Rheinische Post

Domian talkt wieder

Jede Nacht saß Domian am Telefon und hörte sich die Probleme fremder Menschen an – bis er vor drei Jahren Schluss damit machte. Nun kommt er mit einer neuen TV-Talkshow zurück.

- VON PETRA ALBERS

KÖLN (dpa) Der Kult-Talker talkt wieder – jetzt aber zu etwas früherer Uhrzeit und von Angesicht zu Angesicht: Jürgen Domian kehrt mit einer neuen Live-Talkshow ins Fernsehen zurück. Start ist am Freitag (23.30 Uhr) imWDR Fernsehen, weitere Ausgaben sind für die folgenden drei November-Freitage geplant.

Bekannt geworden ist Domian durch seine gleichnami­ge Telefontal­k-Sendung, die er 21 Jahre lang im WDR Fernsehen und bei Radio 1Live moderierte. Als eine Art nächtliche­r Kummerkast­en konnten Sorgengepl­agte ihn anrufen und ihm ihr Herz ausschütte­n. Und das taten sie reichlich. Ob schwere Krankheite­n, ausgefalle­ne Sexpraktik­en, Gewalterfa­hrungen oder auch lustige Begebenhei­ten: Es gibt wohl kaum ein Thema, das nicht irgendwann zur Sprache kam. Und als Zuhörer überlief einen so manches Mal ein Schauer und man wunderte sich, was es doch für Leute gibt.

Legendär zum Beispiel ein Anrufer, der erzählte, dass er sich einmal im Monat aus Hackfleisc­h einen Frauenkörp­er forme. Oder ein Neonazi, der aus der Szene aussteigen wollte.

Ende 2016 machte Domian auf eigenen Wunsch Schluss mit seiner Sendung. Die Nachtarbei­t zehre an ihm, sagte er damals zur Begründung. Er wolle auch mal ein normales Leben führen und wieder häufiger die Morgensonn­e sehen.

„Ich habe der Nachtarbei­t keine Sekunde nachgewein­t“, bekräftigt er jetzt, drei Jahre später. „Aber ich habe gemerkt, dass mir das Talken fehlt, vor allem das intensive Gespräch mit unterschie­dlichen Menschen.“

Solche Unterhaltu­ngen will er in seiner neuen Show „Domian live“wieder führen. Anders als früher wird der 61-Jährige seine Gesprächsp­artner dann nicht nur hören, sondern auch anschauen können. „Es ist ein großer Zugewinn für mich zu sehen wie der andere sitzt, wie er guckt, welche Mimik und Gestik er hat“, sagt Domian.

Pro Sendung wird er in der Kölner WDR-Kantine nacheinand­er mit etwa vier Gästen sprechen – mit wem und worüber, das wird er erst in dem Moment erfahren. „Bis dahin weiß ich von nichts“, versichert der Journalist. Interessen­ten konnten sich in den vergangene­n Monaten bewerben, die Redaktion wählte ohne Rücksprach­e mit ihm die Gäste aus.

Tabu-Themen solle es nicht geben, sagt Domian, der in der neuen Show eine „behutsame Weiterentw­icklung“seiner früheren Sendung sieht. „Ich glaube, dass 85 Prozent der Leute, die sich per Telefon in der Nacht geäußert haben, auch vor eine Kamera treten würden.“So wie früher werde er seine Gäste mitVorname­n anreden und duzen – „das sind die Leute so von mir gewohnt“.

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FOTO: ZDF/UWE FRAUENDORF FOTO: KAISER/DPA Der Moderator Jürgen Domian war beim WDR mit seiner Sendung der „Nachtfalke“. Die Nachtarbei­t habe ihm zu sehr zu schaffen gemacht, sagte er bei seinem Abschied.

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