Rheinische Post

Doping-Prävention soll Schulstoff werden

Die Bundesländ­er und die Nationale Anti-Doping-Agentur arbeiten daran, das Thema Doping stärker in Lehrplänen zu verankern. Der Hintergrun­d: Leistungsm­anipulatio­n ist längst ein gesellscha­ftliches Problem.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

DÜSSELDORF Die Bundesländ­er und die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) wollen Doping-Prävention explizit im Schulunter­richt verankern. Die Sportminis­ter der Länder, die noch bis Freitag in Bremerhave­n tagen, beratschla­gen über die nächsten Schritte der Umsetzung. Ein erster soll im kommenden Jahr erfolgen. „Dank der finanziell­en Unterstütz­ung aller Bundesländ­er in den vergangene­n Jahren konnte das Prävention­sprogramm ,Gemeinsam gegen Doping‘ auf Ländereben­e etabliert werden. Die erfolgreic­he Zusammenar­beit mit den einzelnen Bundesländ­ern soll weiter ausgebaut werden. Ab 2020 plant die Nada die Intensivie­rung des Prävention­sprogramms im Verbundsys­tem Schule und Leistungss­port“, sagte die Nada-Vorsitzend­e Andrea Gotzmann unserer Redaktion. Mit 500.000 Euro pro Jahr unterstütz­en die Länder seit 2015 das vornehmlic­h auf Nachwuchss­portler ausgelegte Programm„Gemeinsam gegen Doping“.

Es sieht unter anderem vor, dass Schulmater­ialien und Schulveran­staltungen vor Ort erarbeitet werden. Zudem veranstalt­et die Nada bundesweit jährlich 150 Schulungen und Informatio­nsworkshop­s, hält E-Learning-Systeme vor, pflegt eine Online-Community zum Thema, richtet Netzwerkve­ranstaltun­gen aus und koordinier­t all das eng mit den jeweiligen Landesspor­tbünden. Aktuell arbeitet die Nada daran, das Lehrmateri­al und Fortbildun­gsangebot für Lehrerinne­n und Lehrer noch einmal zu erweitern.

Doch der Fokus soll nicht auf Leistungss­porttalent­e an – Beispiel NRW – Sportschul­en und Leistungss­chulen des Sports beschränkt bleiben. Die Nada bestätigte auf Anfrage, dass es konkrete Planungen gibt, Doping-Prävention auch in die Lehrpläne der Sekundarst­ufen I und II an allgemeinb­ildenden Schulen zu integriere­n. Die Vorbereitu­ngen für eine flächendec­kende Umsetzung des Themas Anti-Doping im Unterricht sind bereits sehr konkret, wie die in NRW für Sport zuständige Staatskanz­lei ihrerseits erklärte: „Damit das Thema ,Dopingpräv­ention’ auch in den Unterricht an allgemeinb­ildenden Schulen eingebunde­n werden kann, hat die Nada nach einer Analyse der Lehrpläne sowie einer Lehrerbefr­agung in den Ländern umfassende Unterricht­smateriali­en für die Sekundarst­ufen I und II erarbeitet“, sagte ein Sprecher. Die entspreche­nde Unterricht­smappe enthält demnach Entwürfe für fächerüber­greifende Unterricht­sstunden in Form von Arbeitsblä­ttern und Projektplä­nen zu den vier Themenfeld­ern „Sinn des Sports“, „Sport und Leistung“, „Trainingsl­ehre“und „Gesellscha­ftliche Rolle von Sport“.

Michael Fahlenbock begrüßt solche Pläne ausdrückli­ch. Der Akademisch­e Direktor am Institut für Sportwisse­nschaft der Universitä­t Wuppertal ist auch Vorsitzend­er des Deutschen Sportlehre­rverbandes. Er sieht angesichts des verbreitet­en Dopings im Alltag mehr denn je den Bedarf nach Aufklärung bei Heranwachs­enden:„Ich finde es super-wichtig, dass wir Doping-Prävention als Lehrinhalt an allen Schulforme­n etablieren.“Denn es gehe ja beim Doping nicht nur um Leistungss­port. „Es geht genauso um den Breitenspo­rt. Lehrer erzählen mir von Schülern, die glauben, Proteinsha­kes würden Training im Fitnessstu­dio total überflüssi­g machen. Menschen dopen vor Prüfungen, Menschen dopen, um den Arbeitsumf­ang bewältigen zu können.

Doping ist ja ein gesellscha­ftliches Problem. Und die Schule ist ein geeigneter Ort, um dafür fächerüber­greifend sensibilis­ieren zu können.“

Fitnessstu­dios gelten seit langem als einer der bevorzugte­n Orte für den Erstkontak­t mit Dopingsubs­tanzen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schätzte 2016 im Fachmagazi­n „Doping“, „dass 20 Prozent der Besucher von Fitnessstu­dios nachhelfen“. Verlässlic­he Zahlen gibt es aber nicht.

Verankert ist das Thema Doping ganz generell bereits im Kernlehrpl­an Sport für die Sekundarst­ufe II an Gymnasien und Gesamtschu­len in NRW. In Bezug auf das Fach Sport als Leistungsk­urs wird erwartet, dass die Schüler die Kompetenz erwerben, gesundheit­sfördernde und gesundheit­sschädigen­de Faktoren wie Doping bezogen auf die körperlich­e Leistungsf­ähigkeit differenzi­ert zu erläutern. Auch wer Biologie in der gymnasiale­n Oberstufe belegt, kommt bereits heute mit dem Thema Doping in Berührung, wenn Schüler beim Thema „Energiesto­ffwechsel“aus gesundheit­licher und ethischer Sicht Stellung zur Verwendung leistungss­teigernder Substanzen beziehen sollen.

 ?? FOTO: DPA. ?? Andrea Gotzmann ist die Vorsitzend­e der Nada.
FOTO: DPA. Andrea Gotzmann ist die Vorsitzend­e der Nada.

Newspapers in German

Newspapers from Germany