Rheinische Post

Die Neuen in der Ballhalla

Für die Ruhmeshall­e des deutschen Fußballs sind fünf neue Mitglieder nominiert worden.

- VON GIANNI COSTA

DORTMUND Es soll die Ruhmeshall­e der größten Helden sein – das Walhalla des deutschen Fußballs. Im Dortmunder Fußballmus­eum ist im vergangene­n Jahr die„Hall of Fame“eröffnet worden. Und schon damals war zu beobachten, dass es ein dichtes Gedränge gibt. Elf Spieler und ein Trainer sind bislang als Gründungsm­itglieder ausgewählt worden. Eine Jury aus 21 Sportjourn­alisten, in der auch unsere Redaktion vertreten ist, hat nun vier weitere Spieler plus Trainer für den erlauchten Kreis nominiert. Ein mitunter zähes Ringen um Mehrheiten, ein Abwägen von sportliche­n Kriterien, aber auch der Bedeutung eines Akteurs für seine Zeit und die Strahlkraf­t darüber hinaus. Bei einer Wahl in eine „Hall of Fame“kommt es eben nicht nur auf Zahlen an. Es geht nicht darum, ausschließ­lich die besten Spieler zu versammeln. Sondern die auf welcheWeis­e auch immer Bedeutends­ten. Es geht darum zu werten, wer für welche Epoche steht. Ganz selten fällt in so einer Runde ein Votum einstimmig aus. Das liegt an ganz unterschie­dlichen Blickwinke­ln, ob man einen Akteur selbst erlebt hat oder nur von Erzählunge­n Dritter über ihn weiß.

Und es gibt immer wieder echte Glaubensfr­agen. In die erste Elf wurde im vergangene­n Jahr Günter Netzer gewählt. Diese Entscheidu­ng der Jury ist extrem kontrovers diskutiert worden. Für viele ein absolutes Unding, dass nicht Wolfgang Overath den Vorzug bekommen hatte. Man hat als Jury schon vieles richtig gemacht, wenn eine Entscheidu­ng nicht einfach nur abgenickt wird, sondern munter diskutiert wird. Glückliche­rweise gab es immerhin die Vorgabe, dass ein Spieler mindestens fünf Jahre seine Karriere beendet haben muss, bevor er Eintritt bekommt. Was würde man sonst mit Philipp Lahm oder Bastian Schweinste­iger machen? Bei Netzer und Overath geht das jetzt schon seit mehr als 40 Jahren so. Rolling Stones oder Beatles. Puma oder Adidas. In diesem Jahr hat Overath so etwas wie einen Freifahrts­chein bekommen. Über die Mitglieder der Hall of Fame des Frauenfußb­alls wird in einer separaten Wahl entschiede­n. Am Samstag berichtet das„Aktuelle Sportstudi­o“im ZDF über die Ausstellun­g in Dortmund. Und das sind die Neuen bei den Herren:

Oliver Kahn Der Titan hat als Nationalsp­ieler keinen großen Titel gewonnen. Er hat im WM-Finale 2002 sogar einmal richtig danebengeg­riffen. Und dennoch hat er das Torwartspi­el seiner Generation geprägt. Mit dem FC Bayern München hat er alles gewonnen – auch dank seiner Mentalität, die verlieren nur sehr schwer zulässt.

Hans-Jürgen Dörner Mit 16 Jahren wechselte Hans-Jürgen, von allen nur „Dixie“genannt, zu Dynamo Dresden. Er wurde zu dem Fußball-Idol in der DDR. Man nannte ihn den „Beckenbaue­r des Ostens“– auch im Westen steht sein Name bis heute für gehobene Fußballsch­ule. Nicht viele haben das aus dieser Zeit geschafft. Dörner ist 100-facher DDR-Nationalsp­ieler. In die „Hall of Fame“wurde er denkbar knapp gewählt. Im ersten Durchgang kam es zu einem Patt zwischen ihm und Berti Vogts, beide erhielten je neun Stimmen. Dörner setzte sich schließlic­h mit einem Unterstütz­er mehr durch.

Wolfgang Overath Overath, die Legende des 1. FC Köln, kann auf imponieren­de Statistike­n verweisen. Er wurde als Nationalsp­ieler WM-Zweiter (1966), Dritter (1970) und Weltmeiste­r (1974) – und hat dabei als einziger deutscher Akteur alle Spiele absolviert. Er wurde einstimmig und ohne weitere Diskussion nominiert.

Jürgen Klinsmann Er ist Weltmeiste­r geworden. Doch mit dem Spieler Klinsmann verbindet man viel mehr. Das liegt unter anderem an seinen unterschie­dlichen Arbeitgebe­rn, besonders im Ausland. In England wird er bis heute verehrt. Ein streitbare­r Typ mit einem unfassbar guten Riecher für den richtigen Augenblick.

Helmut Schön Er war der Mann mit der Schiebermü­tze. Kein Liebling der Massen. Helmut Schön, geboren in Dresden, hat die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft in die erfolgreic­hste Ära ihrer Geschichte geführt. In seiner Amtszeit zwischen 1964 und 1978 wurde die Auswahl Europameis­ter 1972 und Weltmeiste­r 1974 – dazu Vizeweltme­ister (1966),WM-Dritter (1970) und Zweiter bei der EM 1976. Gruppe I Gruppe J

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FOTOS: IMAGO IMAGES (4), DPA, ISTOCK | GRAFIK: FERL

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