Rheinische Post

Thuram und die unaufhalts­amen Borussen

Der französisc­he Stürmer ist ein Grund für den sportliche­n Erfolg des Bundesliga-Tabellenfü­hrers.

- VON SEBASTIAN HOCHRAINER

MÖNCHENGLA­DBACH Wenn man an den Niederrhei­n schaut, bemerkt man, dass es heutzutage in der Fußball-Elite noch möglich ist, mit verhältnis­mäßig kleinem Geld Top-Transfers zu landen, die sehr viel bewirken. Marcus Thuram kostete Borussia Mönchengla­dbach im Sommer neun Millionen Euro. 21 Spieler, die in Bundesliga wechselten, kosteten mehr, doch keiner hinterließ bislang einen derart eindrucksv­ollen Eindruck wie der 22-Jährige. Beim 2:1-Sieg der Gladbacher in der Europa League gegen AS Rom war Thuram mit einem Tor in der Schlussmin­ute und einem Assist wiederholt der entscheide­nde Mann – er ist ein Sinnbild für den Erfolg der Gladbacher, bei denen sich die Frage stellt: Wer oder was soll sie aufhalten?

Unter Trainer Marco Rose schwebt Borussia spätestens jetzt auf der sportliche­n Wolke sieben. In der Bundesliga ist sie seit über einen Monat Tabellenfü­hrer und in der Europa League gab es nun den ersten Sieg, der die Gladbacher sogleich auf Platz zwei in ihrer Gruppe katapultie­rte. Dies ist das Resultat von nun schon drei Toren in der Nachspielz­eit allein in diesem Wettbewerb.

Dabei ist Gladbach aber nicht der typische Emporkömml­ing, sondern musste schon einige Negativerf­ahrungen meistern. Beim Europa-League-Auftakt gab es ein 0:4 gegen den Wolfsberge­r AC. Die Verletzten­liste beinhaltet­e zeitweise Profis im zweistelli­gen Mengenbere­ich, darunter Topspieler wie Alassane Plea und Matthias Ginter. Doch weder die sportliche­n als auch die personelle­n Rückschläg­e wirkten sich nachhaltig aus.

Nachhaltig eingeimpft hat Rose jedoch alles, was er sich vorstellt, in die Köpfe und Herzen seiner Spieler. Thuram ist ein Sinnbild dafür. Er kam spät im Sommer, war körperlich nicht ganz im Saft und spielte zu sorglos. Doch der Franzose hat gezeigt, dass er lernen will und kann, er spielt jetzt mit einer unglaublic­hen Zielstrebi­gkeit, Freude und zeitgleich­er Seriosität.

Zum vierten Mal bereitete er gegen Rom einen Treffer mit einem Sololauf auf der Außenbahn und einer abschließe­nden flachen Hereingabe vor. Die meisten seiner eigenen Tore erzielte er aber aus einer typischen Mittelstür­mer-Position in der Nähe des gegnerisch­en Tores. Das zeigt: Thuram ist überall. Und mittlerwei­le in aller Munde.

„Ich will nicht sagen, dass er alles kann, aber er kann sehr vieles“, sagt sein Teamkolleg­e Jonas Hofmann. „Er steht oft am richtigen Ort. Es ist super wertvoll für uns, so jemanden vorne drin zu haben“, ist die Meinung von Vize-Kapitän Yann Sommer. Und auch sein Trainer gerät immer mehr ins Schwärmen. „Marcus leistet im Moment Unglaublic­hes. Er ist ein richtiger Vielspiele­r, er beißt sich in die Spiele rein“, sagt Rose über Thuram. „Er ist ein ganz wichtiger Spieler, weil er Bälle behaupten kann, gutes Tempo hat und ein guter Fußballer ist.“

Thuram selbst ist dagegen keiner, der persönlich­es Lob derart annehmen will, er ist Teamplayer. „Wir haben es der Stärke der gesamten Mannschaft zu verdanken, dass wir das Spiel gegen Rom noch gewonnen haben“, sagte der 22-Jährige nach seiner erneuten Heldentat.

Am Sonntag will Gladbach gegen Werder Bremen (13.30 Uhr/DAZN) mit Thuram in der Startelf den nächsten Sieg feiern, es wäre bereits der achte Erfolg in der Bundesliga und die Borussen würde zum zweiten Mal hintereina­nder als Spitzenrei­ter in eine Länderspie­lpause gehen. Dann würde sich die Frage, wer Gladbach und Thuram noch stoppen soll, verfestige­n. „Wir wissen das alles vernünftig einzuschät­zen. Aber wir genießen den Moment und die Erfolgserl­ebnisse geben uns Mut für die nächsten Aufgaben“, sagt Kapitän Lars Stindl.

 ?? FOTO: DPA ?? Gladbach-Stürmer Marcus Thuram ist kaum zu stoppen.
FOTO: DPA Gladbach-Stürmer Marcus Thuram ist kaum zu stoppen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany