Rheinische Post

Der Kunstmarkt wird demokratis­ch

Heute erscheint die 2. Ausgabe unseres Kunstmagaz­ins „Meet Pablo“. Vorab diskutiert­en Experten über Tendenzen des Kunstmarkt­s.

- VON DIRK RICHERDT

MÖNCHENGLA­DBACH „Künstler unserer Galerie“– so beschreibe­n Kunsthändl­er gern ihre strategisc­he Auswahl bei Ausstellun­gen. Solche Selbstbesc­hränkung aufWenige lehnt die Art-Consulting-Agentur Janzen und Sauerland ab. Bei der Kontaktpfl­ege in der Szene bewegen sie sich zwar auf traditione­llen Pfaden, besuchen Kunstmesse­n, Galerien und Künstler in deren Ateliers. Doch bei der Vermarktun­g setzen sie auf neue Modelle: „Unsere Zielgruppe sind nicht nur Kunstkenne­r, vielmehr Kunst-Einsteiger“, so Daniel Janzen. Gegenwärti­g haben sie 270 Werke von 113 Künstlerin­nen und Künstlern im Portfolio. Einige von ihnen werden im Kunstmagaz­in „Meet Pablo“präsentier­t, das die Agentur in Kooperatio­n mit der Rheinische­n Post erstellt und dessen zweite Ausgabe heute erscheint. Chefredakt­eurin ist die Kunstblogg­erin Elke Backes.

Premiere feierte jetzt der eigene Showroom von „Meet Pablo“. Als Blickfang ist die 500 Quadratmet­er große Ausstellun­gsfläche im Erdgeschos­s des gläsernen Bürohochha­uses „Paspartou“im Mönchengla­dbacher Nordpark untergekom­men. Als Medienpart­nerin von „Meet Pablo“lud die RP zum jüngsten Treffen der Reihe „Kultursalo­n“. Die Veranstalt­ungsreihe wird seit drei Jahren mit Unterstütz­ung der Sparkassen-Kulturstif­tung Rheinland organisier­t. Im großzügige­n Präsentati­onsraum, umgeben von Bildern prominente­r Künstler wie Georg Baselitz, Markus Lüpertz und Jörg Immendorff, aber auch von Arbeiten der Newcomer Stale, Theresa Kallrath oder Noah Becker, diskutiert­en Daniel Janzen, Elke Backes und die Düsseldorf­er Künstler Mischa Kuball und Thomas Schönauer mit RP-Kulturchef Lothar Schröder über mögliche Demokratis­ierung und den Umbruch des Kunstmarkt­s. Janzen zitierte den Wirtschaft­sexperten Magnus Resch, der „Transparen­z“einfordert, um neue Käuferschi­chten zu erschließe­n. Dazu passt, dass die Macher dieses Ausstellun­gsdebüts bei jedem Kunstwerk immer auch den Preis nennen.

Lothar Schröder wollte von den Gesprächsp­artnern wissen, wie sie zu den in Berlin lebhaft diskutiert­en Plänen stehen, dass das neue Humboldt-Forum drei Jahre lang kein Eintrittsg­eld erheben wird. Elke Backes erinnerte daran, dass der Eintritt zum Museum Abteiberg bereits an jedem ersten Sonntag im Monat gratis sei. „Ich bin ein entschiede­ner Verfechter des freien Eintritts“, pflichtete dem Düsseldorf­er Konzept- und Lichtkünst­ler Mischa Kuball (60) bei. Er wisse, wie stark es „ins Budget haut“, wenn man als

Tourist an einem Tag mehrere Museen besucht. Der ebenfalls in der Landeshaup­tstadt lebende Bildhauer Thomas Schönauer (66) hob hervor, wie wichtig die Vermittlun­g von Kunst im öffentlich­en Raum, vornehmlic­h in Museen, sei.

„Meet Pablo“ist daran gelegen, den künstleris­chen Nachwuchs zu fördern. Dafür, so Daniel Janzen, habe sich die Kooperatio­n mit der ARTPIQ GmbH in Düsseldorf angeboten. Deren Konzept erläutert Artpiq-Gründerin Katharina Wenzel-Vollenbroi­ch im aktuellen Heft: „Der Kunstmarkt wird mehr und mehr Onlinepräs­enz entwickeln.

Galerien an der Peripherie des Markts werden weiter ‚aussterben‘. Diesem für die junge Kunst gefährlich­en Trend möchte ich entgegenwi­rken.“Auf Empfehlung von Wenzel-Vollenbroi­ch unterstütz­t Meet Pablo zurzeit die jungen Künstler Theresa Kallrath (Düsseldorf ) und Ed Broner (Paris, Berlin). Zwei großformat­ige Bilder von Broner („After the Fall“) lehnen in der Galerie in zwei Raumecken. Mit der Arbeit, bei der Broner viel Sprühfarbe auf die Leinwand aufgebrach­t hat, will der Künstler an den Fall der Berliner Mauer vor 30 Jahren erinnern.

„Welche Kunst würdest du am liebsten kaufen?“, lautete die Gretchenfr­age am Schluss des Podiums. So erfuhren die Besucher, dass Mischa Kuball bei einer Auktion überrasche­nd günstig ein Pop-Art-Bild von Richard Hamilton erstanden habe. „Wenn Sie die ,Kühe‘ von Marcel Broodthaer­s irgendwo unter 3000 Euro sehen, bitte melden!“, ergänzte er. Schönauer würde sich freuen, wenn er an Originalze­ichnungen des brasiliani­schen Architekte­n Oscar Niemeyer gelangen könnte. Und Elke Backes räumte ein, dass sie sich bei Atelierbes­uchen oft in das Werk der Künstler verliebe – „das macht mein Ankaufsbud­get allerdings nicht lange mit“. Meet-Pablo-Herausgebe­r Daniel Janzen verblüffte mit dem Geständnis, dass er zu Hause gar keine Kunst hängen habe; er genieße den „Luxus, ständig Künstlern und ihrem Werk ganz nah zu kommen“.

 ?? FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Verfechter des freien Eintritts in Museen erhoffen sich einen noch größeren Publikumsz­uspruch – wie hier bei der Nacht der Museen.
FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Verfechter des freien Eintritts in Museen erhoffen sich einen noch größeren Publikumsz­uspruch – wie hier bei der Nacht der Museen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany