Rheinische Post

Niemals geht man so ganz

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Irgendwo auf der Welt ist ganz bestimmt schon eine neue Traumfabri­k in Planung. Ein Ort, an dem trainiert wird, um höher, schneller, weiter als alle anderen zu kommen. Um Medaillen zu gewinnen. Aufmerksam­keit. Ruhm. Ach ja, und Geld. Verwerflic­h ist das solange nicht, wie zumindest in einem Mindestmaß das Fair Play im Sport eingehalte­n wird. Doch alleine dieser Gedanke ist schrecklic­h naiv. Es wird um jede Hundertste­l getrickst, um jeden Zentimeter mehr. Es wird alles getan, um sich schon vor dem Start einen Vorteil zu verschaffe­n. Wird sich das jemals ändern? Ernüchtern­de Antwort: nein.

Wenn ein Medikament vom Markt verschwind­et, wird ein anderes ausprobier­t. Wenn eine Methode an ihre Grenzen kommt, wird eine neue erfunden. Wenn ein Textil auch nur einen Hauch von Fortschrit­t verspricht, tragen es schon bald alle. Sportler sind so wie die Gesellscha­ft, die nach Fortschrit­t um fast jeden Preis giert, die sich für das Außergewöh­nliche und nicht den Durchschni­tt interessie­rt. Man kann das beklagen – und doch gibt es immer wieder einen Ansturm, wenn ein neues Mobiltelef­on auf den Markt kommt.

Nike hat versucht, diese Sehnsucht zu befriedige­n – nicht nur mit schnittige­n Outfits, sondern erfolgreic­hen Athleten dazu. Der Konzern hat sein Leichtathl­etik-Projekt in Oregon nicht geschlosse­n, weil er illegale Mittel einräumt. Nike hatte Angst um sein Geschäft. Ein Umdenken hat gewiss nicht stattgefun­den. Es geht weiter. Immer weiter.

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