GEW: Es fehlen 400 Studienplätze für Lehrer
Viele Bewerber für das Grundschullehramt in NRW sind im Wintersemester erneut leer ausgegangen.
DÜSSELDORF Zur Bekämpfung des Lehrermangels an Grundschulen sind weit mehr neue Studienplätze erforderlich als bisher geplant. Nach Schätzungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Nordrhein-Westfalen müssten mindestens 800 Studienplätze für Grundschullehrer eingerichtet werden. „Gut 400 reichen nicht“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern. Für die Ausbildung eines Grundschullehrers werden sieben Jahre veranschlagt. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) widerspricht: Die Erhöhung der Zahl der Bachelor-Studienplätze im Grundschullehramt entspreche einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 22 Prozent. Schul- undWissenschaftsministerium hätten den Ausbau also bereits „stark vorangetrieben“. Mit der aktuellen Lehrerbedarfsprognose werde es möglich, die Ausbildungskapazitäten treffsicherer zu erhöhen. Das habe die rot-grüne Vorgängerregierung leider versäumt.
In den nächsten sechs Jahren fehlen nach GEW-Angaben in Nordrhein-Westfalen insgesamt 15.000 Lehrkräfte. An Grundschulen sind von 2083 offenen Lehrerstellen nur 1155 mit originär ausgebildeten
Lehrern besetzt. Die offenen Stellen könnten zurzeit nicht besetzt werden, weil es keine Bewerber gebe, so Finnern. Insgesamt liegt die Besetzungsquote in den Grundschulen demnach zurzeit bei gerade einmal 54,6 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr habe sie sich damit leicht um 1,7 Prozentpunkte verbessert.
Trotz des Lehrermangels sind Studienplätze weiterhin knapp. An einigen NRW-Universitäten liege der Numerus clausus unter 2,0, ergänzte GEW-Expertin Rixa Borns. In Münster hätten zuletzt nur zehn Prozent der Bewerber um einen Studienplatz für das Grundschullehramt eine Zusage bekommen.
Anlässlich des Grundschultages 2019 am kommenden Dienstag in Dortmund stellt die Lehrer-Gewerkschaft in einem„Dortmunder Denkzettel“für die Grundschule sechs Forderungen auf. Neben mehr Studienplätzen verlangt die GEW die bestmögliche Qualifizierung von Seiteneinsteigern, die gleiche Einstiegsbesoldung wie für Gymnasiallehrer, eine klare Rechtsgrundlage für die Inklusion, zusätzliches Personal für Brennpunktschulen, eine bessere sachliche und räumliche Ausstattung sowie weniger Unterrichtsstunden (23 statt 28) für Grundschullehrer, da der außerunterrichtliche Aufwand gestiegen sei.