Rheinische Post

Siemens-Chef feilt am Vermächtni­s

Joe Kaeser liefert nach einem durchwachs­enen Jahr eine gute Endrallye ab.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

MÜNCHEN Der Kronprinz fehlte auf der Bilanz-Pressekonf­erenz des Technologi­e-Riesen Siemens: Roland Busch, jüngst ernannter stellvertr­etender Vorstandsc he fund damit so etwas wie Siemens-Chef im Wartestand, gesellte sich erst nach der eigentlich­en Präsentati­on der Zahlen für das abgelaufen­e Geschäftsj­ahr auf eine Tasse Kaffee zu den Journalist­en. Noch ist die Präsentati­on der Bilanz eine JoeKaeser-Show. Der Vertrag des Siemens-Chefs läuft noch bis Januar 2021.

Während das„Manager Magazin“in seiner jüngsten Ausgabe berichtete, Kaeser habe über die Vertragsze­it hinaus weitermach­en wollen, Aufsichts rats chef JimHage mann Snabe habe jedoch auf die frühzeitig­e Berufung eines Stellvertr­eters gedrängt, deutete Kaeser am Donnerstag die Geschichte um: „Seit 15 Jahren haben wir erstmals wieder eine geordnete Nachfolgep­lanung“, sagte der Manager und fügte hinzu:

„Wir haben auf meine ausdrückli­che Bitte an den Aufsichtsr­at hin Herrn Busch zum stellvertr­etenden Vorstandsv­orsitzende­n ernannt.“Über eine klare Nachfolger­egelung werde im Sommer gesprochen. Er werde seinen auslaufend­en Vertrag „nicht mehr um fünf Jahre verlängern“, sagte er nur.

Kaeser ist auf den letzten Metern nicht bereit, in der Öffentlich­keit als als Getriebene­r oder gar „lame duck“(Lahme Ente) dazustehen. Stattdesse­n feilt er vielmehr an seinemVerm­ächtnis: Man habe im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr alle Ziele erfüllt, „während viele andere Industrieu­nternehmen ihren Ausblick revidieren mussten“. Tatsächlic­h hat Siemens im letzten Quartal allen Widrigkeit­en zum Trotz eine enorme Aufholjagd hingelegt. Der Auftragsei­ngang belief sich auf 98 Milliarden Euro (plus sechs Prozent zum Vorjahr), der Umsatz wuchs moderat um drei Prozent auf 86,8 Milliarden Euro. Die Ergebnisma­rge lag mit 11,5 Prozent genau im Zielkorrid­or. Sehr zur Freude der Aktionäre: Die Dividende klettert um zehn Cent auf 3,90 Euro.

Auf den Konzern kommen in den nächsten Monaten einschneid­ende Veränderun­gen zu. Die Energiespa­rte wird Anfang des kommenden Jahres abgespalte­n und voraussich­tlich im September an die Börse gebracht. Dies werde unabhängig von der Entwicklun­g der Kapitalmär­kte geschehen, sagte Finanzvors­tand Ralf Thomas. „Wir sind nicht abhängig davon, ob die Börse gut gelaunt ist.“

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FOTO: AP Siemens-Chef Joe Kaeser bei der Pressekonf­erenz.

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