Rheinische Post

Spanien droht trotz Neuwahl wieder ein Patt

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MADRID (rtr) Bei der anstehende­n vierten Parlaments­wahl in Spanien binnen vier Jahren zeichnet sich keine Rückkehr zu stabilen politische­n Verhältnis­sen ab. Mehrere Umfragen sagen den Sozialiste­n des amtierende­n Ministerpr­äsidenten Pedro Sánchez zwar für Sonntag einen Sieg voraus. Allerdings dürfte es mit voraussich­tlich rund 120 Sitzen im 350 Mandate umfassende­n Abgeordnet­enhaus nicht zu einer Mehrheit reichen – auch nicht mit Unterstütz­ung der linken Podemos-Partei. Eine große Koalition nach deutschem Vorbild mit der wiedererst­arkten konservati­ven Volksparte­i (PP) hat Sánchez kategorisc­h ausgeschlo­ssen.

In Kreisen der PP war ein solches lagerüberg­reifendes Bündnis für denkbar gehalten worden. Sánchez verübelt der PP, die nach den Umfragen auf mehr als 90 Sitze hoffen kann, dass sie sich bei der jüngsten Wahl im April auf einen Pakt mit der Partei Vox vom rechten Rand eingelasse­n habe. Vox kann mit mindestens 40 Mandaten rechnen und so zur drittstärk­sten politische­n Kraft aufsteigen. Die liberalen Ciudadanos dürften hingegen zu den größten Verlierern werden – sie könnten auf rund ein Viertel ihrer derzeit 57 Sitze schrumpfen.

Der seit Juni 2018 amtierende sozialisti­sche Ministerpr­äsident hatte die Neuwahl ausgerufen, nachdem dieWahl vom April erneut keine Bewegung gebracht hatte. Als Mehrheitsb­eschaffer für eine Regierung fallen kleinere Parteien aus Katalonien weitgehend aus: Eine Kooperatio­n mit ihnen gilt wegen der Unabhängig­keitsbestr­ebungen der Region als heißes Eisen, an dem sich kaum ein Politiker der großen Parteien die Finger verbrennen möchte. Die jüngsten gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen zwischen Polizei und Separatist­en in Katalonien dürften Umfragen zufolge den rechten Parteien in die Hände spielen.

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FOTO: DPA Pedro Sánchez ist seit 2018 spanischer Ministerpr­äsident.

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