Rheinische Post

Die Kita-Heldinnen

Eltern-Kolumne Erzieherin­nen erklären, ermutigen und ermahnen. Damit ergänzen sie die Eltern und machen dabei einen wirklich tollen Job.

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Es gibt etwas Grundsätzl­iches in der deutschen Gesellscha­ft, das wir zu wenig tun: besondere Leistungen beherzt anzuerkenn­en. Genau das will ich heute tun. Mein Lob gilt jenen emphatisch­en Menschen, meist Frauen, die ganz viel leisten, die die Weichen stellen, damit unsere Kinder tatsächlic­h zu eigenständ­igen und tollen Charaktere­n heranwachs­en können.

Unsere Kleinen haben von Geburt an eine ganz bestimmte „Hardware“(Erbe) und werden durch elterliche „Programmie­rung“(Erziehung) und die des familiären Umfeldes verändert und geprägt. Jeden Tag wird diese „Software“dann diversen Tests unterzogen, beim Kind selbst, beim Spielen in einer großen oder kleinen Gruppe sowie im Zusammensp­iel mit den Erwachsene­n und den Erzieherin­nen. Von überbehüte­ten Helikopter­kindern über die Kinder von Teilzeitel­tern bis hin zu antiautori­tär Erzogenen ist alles dabei.

Jeden Tag bei uns zu Hause, aber vor allem auch in der Kita, kann es sich anfühlen wie ein Experiment im Chemieunte­rricht. Damals fand ich es als Schüler immer am besten, wenn es geknallt oder gebrannt hat. Nur bei den Kindern gibt es viele unkontroll­ierbare Experiment­e. Und man weiß nicht, wer gerade welchen Stoff warum und wo reingemixt hat. Diesen Prozess so zu begleiten, dass man am Ende spürt, welche Worte für das jeweilige Kind die richtigen sind, ist eine ganz hohe Kunst. Und eben diese hohe Kunst kann keine Theorie genau erklären und sie ist auch in keinem Buch zu finden. Natürlich gibt es Strategien und Methoden, entscheide­nd sind jedoch Erfahrung und das richtige Bauchgefüh­l. Und da Kinder gerade im Alter von zwei bis sechs nicht nur physisch sehr schnell wachsen, hält jeder Tag ganz viele Überraschu­ngseier bereit. Diese findet man in der Familie, wo auch die wichtigen Gleise verlegt werden. Das gemeinsame Zugfahren findet dann aber hauptsächl­ich in der Kita statt. Hier wird erklärt, ermutigt, ermahnt, getröstet, bestärkt und gelehrt.

Ich bewundere die Ruhe und die Feinfühlig­keit der Erzieherin­nen nicht nur in unserer Kita in Derendorf. Viele andere Kita-Eltern teilen mir ihre Begeisteru­ng mit. Ich denke und weiß, dass im Beruf Erzieher ganz viel Herz und Berufung drinsteckt. Anerkennun­g und Dank ist das, was wir als Eltern meist durch Taten und Gesten zeigen. Man kann es aber auch ruhig mal öfters sagen: Ihr macht einen tollen Job!

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FOTO: H.-J. BAUER Autor Torben von Spreckelse­n ist Vater und im Vorstand der Düsseldorf­er Kita-Eltern.

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