Behält Garath seine Kinderarztpraxis?
Mit einem großen Investitionsprogramm soll der Stadtteil belebt werden. Die einzige Kinderärztin denkt über ihren Ruhestand nach. Die SPD betont, dass für den Zuzug junger Familien eine gute kinderärztliche Versorgung wichtig ist.
GARATH Die Abgeordneten des Garather Kinderparlaments hatten in ihrer vorigen Sitzung gefragt, ob es nicht möglich sei, mehr Kinderärzte im Stadtteil anzusiedeln. Die Praxis von Ute Steindor an der Fritz-Erler-Straße ist die einzig verbliebene, nachdem zwei Kassensitze in andere Stadtteile gewechselt waren. Die Stadt erklärte den Kindern, dass Mediziner Wahlfreiheit haben, wo sie in Düsseldorf ihre Praxis eröffnen wollen. „Man kann natürlich niemanden zwingen, nach Garath zu kommen“, kommentierte die Vorsitzende Leni dies,„aber für uns Kinder ist das trotzdem nicht schön.“
Die schlechte Nachricht: Die Lage in Garath könnte sich weiter zuspitzen. Denn Steindor, die Ende diesen Jahres ihren 65. Geburtstag feiert, würde sich eigentlich gerne im kommenden Sommer zur Ruhe setzen oder zumindest kürzer treten. Dabei ist es ihr wichtig, den Stadtteil kinderärztlich gut versorgt zu hinterlassen. Aber die Suche nach einem Nachfolger ist derzeit für viele Ärzte schwierig. Für ländliche Regionen und strukturschwache Gebiete gilt das besonders. „Ich habe 80 Prozent ausländische Patienten. Das ist nicht für jeden etwas“, weiß Steindor. Außerdem wollten heutzutage junge Ärzte nicht 60 Stunden und mehr in der Woche arbeiten, wie sie und andere ihrer Generation dies gewohnt waren. Auch aus diesem Grund sind Gemeinschaftspraxen auf dem Vormarsch.
Steindor möchte sich deshalb für einen weiteren Kassensitz bewerben, um eine Gemeinschaftspraxis aufzubauen. Die lasse sich dann im fließenden Übergang leichter übergeben, so ihre Überlegung. Mit der neuen Bedarfsplanung für die ärztliche Versorgung entstehen ab dem kommenden Jahr zusätzliche Niederlassungsmöglichkeiten. Für das Düsseldorfer Stadtgebiet seien noch etwa zwei bis drei Stellen zu vergeben, teilte das Gesundheitsministerium NRW auf Anfrage mit.
Ob es gelingt, den Garather Standort zu stärken, ist allerdings offen. Die SPD im Bezirk setzt ihre Hoffnung darauf und versucht, Unterstützung dafür zu mobilisieren. Schließlich wird mit dem Erneuerungsprojekt Garath 2.0 viel getan, um den Stadtteil attraktiver zu machen, junge Familien anzusiedeln und so eine bessere Mischung zu schaffen. Laut dem Sozialbericht der Stadt lebt in Garath jedes zweite Kind in einem Hartz-IV-Haushalt. Mit Investitionen von rund 30,5 Millionen Euro wird mit Hochdruck an einem besseren Angebot gearbeitet – von dem Aufbau einer Gesamtschule bis zur Verschönerung der Spielplätze und Grünstreifen. „Es ist so schon schwer genug, junge Familien nach Garath zu holen. Aber wenn es vor Ort keinen Kinderarzt mehr gibt, wird es noch schwieriger“, sagt Bezirksbürgermeister Uwe Sievers (SPD).
Zwar war für eine neue Bedarfsplanung der medizinischen Versorgung auf Bundesebene diskutiert worden, dass die Verteilung der Kinderärzte künftig kleinräumlicher organisiert werden sollte. Doch diese Position, für die auch Düsseldorfs Gesundheitsdezernent Andreas Meyer-Falcke bei Bundestagsabgeordneten und im Städtetag NRW geworben hatte, konnte sich nicht durchsetzen.
Dafür haben nun die Länder mehr Einflussmöglichkeiten auf die Zulassung von Ärzten bekommen. Auf Anfrage unserer Redaktion erklärte das Gesundheitsministerium NRW, die Behörde sehe es als notwendig an, „auch innerhalb einer Stadt wie Düsseldorf für eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Kinderärzte zu sorgen. Wenn es dabei zu Versorgungsproblemen in einzelnen Stadtteilen kommt, müssen auch Sonderbedarfszulassungen möglich sein, wenn sich ein Kinderarzt etwa in Garath niederlassen will“.
Über die Vergabe entscheiden aber die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) und die Krankenkassen. „Sonderbedarfszulassungen sind in der Regel an nachhaltig bestehende akute Mangelsituationen geknüpft, die in Düsseldorf nicht erkennbar sind“, erklärte ein Sprecher der KV Nordrhein.