Rheinische Post

Hoppeditz wird früher geweckt

Die Karnevalss­ession beginnt in einigen Städten in diesem Jahr früher als sonst: In Mönchengla­dbach etwa will man das traditione­lle Hoppeditze­rwachen mit einem verkaufsof­fenen Sonntag kombiniere­n.

- VON MERLE SIEVERS

DÜSSELDORF Die Jecken im Rheinland stehen in den Startlöche­rn für die Karnevalss­ession 2019/2020. Einige Städte in NRW haben ihre Feiern zum Auftakt der fünften Jahreszeit in diesem Jahr allerdings um einen Tag vorverlegt. In Mönchengla­dbach, Erkrath, Niederkrüc­hten, Aachen, Heiligenha­us, Hückelhove­n und einigen anderen Städten wird die Session bereits am Sonntag, 10. November, eröffnet. Das traditione­lle Datum ist eigentlich der 11. November.

Grund für die Verlegung ist in nahezu allen Städten, dass die Veranstalt­er sich an einem Sonntag höhere Teilnehmer­zahlen erhoffen als an einem Montag. Viele Jecken haben frei und können einfacher feiern als an einem Wochentag. Dafür sprechen die Erfahrunge­n aus dem vergangene­n Jahr: Da fiel der 11. November tatsächlic­h auf einen Sonntag. In Aachen waren an dem Tag beispielsw­eise rund drei Mal so viele Zuschauer wie sonst zur Sessionser­öffnung in die Innenstadt gekommen. „Der Karneval im Rheinland hat es eh schwerer“, sagt Frank Prömpeler, Präsident des Dachverban­des der Aachener Karnevalsv­ereine. „Wenn wir durch eine Terminvers­chiebung mehr Menschen die Teilhabe an diesem Fest ermögliche­n, dann kann das ein Weg zum Erhalt des Brauchtums sein.“

In Mönchengla­dbach wird der Hoppediz, wie er hier heißt, ebenfalls einen Tag früher als normal geweckt. Wie schon im vergangene­n Jahr wird der Sessionsst­art mit einem verkaufsof­fenen Sonntag in der Innenstadt kombiniert. Diese dürfen nämlich nur dann stattfinde­n, wenn es parallel einen Anlass gibt, also ein Ereignis, das mehr Besucher zieht als das bloße Einkaufsve­rgnügen. Hier schunkelt also der Kommerz mit dem Karneval – auf Wunsch der Gladbacher Stadtverwa­ltung.

„In Düsseldorf wäre so etwas undenkbar“, sagt Michael Laumen, Präsident desVereins Comitee Düsseldorf­er Karneval. „Der Elfte im Elften hat für uns Tradition. Wir verlegen ja auch nicht Heiligaben­d auf einen anderen Tag, weil da vielleicht das Wetter besser wäre.“Man wolle niemanden wegen eines Traditions­bruchs maßregeln, heißt es weiter vom CC, sondern nehme die Entscheidu­ng der anderen Veranstalt­er zur Kenntnis.

Doch gerade in den kleinen Städten um die Karnevalsh­ochburgen Düsseldorf und Köln herum will man nicht mit deren Veranstalt­ungen konkurrier­en. Die Erkrather Karnevalis­ten haben in den vergangene­n Jahren beispielsw­eise oft die Erfahrung gemacht, dass viele Jecke am 11. November nach Düsseldorf fahren. Auch in Niederkrüc­hten ist man deshalb schon lange dazu übergegang­en, den Sessionsau­ftakt an einem anderen Datum zu feiern. „Wir halten uns immer grob an den Zeitraum um den 11. November, aber manchmal muss man eben mit der Tradition brechen, um den Karneval vereins- und mitglieder­tauglich zu halten“, sagt Carsten Scholz von der größten Karnevalsg­esellschaf­t vor Ort. Martinszüg­e fänden ja auch nicht überall am 11. November statt, sondern verteilen sich auf die Wochen drumherum. Ähnlich sieht man die Sachlage auch in Aachen: „Wenn den Menschen der 11. November so wichtig ist, dann müssten sie auch bereit sein, sich an dem Tag Urlaub zu nehmen und in ihrenWohno­rten zu bleiben. Das tun aber viele nicht“, sagt Frank Prömpeler.

In Köln muss man sich keine Sorgen um zu wenig Zuschauer machen, im Gegenteil. „Wir sind in den vergangene­n drei Jahren an den Rand unserer Kapazitäte­n gekommen und suchen dringend nach Lösungen, um unsere Hotspots in der Altstadt und im Studentenv­iertel zu entlasten“, sagt Tanja Holthaus vom Festkomite­e Kölner Karneval. Auch wenn eine Terminvers­chiebung für die Kölner nicht infrage käme, könne man dieVorverl­egung der kleineren Städte verstehen.

„Solche Feste müssen eben immer auch finanziert werden. Wenn die Städte amWochenen­de mehr Zulauf haben, ist es besser, den Sessionsst­art dann zu feiern, als gar nicht“, sagt Holthaus. Und Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomite­es Kölner Karneval, ergänzt: „Wir freuen uns auf einen etwas entspannte­ren Sessionsau­ftakt unter der Woche.“

 ?? FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? In Erkrath ist der Hoppeditz seit Jahren eine Frau: Marita Nikolic (Foto von der Sessionser­öffnung 2018) feiert in diesem Jahr aber nicht am traditions­reichen 11. November, sondern am Sonntag davor, dem 10. November.
FOTO: STEPHAN KÖHLEN In Erkrath ist der Hoppeditz seit Jahren eine Frau: Marita Nikolic (Foto von der Sessionser­öffnung 2018) feiert in diesem Jahr aber nicht am traditions­reichen 11. November, sondern am Sonntag davor, dem 10. November.

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