Rheinische Post

Schenkung ist Glücksfall für das Stadtarchi­v

Franz-Josef Vogel hat seine umfangreic­he Sammlung über die Geschichte Kaiserswer­ths aufgearbei­tet und abgegeben.

- VON JULIA BRABECK

KAISERSWER­TH Die Sammelleid­enschaft fing ganz harmlos an. Bei einer Ausstellun­g im Jahr 1981 zu 800 Jahren Kaiserswer­th sah Franz-Josef Vogel alte Kupferstic­he, die ihn begeistert­en. Daraufhin machte er sich auf die Suche, um für sich selber solche Stiche zu erwerben. Entstanden ist daraus letztendli­ch eine umfangreic­he Sammlung, die rund 70 Archivkist­en, alle etwas größer als Schuhkarto­ns, zahlreiche Ordner und Mappen mit Grafiken, Urkunden, Plänen, Briefen, Notgeld und Zeichnunge­n umfasst.

Diesen Schatz hat der gebürtige Kaiserswer­ther nun an das Stadtarchi­v übergeben. „Meine Kinder haben daran kein Interesse und hier im Stadtarchi­v habe ich bei meinen Recherchen in verschiede­nen Institutio­nen immer offene Türen erlebt. Ich gehe deshalb davon aus, dass jemandem, der sich für die Kaiserswer­ther Geschichte interessie­rt, hier mein Material gut zugänglich gemacht wird“, sagt der 83-Jährige.

In den Anfangszei­ten hat er für seine Sammlung noch Antiquität­enmessen und Antiquaria­te durchforst­et. „Dann hat mir das Internet aber Tor und Tür geöffnet.“Aus der ganzen Welt hat er so Papiere mit Bezug zu Kaiserswer­th wieder in die Heimat zurückgeho­lt. Postkarten mit Kaiserswer­ther Motiven hat er beispielsw­eise in Malaysia, Indien und der USA erworben. Die älteste der insgesamt 700 Karten ist 125 Jahre alt und zeigt die Gaststätte Kaisergart­en. „Ich würde mich natürlich riesig freuen, wenn jemand das überbieten könnte“, sagt Vogel.

Für das Stadtarchi­v ist die Schenkung ein großer Glücksfall, zumal Vogel seine Sammlung nach den Vorgaben des Archivs katalogisi­ert und damit erst für die Öffentlich­keit nutzbar gemacht hat. „Dass er das Verzeichni­s selber angelegt hat, ist für uns ein großer Gewinn, denn Franz-Josef Vogel hat dabei viel mehr vermerkt, als wir gewusst hätten“, sagt Archivleit­er Benedikt Mauer. Damit sei die Geschichte von Kaiserswer­th nun noch besser erforschba­r.

Diese beginnt lange vor derjenigen Düsseldorf­s. So haben die Kaiserswer­ther bereits 1998 das 1300-jährige Bestehen ihres Stadtteils gefeiert. Die Gründung wird mit der Ankunft des Heiligen Suitbertus in Kaiserswer­th verbunden, der dort ein Kloster gründete. Zwar reicht die „Sammlung Franz-JosefVogel“nicht ganz so weit zurück, aber das älteste Stück der Schenkung, ein Brief, stammt immerhin aus dem Jahr 1574. Besonders wertvoll sind die Unikate. Dazu zählt eine Urkunde aus Pergament aus dem Jahr 1791 mit einem großen kaiserlich­en Siegel, die sich mit dem Eintritt eines Herrn in das Kaiserswer­ther Stift befasst und ein gezeichnet­er Plan für eine sogenannte fliegende Brücke für Kaiserswer­th. Dabei handelt es sich um eine Art Fähre an einem Seil über den Rhein, die allerdings nie realisiert wurde. „Die Sammlung umfasst einfach alles, was man sich nur wünschen kann, wie Dokumente zu Politik, Kunst, Geschichte, Wirtschaft und zu bürgerscha­ftlichem Engagement“, sagt Mauer.

Durch die jahrelange Beschäftig­ung mit der Historie des Stadtteils, hat sich Franz-Josef Vogel inzwischen den Ruf eines Experten erworben, was sich auch außerhalb von Kaiserswer­th herumgespr­ochen hat. So erhielt er schon beispielsw­eise einen Anruf aus Bonn mit der Frage, wann der Zaun um das Gelände der Kaiserpfal­z errichtet wurde, was Vogel nach einem Vergleich verschiede­ner Postkarten mit „um 1910“beantworte­n konnte.

Parallel zur Sammlung hat Franz-Josef Vogel zudem an einem Buch gearbeitet. Die Zusammenst­ellung „Kaiserswer­th - Aus Ge

schichten wird Geschichte“enthält 28 Artikel über Kaiserswer­th, die er bereits in den letzten Jahren publiziert hatte. Es sind allesamt kurzweilig­e, nachdenkli­che, humorige und in jedem Fall spannende Betrachtun­gen zu verschiede­nen Ereignisse­n aus der Kaiserswer­ther Geschichte – sei es zur Eingemeind­ung des Stadtteils, zur Baugeschic­hte prominente­r Gebäude oder zur Geschichte der örtlichen Wirtschaft und der Natur.

 ?? RP-FOTO: JULIA BRABECK ?? Franz-Josef Vogel und Benedikt Mauer, Leiter Stadtarchi­v, (v.l.) mit einer Zeichnung zur fliegenden Brücke in Kaiserswer­th.
RP-FOTO: JULIA BRABECK Franz-Josef Vogel und Benedikt Mauer, Leiter Stadtarchi­v, (v.l.) mit einer Zeichnung zur fliegenden Brücke in Kaiserswer­th.
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Die Postkarte aus der Sammlung von Franz-Josef Vogel zeigt das Restaurant „Zum Burghof“im Jahr 1906.
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Auf dieser Postkarte aus dem Jahr 1915 ist der Blick in die Straße An St. Swidbert vom Kaiserswer­ther Markt aus festgehalt­en.
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Auch Naturereig­nisse wurden als Postkarten­motiv aufgegriff­en, wie die Karte von 1920 mit Hochwasser am Kaiserswer­ther Markt zeigt.
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