Rheinische Post

Mehr Lehrer für die Musikschul­e

Die Clara-Schumann-Musikschul­e will mit einem neuen Konzept mehr als acht vakante Stellen besetzen. Außerdem soll ein neues Gebührensy­stem Geringverd­iener entlasten – und Einkommens­starke mehr zur Kasse bitten.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Ein jetzt vorgestell­tes Konzept mit 8,5 neuen Stellen soll gegen die Personalno­t der Clara-Schumann-Musikschul­e helfen.

Die neue Leiterin der städtische­n Clara-Schumann-Musikschul­e, Doris Bischler, hat gemeinsam mit Oberbürger­meister Thomas Geisel ein neues Konzept für ihre Einrichtun­g vorgestell­t. Damit sollen die Probleme der Musikschul­e behoben werden. Zuletzt hatte sie wegen räumlicher und personelle­r Engpässe eine Warteliste von deutlich über 2000 Kindern und Jugendlich­en abzuarbeit­en. Bischler ist seit dem 1. Oktober Musikschul-Chefin.

Insgesamt 8,5 bisher freie Stellen sollen wieder besetzt werden, davon 6,5 mit Lehrern und zwei mit Fachgruppe­n- und Bezirkslei­tern. Zusätzlich werden freie Mitarbeite­r eingesetzt, um besondere Bedarfe kurzfristi­g abzudecken. Thomas Geisel betont, dass es ihm wichtig sei, mit der Beschäftig­ung von freien Lehrkräfte­n keine prekären Verhältnis­se zu schaffen. „Die Honorarkrä­fte werden mit 31 Euro pro Stunde bezahlt“, so der Oberbürger­meister.

Vollständi­g ausreichen werden die zusätzlich­en Lehrer nicht, um die zahlreiche­n wartenden Kinder und Jugendlich­en zu versorgen. „Dafür bräuchten wir deutlich mehr Stellen“, gibt Doris Bischler zu. Wie viele genau nötig wären und wie viele Plätze der Warteliste mit den zugesagten 8,5 Stellen abgearbeit­et werden können, kann sie nicht sagen. „Das kommt darauf an, wie viele Stellen im Einzel- oder Gruppenunt­erricht eingesetzt werden“, so Bischler.

Eine weitere Neuerung gibt es in der Gebührenor­dnung. Bisher gab es für Inhaber des Düssel-Passes einen Nachlass auf den Standardpr­eis, der sich je nach Angebot unterschei­det und etwa bei Gitarren-Einzelunte­rricht bei 840 Euro im Jahr liegt. Künftig sollen die Gebühren der Clara-Schumann-Musikschul­e vom Haushaltse­inkommen abhängig sein: Bei einem Jahreseink­ommen unter 50.000 Euro wird der Satz zukünftig halbiert. Haushalte mit einemVerdi­enst zwischen 50.000 und 75.000 Euro zahlen den normalen Tarif, darüber wird die Gebühr um 25 Prozent erhöht, ab 100.000 Euro Jahreseink­ommen sogar um 50 Prozent. Wie viele der Eltern der Musikschül­er nun jeweils mehr oder weniger zahlen müssen, wissen die Verantwort­lichen nicht. „Wir führen darüber bisher keine Statistik“, so Bischler. Die neue Gebührenor­dnung werde für die Musikschul­e auch zusätzlich­en Verwaltung­saufwand bedeuten. Das gestaffelt­e Konzept ist bisher an städtische­n

Musikschul­en in Deutschlan­d einzigarti­g. Laut Oberbürger­meister Geisel soll es dazu beitragen, auch Kindern aus einkommens­schwachen Familien den Zugang zu musikalisc­her Bildung zu ermögliche­n.

Das neue Modell sorgt jedoch auch für Kritik: Hagen LippeWeiße­nfeld, Vorsitzend­er der Kulturpoli­tischen Gesellscha­ft NRW, sagt, die von Geisel präsentier­ten Änderungen erschienen „mit der heißen Nadel gestrickt“. Er fordert mehr Transparen­z, etwa in der Frage, wie viele der Eltern von den erhöhten Gebühren betroffen sind.„Das Konzept, das für niedrigsch­welligen Zugang sorgen soll, darf nicht dafür benutzt werden, um Menschen auf der Warteliste abzuschrec­ken“, so Lippe-Weißenfeld. Auch die 8,5 Stellen dürften nicht als eine Erweiterun­g des Lehrkörper­s verstanden werden, es handele sich lediglich um offene Stellen, die bisher nicht besetzt worden seien. Dennoch begrüßt Lippe-Weißenfeld jeden zusätzlich­en Lehrer an der Musikschul­e: „Mehr Personal war dringend notwendig.“

Nicht nur der Mangel an Lehrkräfte­n hat bei der Clara-Schumann-Musikschul­e für die lange Warteliste gesorgt, es gibt auch ein Platzprobl­em. Ob, wann und in welcher Form eine bauliche Erweiterun­g umgesetzt wird, ist allerdings noch offen. „Die politische Entscheidu­ng dazu wird 2021 fallen“, kündigt Geisel an. Der Fördervere­in der Musikschul­e hatte sich bereits im Vorfeld bereit erklärt, einen solchen Bau mit zwei Millionen Euro zu unterstütz­en.

Neben Antworten auf finanziell­e und organisato­rische Fragen beinhaltet das Konzept der Musikschul­e auch pädagogisc­he Neuerungen. So soll die Begabtenfö­rderung durch mehr wöchentlic­hen Unterricht intensivie­rt sowie die Kooperatio­n mit Düsseldorf­s Kindergärt­en und weiterführ­enden Schulen verstärkt werden. Bisher arbeitet die städtische Musikschul­e mit etwa 90 Düsseldorf­er Bildungsei­nrichtunge­n zusammen.

Das neue Konzept der Clara-Schumann-Musikschul­e ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch es wird die Probleme nicht langfristi­g lösen, findet unser Autor.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Leiterin Doris Bischler kann einen Monat nach ihrem Amtsantrit­t ein neues Konzept vorweisen.

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