Rheinische Post

„Blase von Glück und Luxus“

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Wir sind zum ersten Mal in Düsseldorf – für unsere Ausstellun­g „Die Ähnlichkei­t im Unterschie­d“im Polnischen Institut mit noch zwei weiteren Künstlern. Wir bewegen uns in Düsseldorf zu Fuß. Die Größe der Stadt gefällt uns sehr, sie ist überschaub­ar und sehr gemütlich – die Autos sind unter der Erde verborgen. Überhaupt scheint uns hier vieles verborgen – auf den ersten Blick wirkt die Stadt wie eine Blase von Glück, Wohlstand und Luxus. Dabei hat ja alles seine Kehrseite, nur wo ist sie hier? Wir werden es sicher nicht herausfind­en, dafür bleiben wir nicht lange genug.

Wir arbeiten in unserer Kunst beide mit Fotografie, deshalb war uns die Kunststadt Düsseldorf als Wiege einer der wichtigste­n Strömungen der Gegenwarts­fotografie sehr gut bekannt. Überrascht haben uns aber der Umfang und die Profession­alität der gesamten Kunstszene in dieser – nichts für ungut – Stadt mittlerer Größe. Uns imponiert sehr, welche Bedeutung man hier der Kunst beimisst.

Unsere Heimatstad­t Warschau, die Hauptstadt Polens, hat zwei Millionen Einwohner, doch im Hinblick auf den Umgang mit Kunst wirkt sie im Vergleich mit Düsseldorf geradezu provinziel­l. Erst in diesem Jahr wurde mit dem Bau eines Museums für Gegenwarts­kunst begonnen, das als Institutio­n bereits seit Jahren gute Arbeit macht, aber bis jetzt keine feste Adresse hatte. In Düsseldorf haben wir unter anderem das K20, das K21, die Kunsthalle, Kunst im Tunnel und Privatgale­rien besucht. Wir konnten das ganze

Spektrum der Klassik des 20. und 21. Jahrhunder­ts besichtige­n, was in Warschau eindeutig fehlt. Dafür ist Warschau der spannender­e Ort, wenn es um neueste Gegenwarts­kunst geht. In diesem Sinn haben wir begriffen, dass unsere Proviziali­tät nicht nur ein Nachteil sein müssen. Anders als in Düsseldorf trägt Warschau das, was es verbergen möchte (seine Kehrseite), an der Oberfläche: Die drängenden Probleme der Gegenwart sind dort offensicht­lich, und erst, wenn man tiefer dringt, erkennt man das Wertvolle – darunter die Kunst.

Aus unserer Künstlerpe­rspektive ist die Partnersch­aft zwischen unseren Städten, die uns den Besuch in der malerische­n Hauptstadt Nordrhein-Westfalens ermöglicht hat, eine wunderbare Chance, voneinande­r zu lernen. Übersetzun­g: Bernhard Hartmann

Warschau Weekend Düsseldorf feiert bis Sonntag 30 Jahre Städtepart­nerschaft mit einem Rockkonzer­t, einem Kochkurs, Filmvorfüh­rungen und vielem mehr. Mehr Infos: duesseldor­f.de/internatio­nales

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FOTO: BAUER Die polnischen Künstler Witek Orski und Anna Orlowska

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