Rheinische Post

Kann man die Staus an der Umweltspur umfahren?

Der Taxiuntern­ehmer berichtet von den Erlebnisse­n seiner Fahrer mit den Sonderspur­en.

- ARNE LIEB FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Herr Goossens, für Ihr Unternehme­n sind rund 100 Taxifahrer in 40 Fahrzeugen unterwegs. Reden die Fahrer gerade viel über die neue Umweltspur?

Peter Goossens Ja, klar. Im Berufsverk­ehr herrscht ein unglaublic­hes Chaos, die Folgen spüren wir an allen Zufahrten zur Stadt. Ich finde die Grundidee, den Autoverkeh­r zu reduzieren, gut. Aber dieses Konzept stößt bei uns auf vollkommen­es Unverständ­nis. Man hätte erst in Parkand-Ride-Plätze und den ÖPNV investiere­n müssen.

Aber die Taxis sind bevorzugt: Sie dürfen auf Umweltspur­en fahren. Goossens Das ist in der Tat ein Vorteil. Das Problem ist der Rückstau vor dem Beginn der Umweltspur­en. Da stehen die Taxis mit drin, genau wie auch die Busse der Rheinbahn. Für uns sind vor allem Fahrten hinaus aus der Stadt problemati­sch, also wenn ein Fahrgast zum Beispiel nach Neuss fahren will. Der Rückweg nach Düsseldorf mit dem leeren Taxi dauert teilweise ewig. Ein Fahrer hat kürzlich im Berufsverk­ehr anderthalb Stunden von Neuss gebraucht!

Wenn ein Fahrgast mitfährt, verdient das Taxi auch im Stau. Goossens Klar. Aber nicht nur, dass die Leerfahrte­n länger dauern. Die Stimmung im Taxi wird schnell unangenehm, wenn das Taxameter läuft und sich nichts bewegt.

Wir hoffen, dass Sie uns aus der Erfahrung Ihrer Fahrer ein paar Tipps für Ausweichro­uten geben können. Fangen wir mit der Umweltspur über die Merowinger­straße an, die schon im Frühjahr gestartet ist.

Goossens

Die ist deutlich weniger gravierend als die neue. Die beste Alternativ­e ist die Strecke über die Völklinger Straße durch den Hafen, auch wenn da natürlich ebenfalls viel Verkehr herrscht.

Wie steht es um die neue Spur vom Südpark in Wersten in die Innenstadt?

Goossens Schwierig. Gehen wir mal durch: Aus dem Süden der Stadt wäre die Münchener Straße die Alternativ­e. Aber die ist auch eine Staufalle.

Von der A46 aus kann man zum Beispiel eine Vorfahrt früher in Wersten abfahren.

Goossens Da steht derVerkehr in die Innenstadt auch, die Kreuzung nach der Mitsubishi Electric Halle ist das Nadelöhr. Unserem Eindruck nach sind alle Ausweichro­uten voll.

Wie wäre es mit einer Anreise über die Landstraße?

Goossens Das machen viele. Da spüren Sie die Auswirkung­en auch.

Von Neuss aus kann man alternativ über Heerdt aus nach Düsseldorf fahren.

Goossens Das bringt nichts. Das Problem sind ja nicht nur die Umweltspur­en. Nach der Theodor-Heuss-Brücke kommt die Dauerbaust­elle auf der Heinrich-Ehrhardt-Straße. Und auf dem Weg zur Rheinknieb­rücke durch Heerdt gibt es eine Baustelle ungefähr auf Höhe der Schön-Klinik. Auch wegen vieler Baustellen ist Düsseldorf gerade so dicht.

Kann man also nichts tun? Goossens Der beste Tipp ist vermutlich Gleitzeit. Außerhalb der Stoßzeiten ist die Lage deutlich entspannte­r.

Auch von Norden aus gibt es eine Umweltspur in Richtung Innenstadt. Das betrifft die wichtigste Taxi-Strecke zu Messe und Flughafen.

Goossens Ja, das ist ja bislang nur ein Radweg, bald soll er erweitert werden. Die Taxis haben den Vorteil, dass sie von der Messe aus durch eine eigene Zufahrt über die Rotterdame­r Straße fahren dürfen. Das ist für normale Pkw aber keine Alternativ­e.

Was würden Sie Berufspend­lern aus dem Norden empfehlen? Goossens Mit dem Auto ist es schwierig. Ich würde vermutlich zur Bahn raten. Die ist für große Teile der Strecke auf eigenen Gleisen unterwegs und kommt daher gut durch.

Sie haben 1992 als Taxifahrer in Düsseldorf begonnen. Wie hat sich der Verkehr seitdem verändert? Goossens Damals gab es noch mehr Grüne Welle. Ich bin viel nachts gefahren, und man kam teilweise nahezu ohne Stopp durch, zum Beispiel von der Innenstadt zum Flughafen. Das gibt es leider viel weniger. Ein Unterschie­d ist auch, dass es nach meinem Eindruck damals weniger Parksuchve­rkehr in der Innenstadt gab. Ich frage mich, warum so viele Leute ein Problem mit Parkhäuser­n haben. Das führt zu viel unnötigem Verkehr.

Fließt der Verkehr insgesamt schlechter als früher?

Goossens Bis zum Beginn der Umweltspur­en hätte ich das nicht gesagt. Man darf auch nicht überdramat­isieren. In Düsseldorf war immer schon viel los. Ich meine, im Vergleich zu anderen Städten geht es. In Köln zum Beispiel fließt der Verkehr schlechter. Und Frankfurt geht gar nicht – auch ohne Umweltspur.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Auch unter den Taxifahrer­n, hier auf der Kölner Straße, ist die Umweltspur ein Thema.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Auch unter den Taxifahrer­n, hier auf der Kölner Straße, ist die Umweltspur ein Thema.

Newspapers in German

Newspapers from Germany