Tönnies: „Von Wucht der Reaktionen erschlagen“
GELSENKIRCHEN (dpa) Wohlwollende Fragen in entspannter Atmosphäre – am Tag der Rückkehr von Clemens Tönnies in sein Amt als Aufsichtsratschef startete der FC Schalke 04 eine orchestrierte PR-Offensive. In einem Interview des vereinseigenen TV gab sich der Fleisch-Unternehmer aus Rheda-Wiedenbrück geläutert. Seine vielfach als rassistisch eingestuften Äußerungen vor gut drei Monaten bezeichnete er als „Fehler“: „Es hätte mir nicht passieren dürfen. Es ist voll in die Hose gegangen. Wenn sich jemand verletzt gefühlt hat, bitte ich ihn aufrichtig um Entschuldigung. Ich war von derWucht der Reaktion total erschlagen.“
Das Interview soll dazu beitragen, dem Klubchef das Comeback auf Schalke zu erleichtern. In erster Verärgerung über dessen Äußerungen Anfang August beim „Tag des Handwerks“in Paderborn („Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn‘s dunkel ist, Kinder zu produzieren“) hatte es zahlreiche Vereinsaustritte und viel öffentliche Kritik gegeben. Nicht zuletzt deshalb hatte der Schalker Ehrenrat eineWoche später eine dreimonatige Zwangspause für den 63-Jährigen ausgesprochen.
„Es war eine harte Zeit. Ich hätte nicht erwartet, dass ich ein Stück weit leide, nicht dabei zu sein“, bekannte Tönnies. „Das hat mir viele Gedanken gebracht, über das, was ich gesagt habe, wie ich es eigentlich gemeint habe und wie es insgesamt aufgenommen wurde.“Tönnies fühlt sich falsch eingeschätzt: „Ich bin nicht der, der trennt, sondern eher der, der vereint und sagt, das darf auf Schalke keinen Einzug haben. Wir müssen uns in der Gesellschaft viel mehr gegen Rassismus stellen. Ich sehe uns alle in Europa in der Pflicht, was für Afrika zu tun.“
Tönnies verspürt bei seiner Rückkehr durchaus viel positiven Zuspruch. „Ich habe das Gefühl, dass sich alle freuen, dass ich wiederkomme. Ich möchte da jetzt gerne mit allen anfassen und Schalke weiter nach vorne bringen“, sagte er. Den Zeitpunkt seiner Rückkehr in das Stadion ließ er indes nach wie vor offen: „Ich bin geschäftlich derzeit sehr eingebunden. Ich sage früh genug Bescheid.“