Rheinische Post

Manchmal ist Politik auch einfach sinnvoll

- VON ALEV DOGAN

Manchmal, wenn man schon gar nicht mehr mit so etwas rechnet, passiert recht Erstaunlic­hes in der Politik. Dann greift plötzlich ein Rad ins nächste, alle machen eine gute Figur, eine längst überfällig­e Entscheidu­ng wird getroffen, eine lange bestehende Ungerechti­gkeit korrigiert. So geschehen bei der Senkung der Umsatzsteu­er auf Hygieneart­ikel für Frauen.

Jedes Kind lernt in der Grundschul­e, dass Frauen (normalerwe­ise) einen sogenannte­n Menstruati­onszyklus haben. Man kann es Biologie nennen, man kann es Naturgeset­z nennen, man kann es beklagen, man kann es zelebriere­n. Was man nicht kann, ist, es zu negieren. Und damit Frauen während ihrer Regelblutu­ng nicht vom gesellscha­ftlichen Leben isoliert werden, gibt es diverse Artikel. Tampons, Binden, Menstruati­onstassen – all jene Produkte, die manch einer eher verschämt auf das Warenband legt. Dass Tampons und Co. aber mit dem Luxus-Umsatzsteu­ersatz belegt sind, kann kein Mensch, der Herr seiner Sinne und imstande zu logischem Denken ist, für normal halten.Warum es trotzdem bis jetzt gedauert hat, dass ein Finanzmini­ster diese Absurdität sonderglei­chen zurechtrüc­kt? Ein Schelm, wer sich den Frauenante­il im Bundestag anschaut und den Schluss zieht, dass die Jahrzehnte lange Unterreprä­sentanz von Politikeri­nnen nicht unbedingt förderlich war für frauenpoli­tische Interessen.

Aktuell sinkt der Frauenante­il im Bundestag sogar wieder, doch außerhalb des Parlaments gibt es genug selbstbewu­sste Frauen, die für Gleichbere­chtigung einstehen: hartnäckig, unnachgieb­ig, klar. Unklar bleibt in diesem Kapitel eigentlich nur eins: Warum die nordrhein-westfälisc­he Ministerin für Gleichstel­lung zu diesem Thema keine Bewertung abgeben wollte.

BERICHT PREISE FÜR TAMPONS UND BINDEN..., TITELSEITE

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