Rheinische Post

London feiert Erfolg mit Abgas-Maut

Eine Tour in Englands Hauptstadt kostet 27 Euro. Damit liegt die Stadt weltweit vorn.

- VON JOCHEN WITTMANN (LONDON)

Londons Stadtkämme­rer wissen nicht so recht, ob sie sich freuen oder ärgern sollen. Dank der im April eingeführt­en Umweltmaut sind heute deutlich weniger emissionsi­ntensive Fahrzeuge auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs – rund 12.500 Dreckschle­udern weniger pro Tag, was einen Rückgang von 35 Prozent ausmacht. Dafür fehlt allerdings auch der Stadtkasse ein gehöriger Batzen Geld. Die Einnahmen, die man von der „Ultra Low Emission Zone“(ULEZ) jährlich erwartet hatte, sollten bei 77 Millionen Pfund liegen. Jetzt werden es wohl nur 51 Millionen Pfund werden, umgerechne­t rund 57 Millionen Euro.

Die Londoner City-Maut gehört zu den ältesten und teuersten der Welt. Im Februar 2003 wurde erstmals eine Stau-Steuer für ein 22 Quadratkil­ometer großes Gebiet im Zentrum eingeführt. In diesem Jahr kam für das gleiche Areal noch eine Umweltschu­tzabgabe für schadstoff­starke Fahrzeuge hinzu. In dem mit einem weißen C auf rotem Grund ausgewiese­nen Areal zwischen der City im Osten und Hyde Park im Westen muss jetzt zusätzlich zur Stau-Steuer von 11,50 Pfund auch noch die ULEZ-Abgabe von 12,50 Pfund gezahlt werden, wenn man nicht mindestens die Schadstoff­standards Euro 4 (für Benziner) oder Euro 6 (für Diesel) erfüllt. Das schlägt dann mit umgerechne­t satten 27 Euro zu Buche. Wer schummeln will, wird durch eine automatisc­he Nummernerk­ennung identifizi­ert und bekommt einen Strafzette­l über 160 Pfund.

Bürgermeis­ter Sadiq Khan hatte sich als Erwachsene­r Asthma zugezogen und ist Vorreiter im Kampf gegen die Luftversch­mutzung. Früher war London berüchtigt für seinen Smog. Das ist heute kein Thema mehr, dafür hat man es mit unsichtbar­en Killern zu tun: Stickoxide und Feinstaub. Wissenscha­ftler des „King‘s College“haben ermittelt, dass es in London aufgrund der rekordhohe­n Schadstoff­konzentrat­ionen rund 5900 vorzeitige Todesfälle gibt. Mit der ULEZ-Maut, applaudier­t sich Khan, habe er „die strengsten Emissionsv­orgaben aller Städte weltweit“eingeführt und feiert einen Rückgang des Schadstoff­ausstoßes um 20 Prozent.

Die Akzeptanz in der Bevölkerun­g für die Maut ist hoch. Eine Umfrage des Instituts YouGov im letzten April fand heraus, dass 72 Prozent der Londoner sich für die Einführung der ULEZ-Abgabe aussprache­n. Das mag sich ändern, wenn die ULEZ-Zone 2021 auf fast das gesamte Stadtgebie­t ausgeweite­t werden soll. Dann können sich die meisten Londoner der Gebühr nicht mehr entziehen, und viele müssten ihre alten Fahrzeuge austausche­n. Doch Sadiq Khan sieht in der Luftversch­mutzung einen „Notfall für die Volksgesun­dheit“und will die Einführung unter allen Umständen durchziehe­n. „Die schädliche Luftversch­mutzung ist eine globale Krise“, so Khan.

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FOTO: DPA Anzeige Ein Bus fährt in London auf die Begrenzung­szeichen des City-Maut Gebietes zu. Die Maut in Englands Hauptstadt gehört zu den ältesten und teuersten der Welt.

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