So kam es zum Krach in Fortunas Aufsichtsrat
Christian Veith legt als bestelltes Mitglied des Kontrollgremiums sein Mandat nieder. Mit einer eigens verfassten Pressemitteilung sorgt der 61-Jährige für Aufsehen. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer langwierigen Auseinandersetzung im Aufsichtsrat.
Christian Veith will nicht mehr. Der 61-Jährige ist der Überzeugung, dass Fortunas oberstes Kontrollgremium in der App-Affäre rund um Vorstandschef Thomas Röttgermann nicht im Sinne des Vereins gehandelt hat. Deshalb legt er mit sofortiger Wirkung sein Mandat als Aufsichtsratsmitglied beim Fußball-Bundesligisten nieder – unsere Redaktion berichtete exklusiv. Es ist der vorläufige Höhepunkt einer Auseinandersetzung, in der es um Macht, Interessen und persönliche Eitelkeiten geht.
Als der Entschluss des Rücktritts Anfang der Woche feststeht, will der Gesellschafter der Düsseldorfer Unternehmensberatung Boston Consulting Group zusammen mit dem Wahlausschuss und demVerein eine Pressemitteilung veröffentlichen. DochVeithsVorlage wird vomVerein abgelehnt, und als Gegenvorschlag abgeändert an ihn zurückgeschickt. Das sieht Veith nicht ein und erklärt gegenüber Vereinsoffiziellen, dass er andernfalls selbst an die Öffentlichkeit gehen würde. Der Klub lehnt erneut ab – diesen Ablauf bestätigten Vereinsvertreter unserer Redaktion.
Veith lässt am Donnerstag seinen Worten Taten folgen und mailt eine Mitteilung an Düsseldorfer Medien. Darin heißt es: „Zum Abschluss der Untersuchungen des Aufsichtsrates zur App-Affäre wurde auf der Website des Vereins eine Erklärung des Aufsichtsrates und des Vorstandsvorsitzenden von Fortuna veröffentlicht, die nach meiner Beurteilung die Öffentlichkeit in die Irre führt. Ich bin der Überzeugung, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf hat zu erfahren, dass ein langjähriges Mitglied des Aufsichtsrates unter anderem deswegen von seinem Amt zurücktritt, weil er die Entscheidung des Aufsichtsrates in dieser Angelegenheit und die Art, wie diese Entscheidung kommuniziert wurde, nicht mittragen kann.“
Der Klub reagiert darauf mit einer eigenen Mitteilung, in der Aufsichstratschef Reinhold Ernst erklärt: „Fortuna Düsseldorf ist ein lebendiger Verein, in dem kontrovers diskutiert wird und unterschiedliche Meinungen offen ausgesprochen werden. Herr Dr. Christian Veith hat diese Überzeugung geteilt und war daran beteiligt, dass sich die Fortuna in den vergangenen Jahren positiv weiterentwickelt hat.“
Veith, seit Kindestagen Fortuna-Fan und seit 30 Jahren Mitglied des Vereins, war seit 2012 als vom Wahlausschuss bestelltes Mitglied Teil des Aufsichtsrates und hatte nach Dieter vom Dorff die zweitlängste Amtszeit. Seine Gegner behaupten, Veith sei im Kontrollgremium ein Quertreiber gewesen.
Seine Befürworter sehen in ihm einen Querdenker im positiven Sinne. Veith ist in jedem Fall jemand, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält. So war er im April auch klar gegen eine Freistellung des ehemaligenVorstandsvorsitzenden Robert Schäfer und forderte Belege ein, die als Begründung für die Entlassung ausreichen würden. Ob es die wirklich gab, ist weiter unklar. Sicher ist, dass es noch keine Einigung zwischen Schäfer und dem Klub gibt und der 43-Jährige immer noch auf Fortunas Gehaltsliste steht.
Ein weiterer großer Streitpunkt war die Personalie Alexander Steinforth, der als Marketingdirektor im September freigestellt wurde, sich derzeit in einer juristischen Auseinandersetzung mit demVerein befindet und ebenfalls noch auf der Gehaltsliste steht. Es gibt den Vorwurf seitens einiger Aufsichtsratsmitglieder, dass Veith Steinforth im Frühjahr unbedingt zum Marketingvor
stand befördern wollte. Veith selbst bestreitet das, macht aber keinen Hehl daraus, dass er sich vehement gegen den mittlerweile angestellten Marketingvorstand Christian Koke gewehrt hat, weil er ihm die Qualifikation für diesen Job abspricht.
Es soll eine stimmgewaltige Fraktion im Aufsichtsrat geben, die mehrfach scharfe Kritik an Veith geübt hat.Wie Sitzungsteilnehmer berichten, soll es wiederholt zu Wortgefechten gekommen sein. Dabei soll es vor allem um die App-Affäre gegangen sein. Nach Ansicht Veiths hätte sich der Verein von Röttgermann trennen müssen. Röttgermann war vorgeworfen worden, die Idee einer kommerziellen Fußball-App verfolgt zu haben, ohne diese Nebenbeschäftigung beim Aufsichtsrat anzumelden. Das Kontrollgremium untersuchte den Sachverhalt und entschied, Röttgermann dasVertrauen alsVorstandschef auszusprechen – für Veith nicht hinnehmbar.
Wer nun auf Veiths vakanten Posten nachrücken wird, ist noch unklar. „Fortunas Wahlausschuss wird die freiwerdende Position im Aufsichtsrat zu gegebener Zeit neu besetzen“, heißt es vom Verein.