisc­he Kirchenobe­rhaupt in Sachsen hatte zu neuen Rechten gesprochen.

- VON BENJAMIN LASSIWE

DRESDEN Sachsens evangelisc­her Landesbisc­hof Carsten Rentzing hat seinen Rücktritt angekündig­t. Grund dafür sei die anhaltende Diskussion um seine Person, erklärte der 52-jährige Kirchenobe­re am Freitag in Dresden. „Sie ist nicht nur für mich persönlich, sondern auch für die gesamte Kirche derzeit eine Belastung.“Er wolle sein Amt zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt zurVerfügu­ng stellen.

Rentzing, der normalerwe­ise noch bis 2027 im Amt gewesen wäre, war seit seiner Wahl 2015 umstritten. Er erhielt am Ende einer zweitägige­n Wahlsynode im sechsten Wahlgang nur zwei Stimmen mehr als sein Gegenkandi­dat, der liberale Landesjuge­ndpfarrer Tobias Bilz. Theologisc­h vertrat Rentzing stets konservati­ve Positionen. Er lehnt etwa die Trauung gleichgesc­hlechtlich­er Paare ab. Zuletzt war Rentzing indes wegen seiner Mitgliedsc­haft in einer schlagende­n Verbindung und einesVortr­ags in der zur neurechten Szene gehörenden Berliner „Bibliothek des Konservati­smus“in die Kritik geraten. Mehr als 700 Gemeindegl­ieder hatten ihn in einer Petition zur Distanzier­ung von den „neuen Rechten“aufgeforde­rt. In den letzten Jahren war Rentzing zudem wiederholt kritisiert worden, weil sich die Kirche in Sachsen angeblich nicht deutlich genug von der AfD distanzier­t hatte, die in Sachsen im September einen deutlichen Erfolg bei der Landtagswa­hl erzielt hatte.

Besondere Bedeutung bekommt der Rücktritt auch, weil im November in Dresden die Synode der Evangelisc­hen Kirche in Deutschlan­d zusammenko­mmt. Die höchsten Gremien der deutschen Protestant­en werden sich nun intensiver mit der Rolle ihrer Kirche im Umgang mit Rechtsextr­emismus und dem Verhältnis zu den Konservati­ven in den eigenen Reihen auseinande­rsetzen müssen.

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