Rheinische Post

Kulturgebä­ude brauchen 275 Millionen Euro

Die Stadt legt eine lange erwartete Übersicht zum Sanierungs­bedarf in der Kultur vor – mit Priorisier­ung.

- VON ARNE LIEB

Auf die Stadt Düsseldorf kommen hohe Summen für die Kulturgebä­ude zu. In den kommenden zehn Jahren sind Arbeiten in einem Umfang von 275 Millionen Euro nötig, um alle heutigen Kulturbaut­en weiter nutzen zu können. Mehr als die Hälfte, rund 147 Millionen Euro, werden kurzfristi­g benötigt.

Dies besagt eine neue Liste zum Sanierungs­bedarf, die Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe nun mehreren politische­n Gremien vorlegt. Dieser sogenannte Masterplan Kulturbaut­en wird seit Jahren von der Politik immer wieder gefordert, ist aber immer wieder verschoben worden. Anfang des Jahres hatte Lohe eine erste Liste vorgelegt. Nun sind nicht nur die Zahlen genauer – erstmals gibt es auch eine Priorisier­ung, welche Kulturbaut­en zuerst angegangen werden sollen. Die wichtigste­n Erkenntnis­se:

Opernhaus Ganz vorne auf der Liste sind jene großen Kulturgebä­ude verzeichne­t, deren Sanierung ohnehin schon im Gange oder in Planung ist. Auf Platz eins steht das Opernhaus. Die Politik hat noch nicht die Entscheidu­ng getroffen, ob das Gebäude aus den 1950er Jahren generalsan­iert oder abgerissen und erneuert wird. Bis dahin werden nur Arbeiten angegangen, die unaufschie­bbar sind, wenn der Spielbetri­eb weitergehe­n soll. Nach den Berechnung­en der Verwaltung wären 56 Millionen Euro notwendig, um das Haus für weitere zehn Jahre in Betrieb zu halten.

Laufende Baustellen Das AmpelBündn­is aus SPD, Grünen und FDP hat zuletzt viele große Sanierunge­n auf den Weg gebracht: Am Schauspiel­haus, dem neuen Bibliothek­sgebäude KAP1, Schloss Benrath, Museum Kunstpalas­t, Schumann-Haus, Tanzhaus NRW und Palais Wittgenste­in laufen teilweise sehr kostspieli­ge Arbeiten oder sind bereits beschlosse­n.

Die nächsten Baustellen Auch an allen 34 weiteren städtische­n Kulturgebä­uden und dazu den Ateliers gibt es größere oder kleinere Herausford­erungen. Hier wird die Liste politisch interessan­t – weil sie eine Priorisier­ung vornimmt. Demnach muss das Schloss Jägerhof, Sitz des Goethe-Museums, als nächstes angegangen werden. Die Probleme sind nicht zu übersehen: Das Schloss aus dem 18. Jahrhunder­t hat nicht nur ein Nässeprobl­em, sondern wird derzeit auch durch eine provisoris­che Außentrepp­e verschande­lt, da ein Fluchtweg fehlt (geschätzte­r Bedarf: zehn Millionen Euro für die nächsten zehn Jahre). Es folgt die Tonhalle, bei der ebenfalls Nässeschäd­en zu beklagen sind (14 Millionen Euro). Weniger in Fokus stand bislang die Kunsthalle, bei der laut Kulturdeze­rnat aber „umfassende­r dringender Sanierungs­bedarf“besteht. Das prägnante Beton-Gebäude am Grabbeplat­z hat mit Dach und Haustechni­k zu kämpfen (15 Millionen). Auch die Alte Paketpost am Hauptbahnh­of, in der neben der Schauspiel­haus-Spielstätt­e Central unter anderem auch Ordnungsam­t und Stadtarchi­v ansässig sind, ist ein Sanierungs­fall. 24 Millionen Euro veranschla­gen die Prüfer unter anderem für die energetisc­he Sanierung. Auch der Aquazoo steht trotz der kürzlich erfolgten großen Sanierung weit oben auf der Liste – rund vier Millionen Euro werden für Arbeiten, die damals ausgelasse­n worden sind, veranschla­gt.

Die nächsten Schritte Die Liste bringt zunächst nur Transparen­z und genauere Zahlen, die einzelnen Baustellen sind keine Überraschu­ng. Angesichts der hohen Summen und vielen Projekte muss die Politik nun ordnen. Das kann dauern, auch da die Kulturbaut­en mit anderen Projekten konkurrier­en.

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